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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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herausfinden konnte, weswegen Parrish
    Ford und Bryant umgebracht hatte. Dafür aber brauchte sie Geld, einen
    Telefonanschluß und den Zugang zu Datenbanken.
    »Ich bin am Ende«, sagte sie mit bleierner Stimme.
    »Nein! « schrie Kristian. In ruhigerem Ton fügte er hinzu: »Nein, das kann ich für
    dich regeln. Wie hoch ist dein Kontostand? «
    »Das weiß ich nicht genau. Ein paar tausend vielleicht. «
    »Suche dir einen anderen Automaten«, riet er ihr. »Ich hacke mich in den
    Computer deiner Bank und ändere das Limit auf, sagen wir, fünftausend Dollar.
    Du hebst die Summe ab, danach stelle ich das Limit auf die übliche Summe
    zurück. Niemals wird irgend jemand herausfinden, wie das gelaufen ist, das
    verspreche ich dir. «
    Etwas wie Hoffnung flackerte in ihr auf, nach den Schreckensstunden dieser
    Nacht ein merkwürdiges Gefühl. Jetzt musste sie nur noch einen Automaten
    finden. Das war leichter gesagt als getan, denn schließlich war sie zu Fuß
    unterwegs.
    »Sieh im Telefonbuch nach«, sagte er. »Jede Filiale deiner Bank hat einen
    Geldautomaten. Such dir den nächstgelegenen heraus. «
    Natürlich. Wie einfach. Normalerweise wäre sie selbst darauf gekommen. Dass
    sie jedoch nicht darauf gekommen war, zeugte vom Ausmaß ihres Schocks und
    ihrer Erschöpfung.
    »In Ordnung, so werde ich es machen. « Glücklicherweise war ein Telefonbuch
    an die Ablage gekettet. Sie öffnete die Schutzhülle. Ein Teil war immerhin noch
    vorhanden. Sogar der wichtigste Teil, das Branchenbuch nämlich. Sie blätterte
    die Kladde bis zu dem Stichwort »Banken« durch. Ihre Bank verfügte über
    sechzehn dieser so genannten »leicht erreichbaren« Filialen. Bis zu der
    nächstgelegenen würde sie schätzungsweise eine halbe Stunde brauchen. »Ich

    gehe jetzt los«, sagte sie. »Wenn nichts dazwischenkommt, dann brauche ich
    vielleicht eine halbe bis dreiviertel Stunde. « Die Polizei konnte sie aufgreifen,
    oder sie konnte erneut überfallen werden. Vielleicht kämmten ja auch Parrish
    und seine Gefolgsleute die Stadt nach ihr ab. Keine der beiden Möglichkeiten
    versprach ein gutes Ende.
    »Ruf mich an«, sagte Kristian nachdrücklich. »Ich schalte mich gleich in den
    Bankcomputer ein. Rufe mich aber trotzdem an und teile mir mit, ob alles glatt
    gelaufen ist. «
    »Das werde ich tun«, versprach sie.
    Sie brauchte für den Halbstundenweg fast eine volle Stunde. Sie war erschöpft,
    und der Laptop wurde mit jedem Schritt schwerer. Vor jedem vorbeifahrenden
    Auto musste sie sich verstecken. Einmal fuhr ein Streifenwagen direkt vor ihr
    über eine Kreuzung, das Blaulicht flimmerte durch die nächtliche Ruhe. Ihr wurde
    vor Panik ganz schwindlig, und ihr Herz pochte laut.
    Die Innenstadt kannte sie nur punktuell. Sie hatte in den Vorstädten gelebt, war
    dort zur Schule gegangen und hatte dort eingekauft. Sie lief einige Häuserblocks
    weit in die falsche Richtung, bevor sie ihren Fehler bemerkte und zurückgehen
    musste. Nur zu deutlich war ihr bewusst, dass die Dämmerung nahte. Die
    Menschen würden aufstehen und im Fernsehen von dem Doppelmord erfahren.
    Die Polizei würde in ihrem Haus Fotos von ihr gefunden haben. Auf
    Hunderttausenden von Fernsehbildschirmen würde ihr Gesicht zu sehen sein.
    Bevor das geschah, musste sie unbedingt einen sicheren Unterschlupf gefunden
    haben.
    Schließlich erreichte sie die Bankfiliale mit dem außen angebrachten,
    erleuchteten Geldautomaten. Die Überwachungskameras liefen: Wenn jemand
    hier ermordet wurde, so konnte man die Bilder gleich in den Abendnachrichten
    zeigen.
    Sie war zu erschöpft, um sich wegen der Kameras oder eines eventuellen
    Raubüberfalls zu sorgen. Wenn sie wieder jemand berauben wollte, so würde sie
    sich diesmal zur Wehr setzen. Sie hatte nicht mehr viel zu verlieren, denn jetzt
    war Geld für sie gleichbedeutend mit Leben geworden. Sie ging auf den
    Automaten zu, holte ihre Bankkarte hervor, folgte den Anweisungen und forderte
    zweitausend Dollar.
    Die Maschine begann Zwanzigdollarscheine auszuspucken. Sie hörte brav nach
    hundert Scheinen damit auf. Welch Segen der Automatisierung!

    Zusammen mit den dreihundert von vorhin konnte nicht mehr viel auf dem Konto
    sein. Sie bemühte sich auch gar nicht mehr, den genauen Kontostand zu
    erfahren. Sie hatte zweitausend Dollar Bargeld in der Hand, und die Zeit drängte.
    Sie eilte um die nächste Ecke und verbarg sich im Schatten. Dort kauerte sie sich
    an eine Wand und stopfte hastig die Scheine in die

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