Wie Tau im Wuestensand
begnügen.
Als er gemerkt hatte, daß es Linc in
ihrem Leben nicht mehr gab, zeigte er größtes Interesse, die Lücke zu füllen.
Holly hatte ihm eine höfliche, aber
grundsätzliche Absage erteilt, ganz anders als früher in ihrer Unsicherheit gegenüber
seinen Avancen.
Ich
fühle mich geschmeichelt, aber nein danke!
Warum? hatte Roger gefragt. Du weißt
doch, daß ich dich nicht verletzen würde. Ich habe keine schlechten Angewohnheiten,
und ich bin nachgewiesenermaßen frei von ansteckenden Krankheiten außer der
der Leidenschaft.
Nein.
Shannon,
wir passen gut zueinander.
Hör mir zu, Roger. Wenn du das Thema
jemals wieder auf den Tisch bringst, werde ich Royce Design verlassen und niemals
zurückkehren.
Shannon ...
Ich habe schon ganz anderen Dingen
den Rücken gekehrt, um zu überleben. Du solltest mich also wirklich ernst
nehmen. Und diesem
Rat beugte er sich.
Die leidige Angelegenheit zwischen
Roger und ihr war nie wieder zur Sprache gekommen.
Ihr Chef trug es ihr auch nicht
nach. Eine Woche schwieg er vorsichtshalber, dann behandelte er sie wieder mit
der altgewohnten Kameradschaftlichkeit und dem flapsigen Witzeln. Die Räder
des Jeeps wirbelten den Sand der Antilopenschlucht in harten Bögen auf und
stellten deutlich Hollys Gemütsverfassung dar. Er regnete auf ihre
Windschutzscheibe und blieb auf dem Kühler liegen.
Sie ignorierte alle Widrigkeiten und
verlangsamte ihr Tempo kein bißchen. Bis an den Rand seiner Belastbarkeit
peitschte sie den Wagen vorwärts und hielt ihn dort mit einer konzentrierten
Unnachgiebigkeit, mit der sie während der letzten vier Monate auch alles andere
in ihrem Leben bewältigt hatte.
Ob es nun die Arbeit war oder sie
sich sonst in irgendeiner Weise anspornen mußte, so konnte sie jedenfalls
zeitweise ihre Erinnerungen verdrängen.
Doch die Ereignisse wüteten direkt
unter ihrer Shannonmaske weiter und quälten Holly.
Linc hatte sie eine Woche nach Cabo
San Lucas angerufen. Holly, das ist doch kein Zustand!
Hast du mir denn etwas Neues
mitzuteilen, Linc?
Bei der Frage war eine schmerzhafte
Hoffnung in ihr aufgeflackert.
Ich verlange nach dir, Holly. Ich
kann vor Sehnsucht nicht mehr schlafen.
Haben! Begehren! Das ist nichts
Neues, Linc.
Schweigend hatten sie beide der
Frage gelauscht, die sie nie wieder stellen würde.
Liebst du mich? Und schweigend hatte sie Lincs
Antwort hingenommen. Nein.
Dann erst kamen all die drängenden
Worte, die die schreccliche Stille hätten füllen sollen.
Holly, verhärte dich nicht! Du
begehrst mich. Dessen bin ich mir absolut sicher.
Wortlos brach sie dann das Gespräch
ab. Sie ertrug es nicht, ihren eigenen Schmerz in Lincs Stimme widerhallen zu
hören. Verlangen genügte ihr nicht.
Wenn es darum gegangen wäre, hätte
sie ihn nicht verlassen. Holly hatte keine seiner späteren Anrufe mehr
entgegengenommen. Der kurze Hoffnungsstrahl hatte ihr zu sehr zugesetzt und
sie an die Illusion erinnert, als ein Traum Wahrheit geworden schien: ihre
gemeinsame Liebe.
Zu leben und sich ganz und gar
lebendig zu fühlen!
Daran zu glauben, daß alles möglich
war, sogar die Liebe eines Mannes, der schöne Frauen eigentlich für unwürdig
hielt. Mit der Zeit hatten Lincs Anrufe aufgehört.
Und Holly dachte optimistisch, daß
es ihr gleichgültig werden würde.
Mit ihrem Fuß fest auf dem Gaspedal
bockte der Jeep und rutschte über den letzten Kamm, der sie noch von Hidden
Springs trennte.
Ihr Blick fiel sofort auf drei
Pferde mit ihren Reitern, die direkt neben ihrem damaligen Zeltlager standen.
Schlingernd bremste sie den Jeep ab und brachte ihn dreck- und steine-spritzend
neben den wartenden Gestalten zum Stehen.
Sie brauchte ihre gesamte
Selbstbeherrschung, um nicht fluchtartig zu wenden und denselben Weg, den sie
eben gekommen war, wieder zurückzufahren.
Nein. So hätte Holly reagiert, sagte
sie sich bitter. Holly aber hatte hier nichts mehr zu suchen.
Es betraf Shannon.
Weil nur Shannon hatte überleben
können.
Reglos saß sie hinter dem Steuer und
beobachtete Linc, der keine hundert Meter entfernt auf Sand Dancer saß. Dann
drehte er sich um und blickte sie an.
Jetzt erst merkte Holly, wie sehr
die gnadenlose Hitze auch ihr zusetzte und sie niederdrückte. Es gab keinerlei
Halt, sie spürte keinen Boden mehr unter den Füßen. Ihre Welt war erneut im
Begriff, auseinanderzufallen. Einzig Lincs ausdauernder Blick stützte sie.
Gleich würde er sich abwenden und sie in eine bodenlose Tiefe fallen lassen.
Das darf
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