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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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aber war ihr
    unerträglich. Er wollte unbedingt an die Dokumente kommen. Sie hatte mit
    deren Übersetzung eben erst begonnen und kannte den der Papiere noch nicht.
    Sie wusste nicht, was an ihnen so außerordentlich war, dass er Ford und Bryant
    ermordet hatte und sie ebenfalls umbringen wollte, nur weil sie von der Existenz
    dieser Dokumente wussten. Vielleicht vermutete Parrish, sie habe bereits mehr
    übersetzt, als es tatsächlich der Fall war. Er wollte die Dokumente nicht nur
    besitzen, er wollte, dass niemand von ihrem , ja, noch nicht einmal von ihrer
    Existenz erfuhr. Was war in diesen Dokumenten verborgen? Weswegen hatten
    ihr Ehemann und ihr Bruder sterben müssen?
    Um diese Fragen zu beantworten, musste sie ihren Laptop schützen. Ihr
    Computer enthielt all ihre Aufzeichnungen, ihre Tagebuchnotizen und ihre
    Sprachprogramme, die sie bei ihrer Arbeit unterstützten. Sie könnte ihre
    Übersetzung also fortsetzen. Und sie würde den Grund herausbekommen. Den
    Grund.
    Wenn sie sich jedoch erfolgreich verstecken wollte, so brauchte sie Geld.
    Sauberes Geld, dessen Quelle man nicht zurückverfolgen konnte.
    Sie musste sich ganz einfach zwingen, zu dem Automaten zu gehen. Sie musste
    alles abheben, was noch im Automaten war - falls zu dieser späten Stunde
    überhaupt noch etwas verfügbar war. Danach würde sie den nächsten Automaten
    aufsuchen. Irgendwie hatte sie es geschafft, die Bibliothek zu verlassen und sich
    an diesem dunklen Platz zu verbergen.

    Ihre Finger waren jetzt taub und blutleer. Es war zwar immer noch fast zwanzig
    Grad warm, sie war aber bereits seit mehreren Stunden durchnässt.
    Sie hätte nicht sagen können, woher sie die Kraft nahm, sich wieder
    aufzurichten. Doch auf einmal stand sie aufrecht, wenn auch wackelig auf den
    Beinen und lehnte sich stützend gegen eine Wand. Sie stieß sich von dort ab,
    und der Schwung ließ sie einige Schritte vorwärts torkeln. Das Entsetzen und die
    Erschöpfung hatten sie jedoch nach wie vor fest in ihrem Griff. Wieder hielt sie
    inne. Sie drückte die Plastiktüte gegen die Brust und spürte das beruhigende
    Gewicht des Laptops. Der Regen rann ihr das Gesicht herunter, und eine dumpfe,
    steinige Masse drückte auf ihr Zwerchfell. Ford, Bryant.
    Herrgott.
    Ihre Füßen kamen wieder in Gang, zwar stolpernd und schleppend, aber sie
    konnte laufen. Mehr musste sie auch nicht tun. Die Handtasche hing ihr über der
    Schulter und schlug gegen ihre Hüfte. Ihre Schritte verlangsamten sich, dann
    blieb sie stehen. Ich Trottel! Es war wirklich ein Wunder, dass man sie bis jetzt
    noch nicht überfallen hatte. War sie doch die ganze Zeit menschenleere Straßen
    entlanggelaufen und hatte ihre Handtasche mit der Geldbörse offen getragen!
    Sie sprang panisch und mit klopfendem Herzen in den Schatten zurück. Einen
    Augenblick lang stand sie wie gelähmt und hielt unruhig in der Dunkelheit nach
    einer jener lichtscheuen Gestalten Ausschau, die Nachts durch die Stadt
    streiften. Doch die kleine Straße blieb leer. Sie atmete schwer. Sie war allein.
    Vielleicht war ihr der Regen zu Hilfe gekommen, und die Obdachlosen, die
    Junkies und die Straßenräuber hatten sich in ihre Unterschlupfe verkrochen. Sie
    lachte in der Dunkelheit hysterisch auf. Obwohl sie in Minneapolis aufgewachsen
    war, wusste sie nicht, welche Viertel man besser meiden sollte. Sie kannte ihre
    Nachbarschaft, die Wege zur Universität, zu den Bibliotheken, zum Postamt, zum
    Supermarkt, zu ihrem Arzt und Zahnarzt. Dienstlich hatten Ford und sie sechs
    Kontinente und wer weiß wie viele Länder bereist, und sie hielt sich für gut
    unterrichtet. Doch nun wurde ihr bewusst, wie wenig sie über ihre Heimatstadt
    wusste, weil sie immer nur in ihre kleine, vertraute Welt eingesponnen gewesen
    war.
    Um jetzt zu überleben, würde sie wachsamer und klüger sein müssen. Da reichte
    es nicht mehr aus, die Türen zu verriegeln, sobald man im Auto saß. Jetzt
    musste sie auf alles gefasst sein, in jedem Winkel konnte die Gefahr lauern. Sie
    musste bereit und fähig sein zu kämpfen. Sie würde wie die Straßenkinder das

    Überleben trainieren müssen, sonst würde sie keine Woche auf der Straße
    durchhalten.
    Sorgfältig ließ sie die Scheckkarte in ihrer Tasche verschwinden und versteckte
    sich wieder unter dem überhängenden Dach. Nachdem sie den wertvollen, in der
    Plastiktüte versteckten Computer abgestellt hatte, öffnete sie ihre Handtasche
    und ging den durch. Sie nahm alles Bargeld heraus und

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