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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Meisterschaft hatte sie es vielleicht noch nicht gebracht, aber sie hatte doch
    eine gewisse Routine in der Handhabung der Waffe erlangt. Jetzt jedenfalls
    konnte sie sie mit einiger Selbstverständlichkeit tragen.
    Sie bezweifelte, dass irgend jemand aus ihrem früheren Bekanntenkreis sie
    heute noch erkennen würde, selbst wenn sie ihr direkt gegenüberstünden. Ihr
    langes, dichtes Haar ließ sie nur noch innerhalb ihrer vier Wände offen
    herunterfallen. Zur Arbeit trug sie eine billige, hellbraune Perücke, ansonsten
    zwirbelte sie ihre Haare zu einem Knoten auf ihrem Kopf zusammen und stülpte
    eine Baseballmütze darüber. Mit knapp fünfzig Kilo war sie dünn. Ihre
    Wangenknochen stachen deutlich über ihren eingefallenen Wangen hervor. Sie
    hatte es geschafft, nicht noch mehr abzunehmen. Dennoch musste sie sich das
    Essen ganz bewusst vornehmen, außerdem trainierte sie regelmäßig, um ihre
    Kräfte zu erhalten. Sie trug enge Jeans und festes, schwarzes Schuhwerk, dazu
    eine pelzgefütterte Leinenjacke, um sich gegen den kalten Winter in Minnesota
    zu schützen. Harmonys ausgezeichnetem Ratschlag folgend, hatte sie sich etwas

    preiswerte Kosmetika gekauft und gelernt, Lippenstift, Wimperntusche und
    Rouge aufzutragen, damit sie nicht wie eine Nonne aussah.
    Ein paar Männer hatten sich zu ihr hingezogen gefühlt, aber ein ausdrucksloser,
    eiskalter Blick und eine feste Absage hatten sie sofort wieder vergrault. Sie
    konnte sich nicht einmal vorstellen, mit einem Mann überhaupt eine Tasse Kaffee
    zusammen zu trinken. Nur in ihren Träumen konnte sie das Erwachen ihrer
    Sexualität nicht verhindern. Der Schwarze Niall war so oft in ihren Gedanken und
    beschäftigte sie so viele Stunden ihres Tages, dass sie ihn nicht aus ihrem
    Unterbewusstsein hatte verbannen können. Er war ganz einfach da, er lebte in
    ihren Träumen, er kämpfte und liebte, er war unerschrocken, schön, bestürzend
    männlich und so bedrohlich, dass sie manchmal vor Angst zitternd aufschreckte.
    Sie hatte noch niemals geträumt, dass er sie bedrohte, aber der Schwarze Niall
    ihrer Einbildung war kein Mann, den man ungestraft betrügen konnte. Wenn sie
    von ihm träumte, fühlte sie sich fast schmerzhaft lebendig. Sie konnte die
    endlose, sie den Tag über schützende Leere nicht beibehalten. Bebend sehnte sie
    sich nach seiner Berührung. Nur zweimal hatte sie sich mit ihm im Traum geliebt,
    aber beide Male waren einfach umwerfend gewesen.
    Es war natürlich ein Fehler, sich ausgerechnet jetzt, wo sie schlafen wollte, an
    diese Träume zu erinnern. Sie drehte sich unruhig auf die Seite, da sie eine
    Wiederholung nicht heraufbeschwören wollte. Die erotischen Träume waren ihr
    allerdings lieber als die von irgendwelchen kriegerischen Auseinandersetzungen,
    die während der letzten vier Monate ständig vorgekommen waren. In ihren
    Träumen watete er durch menschliche Gliedmaßen und durch Blut. Sie konnte
    das Klirren der Schwerter hören, sie spürte die Männer ausrutschen und zu
    Boden sinken, sie hörte sie mühsam keuchen, sie hörte die qualvollen Schreie
    und sah, wie ihre Gesichter sich angesichts des Todes verzerrten. Wenn sie die
    Wahl zwischen Krieg und Sex hatte, dann hätte sie, ohne zu zögern, letzteres
    gewählt, wenn sie nur nicht hinterher immer von Schuldgefühlen geplagt worden
    wäre. Nachdem sie eine volle Stunde so gelegen hatte, setzte sie sich seufzend
    auf und richtete sich auf eine schlaflose Nacht ein. Sie war vollkommen
    übermüdet, aber ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Wieder und wieder ging
    sie ihre Dokumente durch, grübelte über Niall nach und versuchte, irgendeine
    Form der Rache gegenüber Parrish auszuhecken. Sie hatte gehofft, etwas aus
    den Dokumenten gegen ihn verwenden zu können. Bei genauerem Nachdenken
    jedoch musste sie sich eingestehen, dass er in siebenhundert Jahren alten

    Dokumenten natürlich nicht erwähnt sein konnte. Wenn sie sich tatsächlich an
    Parrish rächen wollte, dann musste sie etwas viel naheliegenderes tun,
    beispielsweise ihn eigenhändig ermorden.
    Sie stand vom Bett auf und knipste das Licht an. Ihre Augen blickten starr
    geradeaus, ihr weicher Mund hatte sich zu einer grimmigen Linie verzogen.
    Während der letzten acht Monate hatte sie gelernt, sich selbst zu verteidigen,
    vielleicht hätte sie auch aus Notwehr jemanden umbringen können. Ob sie
    allerdings einen geplanten Mord durchführen konnte, erschien ihr fraglich. Sie lief
    mit um den Körper geschlungenen

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