Wie Tau Auf Meiner Haut
und da entsprechend
beeinflusste. Die Stiftung bemühte sich darum, den Senator so hinzubiegen, dass
seine Gefälligkeiten der Stiftung dienlich sein würden. Wenn sie das erreichten,
wäre es an dem Senator, anderen den Hintern zu lecken, und Parrishs Hintern
wäre dann derjenige, der geleckt werden würde. Dem Senator war die zukünftige
Richtung seiner rechtlichen Bemühungen noch nicht ganz transparent. Solange
das noch so war, überließ Parrish gerne Skip die Aufgabe, ihn bei Laune zu
halten. Er nickte, und Skip verließ eilig das Zimmer.
Calla lehnte an der Wand und betrachtete ihn mit kühlem, berechnendem Blick.
Der Wind hob die Enden ihrer seidigen Haarsträhnen spielerisch an. In der
nächtlichen Beleuchtung sah ihr Haar so dunkel aus wie das von Grace. Vielleicht
sollte er sie noch nehmen, ehe er sie über das Balkongitter beförderte, dachte
Parrish und spürte, wie ihn der Gedanke erregte.
»Ja, ich weiß über die Stiftung Bescheid«, murmelte Calla, die ihren Blick nicht
von seinem Gesicht nahm. »Skip ist so ein Dummkopf. Er lässt alle möglichen
Papiere im Büro herumliegen, so dass jeder sie einsehen kann. Du solltest ihn
lieber loswerden und statt dessen mit mir arbeiten. «
Parrish hob die Augenbrauen. Sie hatte recht: Skip war wirklich ein Dummkopf.
Seine Nachlässigkeit war unentschuldbar. Man würde sich seiner annehmen
müssen. Die gute Calla aber war absolut nicht auf den Kopf gefallen, und das
Problem, was mit ihr zu machen sei, musste umgehend entschieden werden.
Er lehnte sich gegen die Balkonmauer. In seiner schwarzen Seidenhose und dem
weißen Abendjackett wirkte er äußerst schlank und elegant. Sein lässiges Image
war einerseits kalkuliert, andererseits entsprach es auch seinem Stil. Es machte
die Menschen für die eisige Wirklichkeit blind, die sich unter der Seide verbarg.
Er ahnte jedoch, dass Calla, anders als andere Menschen, ihn sofort richtig
eingeschätzt hatte und genau wusste, wie kurz sie noch zu leben hatte. Aber
statt panisch zu reagieren, erregte sie die Gefahr. Unter dem eng anliegenden
dunkelblauen Kleid stachen ihre Knospen hervor.
»Skip ist es, der die Verbindungen und das Geld hat«, bemerkte er wie nebenbei,
obwohl auch seine Erregung stieg. Grace war die einzige andere Frau, die ihn
ebenfalls sofort richtig eingeschätzt und seinem Charme widerstanden hatte.
Calla machte keinerlei Anstalten, sich ihm zu widersetzen, aber allein schon ihre
Ähnlichkeit erregte Parrish. Es würde nicht so sein wie mit Grace, denn Grace
war von einer Unschuld und von solcher Unkorrumpierbarkeit, dass sie Parrish zu
ungeahnten Anstrengungen treiben würde, sie in den Dreck zu ziehen. Bei Calla
allerdings bezweifelte er, dass es irgendeinen Dreck gäbe, durch den sie noch
nicht gezogen worden war. In gewisser Hinsicht bildete Calla ein verdrehtes,
korrumpiertes Gegenstück zu Grace. Und er wollte sie besitzen.
Calla bedachte seine Bemerkung mit einem Grinsen. »Du glaubst, er hat die
Macht, weil er das Geld in der Hand hat. Wo aber liegt die eigentliche Macht, bei
dem Mann, der das Geld in den Händen hält, oder bei der Frau, die den Mann in
der Hand hat? Was ich über die einflussreichsten Männer dieser Stadt weiß, ist
zehnmal nützlicher als Skips gesellschaftlichen Verbindungen. «
»Benutzt du das Wort >wissen< im biblischen Sinne? «
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, aber sie ging auf den Angriff nicht
weiter ein. »Die Stiftung hat wirkliche Macht. Vergiss die Gewerkschaften, die
politischen Parteien, denn sie alle haben ihre Verbindungen ja durch die Stiftung,
nicht wahr? Ganz gleich, welche Partei im Weißen Haus reagiert, du hast immer
eine direkte Telefonleitung zum Präsidenten. « Meist stimmte das, aber eben
nicht immer. Die Stiftung hatte mit den letzten beiden republikanischen
Präsidenten wenig Glück gehabt, auch nicht mit dem der demokratischen Partei
davor. Vor vier Jahren jedoch hatte sich das Blatt gewendet, und er hatte schnell
die Gelegenheit ergriffen, der Stiftung das zukommen zu lassen, was ihr
sechzehn lange Jahre verwehrt worden war. Er bemühte sich sehr, dass man
diesen garantierten Einfluss noch mindestens vier weitere Jahre würde ausüben
können. Die Politik war zwar langweilig, zur Zeit aber unumgänglich. Wenn er
erst einmal die Dokumente in den Händen hielt, die Grace jetzt hatte, dann
würde er sich nicht mehr darum kümmern müssen, die Politik so zu beeinflussen,
dass
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