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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schwerwiegenden Fehler
    begangen, ihnen zu glauben. Sich dermaßen düpieren zu lassen sah ihm gar

    nicht ähnlich, und es ärgerte ihn, zum Narren gehalten worden zu sein. Grace
    musste sich direkt vor dem Haus aufgehalten und alles beobachtet und gehört
    haben. Das Geräusch vor dem Fenster war aller Wahrscheinlichkeit nach sie
    gewesen. Auch dass er vergessen hatte, die Vorhänge richtig zuzuziehen, war ein
    untypischer Fehler. An manchen Tagen lief eben alles schief.
    Er und Conrads Leute waren schnell verschwunden und hatten keine
    Fingerabdrücke oder andere Hinweise auf ihre Anwesenheit zurückgelassen. Die
    Szene im Schlafzimmer machte ganz den Eindruck, den sie geplant hatten. Jeder
    Polizist, der die Spuren untersuchte - zwei halbnackte Männer in einem
    Schlafzimmer, beide mit einer Kugel im Kopf, die Frau des einen nicht auffindbar
    -, nun, der musste wahrlich kein Genie sein, um sich einen Reim darauf zu
    machen. Die klügsten Kriminalisten von Minneapolis hatten genauso reagiert, wie
    er es von ihnen erwartet hatte: Sie hielten sich bedeckt und gaben keine Details
    an die Presse heraus. Gleichzeitig jedoch war Grace ihre Hauptverdächtige. Er
    hatte vermutet, dass sie sofort die Polizei benachrichtigen würde. Also war er in
    sein luxuriöses Haus in Wayzata zurückgekehrt und hatte gewartet. Wegen ihrer
    Anschuldigungen machte er sich keine Sorgen; warum schließlich sollte er zwei
    Menschen umbringen, um an Dokumente zu kommen, deren Aushändigung ihm
    ohnehin nicht verweigert werden konnte? Er saß im Verwaltungsrat zweier
    Krankenhäuser und spendete regelmäßig und freigiebig an alle politisch
    korrekten Wohltätigkeitsorganisationen. Einige der reichsten Familien der Stadt
    machten sich - natürlich unbegründete - Hoffnungen, ihn als Schwiegersohn zu
    gewinnen. Außerdem hatte er in seiner Haushälterin Antonetta Dolk ein sicheres
    Alibi. Sie würde schwören, er habe den ganzen Abend in seinem Arbeitszimmer
    verbracht, und sie habe ihm dort Kaffee serviert. Antonetta war jedem
    Lügendetektortest gewachsen, eine Fähigkeit, die er an seiner Haushälterin
    höher schätzte als gründliches Staubwischen. Natürlich arbeitete sie für die
    Stiftung, denn er hatte dafür Sorge getragen, dass die Menschen in seinem
    Umfeld ihm gegenüber vollkommen loyal waren. Dass die Dokumente nach so
    langer Zeit aufgetaucht waren, war einfach unglaublich. Sie waren bei einer
    Routineausgrabung in Südfrankreich gefunden worden. Bei dieser Ausgrabung
    hatte man nichts wirklich Altes gefunden, weswegen denn auch den Dokumenten
    kaum Aufmerksamkeit geschenkt worden war. Kein Archäologe würde sich von
    Dokumenten Aufschlüsse erwarten, die erst wenige Jahrhunderte alt waren. Um
    den für diese Fehleinschätzung Verantwortlichen würde man sich auch noch

    kümmern müssen - eine weitere Aufgabe für Conrad. Wären die Dokumente
    ordnungsgemäß eingeschätzt worden, wären sie niemals fotokopiert und an
    Grace St. John zur routinemäßigen Übersetzung geschickt worden. Nichts
    dergleichen wäre geschehen, und die wertvolle Information wäre jetzt nicht in
    Graces, sondern in seinen Händen. Ford hatte ihn auf den der Dokumente
    aufmerksam gemacht und so seinen eigenen Tod heraufbeschworen. Das Leben
    kann einem schon manches Schnippchen schlagen, sinnierte Parrish. Fords
    beiläufige Bemerkung, Grace sitze an einer Übersetzung, die etwas mit dem
    Tempelorden zu tun hätte, hatte eine Lawine in Gang gesetzt.
    Parrish war unverzüglich die Eingangslisten durchgegangen und hatte die
    Originaldokumente bis zu ihrem Aufbewahrungsort in Paris zurückverfolgt. Die
    Franzosen bereiteten einem manchmal Schwierigkeiten, Artefakte aus ihrem
    Land zu exportieren, und zwar auch dann, wenn diese weder besonders alt noch
    besonders wertvoll waren.
    Parrish hatte seine Leute losgeschickt, um die Originale zu beschaffen. Doch
    diese waren offenbar einem Brand zum Opfer gefallen, wenn auch in dem
    Gewölbe sonst nichts beschädigt worden war. Von den Dokumenten war nur
    feine, weiße Asche übrig geblieben. Grace St. John besaß also die einzigen noch
    vorhandenen Kopien. Laut der Eingangsbescheinigung arbeitete sie bereits seit
    drei Tagen an der Übersetzung. Grace leistete gute Arbeit, sie verfügte über die
    besten Sprachkenntnisse der Abteilung. Möglicherweise hatte sie bereits genug
    entziffert, um sich der Bedeutung der Dokumente bewusst zu sein. Sowohl Grace
    als auch jeder andere Mitwisser mussten beseitigt

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