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Wie Tau Auf Meiner Haut

Titel: Wie Tau Auf Meiner Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Hüters: Victus Rationem Temporis,
    die Ernährung der Zeit oder für die Zeit. Mitten beim Ausziehen ihres T-Shirts
    hielt sie inne. Zeit. Warum tauchte dieses Wort sowohl im lateinischen als auch
    im gälischen Text auf? Wenn sie sich recht erinnerte, so war eine Anspielung

    darauf auch in den französischen Dokumenten aufgetaucht. Hastig drehte sie
    sich zu dem wackeligen Tisch um, den sie als Schreibtisch benutzte, und suchte
    in den Dokumenten ebendiese Seite. »Von den Ketten der Zeit soll er
    unbehindert sein. « Die Zeit überschreiten. Von den Ketten der Zeit befreit sein.
    Die Ernährung der Zeit. Irgendwie hingen diese Dinge alle zusammen, auch
    wenn sie sich noch keinen Reim darauf machen konnte. Alle erwähnten die Zeit.
    War es jedoch wörtlich oder im übertragenen Sinn gemeint? Und was hatte die
    Zeit mit dem Tempelorden zu tun? Diese Rätsel würde sie wohl kaum lösen,
    indem sie darüber nachgrübelte. Sie würde die Dokumente zu Ende übersetzen
    müssen, eine Arbeit, bei der sie das Ende allmählich absehen konnte. Noch drei,
    vielleicht auch vier Wochen, und sie hätte den gälischen Teil abgeschlossen.
    Gälisch war so schwierig, dass sie es bis zum Schluss aufgeschoben hatte. Sie
    konnte sich ihrer Übersetzung dennoch nicht ganz sicher sein, aber sie hatte ihr
    Bestes gegeben. Ob die Dokumente ihr noch mehr außer den Ort des Schatzes
    verraten würden, musste sie erst noch herausfinden.
    Nachdem sie sich für die Nacht zurechtgemacht hatte, packte sie all ihre Papiere
    und ihren Computer in die Tasche zurück und legte sie in Reichweite ihres
    Bettes. Falls sie überraschend wieder aufbrechen musste, dann wollte sie mit
    dem Zusammensuchen ihrer Sachen keine wertvolle Zeit vertrödeln.
    Sie machte das Licht aus. Von dem schmalen, holprigen Bett aus betrachtete sie
    durch das Fenster hindurch die sanft herunterfallenden Schneeflocken. Die
    Jahreszeiten hatten gewechselt, der Sommer war dem Herbst gewichen, die
    kräftigen Farben hatten der Eintönigkeit des Winters Platz gemacht. Acht Monate
    waren vergangen, seit ihr altes Leben geendet hatte. Sie hatte überlebt, aber sie
    hätte nicht behaupten können, dass sie wirklich lebte. Ihr Herz fühlte sich so
    blass und karg wie der Winter selbst an. Ihr Hass gegen Parrish hatte ihren
    Schmerz etwas verdrängen können, aber eigentlich hatte seine Heftigkeit nicht
    nachgelassen. Sie wusste, dass er noch da war, und dass sie ihm eines Tages
    nachgeben würde. Diesen Preis würde sie allerdings erst zahlen, wenn die Zeit
    dazu reif war.
    Jeden Tag wieder dankte sie Harmony. Sie hatte einen Pass auf den Namen
    Louisa Croley, so dass sie notfalls das Land blitzschnell verlassen konnte.
    Nachdem ihr das gelungen war, hatte sie zusätzlich noch andere Namen
    angenommen und neue Arbeit. Zwei Monate lang hatte sie Majorie Flynn
    geheißen, dann hatte sie zu Paulette Bottoms gewechselt. Wieder eine schlecht

    bezahlte Arbeit, wieder ein neues billiges Zimmer. Das Viertel St. Paul in
    Minneapolis war groß genug, um darin unterzutauchen. Da sie niemals jemanden
    aus ihrem früheren Bekanntenkreis traf, hatte sie auch keine Schwierigkeiten,
    ihren Namen häufig zu ändern. Sie folgte Harmonys Ratschlag und befreundete
    sich mit niemandem. Sie hatte jeden Pfennig beiseite gelegt und trotz des
    Autokaufs beinahe viertausend Dollar zusammengespart. Niemals wieder würde
    sie so hilflos sein wie unmittelbar nach den Morden.
    Selbst ohne Geld und Auto wäre sie gar nicht mehr dazu imstande. Denn
    teilweise beruhte ihre damalige Hilflosigkeit auf ihrem Unwissen, wie man auf der
    Straße überleben konnte. Ihre Miene war kühl und ausdruckslos, und sie lief mit
    einer Wachsamkeit, die jedem potentiellen Angreifer signalisierte, dass sie keine
    leichte Beute abgeben würde. Zu Hause übte sie Abends die Bewegungsabläufe
    und Griffe, die ihr Matty beigebracht hatte. Ihre kargen Zimmer richtete sie sich
    so ein, dass sie sich geschützt fühlte und gut arbeiten konnte. Zu keiner Zeit war
    sie unbewaffnet. Sie hatte sich eine billige Pistole gekauft und trug sie ständig
    bei sich. Zusätzlich besaß sie noch ein Messer, das unsichtbar unter ihrem Hemd
    versteckt war. In ihrem Stiefel trug sie einen gespitzten Schraubenzieher, in
    ihrem Hemdsärmel war eine Hutnadel eingenäht, und in ihrer Tasche lag ein
    Bleistift. Es war nicht einfach gewesen, einen geeigneten Ort für ihre
    Schießübungen zu finden. Dazu hatte sie weit ins Land hinausfahren müssen. Bis
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