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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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und dem Nebel, der wunderbaren Lust, jung zu sein. Das Leben als
    Krieger, das ihm der Ritterorden geboten hatte, hatte ihm sehr zugesagt. Mit den
    Jahren hatte er dort viel lernen können und die Bürde, den Glauben akzeptiert.
    Dennoch hatte Schottland in ihm weitergelebt.
    Jetzt war er wieder zu Hause. Aber obwohl er seine körperlichen Freiheiten in
    vollen Zügen genoss, war er doch eigentlich mit einer noch größeren Bürde
    belastet worden. Einer Bürde, die sein Leben in weitaus größerem Maße
    bestimmte als vorher. Warum hatte Valcour ihn auserwählt, einen
    widerspenstigen, wenngleich treuen Ritter? Hatte Valcour angenommen, er
    würde gerne wieder in sein Heimatland zurückkehren und sein früheres Leben
    bereitwillig wiederaufnehmen? Hatte Valcour die heimliche Erleichterung Nialls
    geahnt, als er ihn von allen Gelübden mit Ausnahme eines einzigen befreite?
    Aber dieses letzte war das größte und das bitterste gewesen, denn es schützte
    jene, die den Orden zerstört hatten. Warum hatte man nicht Artair gewählt?
    Gezwungenerweise hatte der seine Haare wieder wachsen lassen, da er sonst
    seinen eigenen Tod heraufbeschworen hätte, aber abgesehen davon hielt er sich
    immer noch an seine Gelübde, nämlich Enthaltsamkeit und Dienstbarkeit. Artair
    zweifelte nie, niemals verfluchte er Gott für das Geschehene. Niemals hatte er
    seinem Glauben abgeschworen. Falls er anfangs voller Hass gewesen war, so
    hatte er über die Jahre Frieden gefunden und seinen Hass begraben. Trost fand
    er im Gebet und im Kampf. Artair war ein guter Krieger und ein guter Kamerad.
    Ein guter Hüter des Schatzes jedoch wäre er nicht gewesen.
    Niall hatte weder der Kirche noch Gott jemals vergeben. Er hasste, er zweifelte,
    und er verfluchte sich selbst und Valcour und sein geleistetes Gelübde. Am
    Schluss jedoch kam er immer wieder auf dieselbe Wahrheit zurück: Er war der
    Schatzhüter. Valcour hatte gut gewählt.

    Um den Schatz zu beschützen, zog Niall gegen Huwe von Hay in den Krieg und
    wusste, dass er damit eine Blutfehde angezettelt hatte. Er schwor sich, dass das
    meiste Blut auf der Seite des Hayclans fließen sollte. Huwe wollte Krieg haben?
    Nun denn, dann sollte er Krieg bekommen.

    Zweiter Teil – Niall - Kapitel 12

    »Fear-gleidhidh«, murmelte Grace. Sie bewegte das Wort über den Bildschirm
    und versuchte, den Sinn eines Satzes zu erfassen. Fear-gleidhidh heißt >Hüter<.
    Dieses Wort war ihr so oft begegnet, dass sie es beim ersten Lesen sofort
    erkannte. In den letzten paar Monaten hatte sie so viel Zeit mit diesen gälischen
    Dokumenten verbracht, dass sie eine ganze Reihe von Subjektiven erkannte,
    obwohl sie sich in ihrer Schreibweise oft unterschieden. Vergeblich hatte sie
    gehofft, mit einer zweihundert Dollar teuren Kassettensammlung Gälisch zu
    lernen und so den mittelalterlichen Satzbau leichter entziffern zu können. Doch
    immer noch brauchte sie für ein paar Sätze mehrere Stunden.
    Aber was in aller Welt bedeutete cunhachd? Ihre Fingerspitze fuhr die Seite des
    gälischen Wörterbuchs hinunter, aber das Wort konnte sie nicht finden. Könnte
    es vielleicht cunbhalach sein, was »fortwährend« bedeutete, oder cunbhalachd,
    das Wort für »Urteil« ? Nein, ersteres konnte nicht sein, denn wenn sie den Satz
    richtig las, dann stand da: »Der Hüter war der Cunhachd. « Die Großschreibung
    musste als solches nicht unbedingt etwas bedeuten, aber der Satz konnte nicht
    heißen »Der Hüter war der fortwährend«.
    Aber »Der Hüter hat das Urteil«? Wieder ordnete Grace die Wörter neu auf dem
    Bildschirm und überprüfte zum x-ten Mal, ob sie das Verb vielleicht falsch
    gelesen oder die Satzstellung nicht korrekt arrangiert hatte. Ohne Unterricht
    brauchte sie mehr Zeit, um Gälisch zu lernen, als sie jemals für irgendeine
    andere Sprache hatte aufwenden müssen.
    Trotzdem konnte sie nach und nach kleine Fortschritte verzeichnen.

    Noch einmal las sie das Dokument. Sie benutzte eine Lupe, um die verblichenen
    Buchstaben lesen zu können. Nein, das Verb war ganz sicher »hat«. Das Wort
    Cunhachd war das Problem. Als sie es sich näher betrachtete, bemerkte sie, dass
    das »n« verschmiert war. Könnte es also auch ein »m« sein? Sie konsultierte das
    Lexikon, und ein Gefühl des Triumphes durchströmte sie. Cumhachd bedeutete
    »Macht«. »Der Hüter hat die Macht. «
    Sie fuhr sich mit den Händen durch das Haar und ließ die langen Strähnen durch
    ihre Finger gleiten. Welche Synonyme gab es

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