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Wie Tau im Wuestensand

Wie Tau im Wuestensand

Titel: Wie Tau im Wuestensand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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nahm einen hellbraunen Augenbrauenstift.
    »Ich streite mich nicht«, fuhr sie
ruhig fort. »Im Gegensatz zu dir habe ich nicht einmal meine Stimme erhoben.«
    Es kostete sie ihre ganze
professionelle Willenskraft, gelassen zu bleiben, während sie den
Augenbrauenstift beiseite legte, einen bläulichen Lidschatten hervorkramte und
sich wieder Beth zuwandte.
    »Das Make-up eines Flitchens wird
zentimeterdick mit einem Spachtel aufgetragen.«
    »Eindeutig«, bellte er.
    »Dieses Make-up jedoch wurde
aufgrund seiner dezenten Transparenz gewählt, und ein Spachtel ist weit und
breit nicht zu sehen.«
    Seine Gesichtsmuskeln erstarrten.
Mit verschränkten Armen lehnte er im Eingang, wo er unverhältnismäßig groß
wirkte und die ganze Tür ausfüllte.
    »Schönheit ist, was Schönheit tut!«
Er stemmte die Fäuste in die Taille.
    »Das sehe ich auch so«, gab sie
zurück.
    Sie griff nach einem
Metalliclidschatten, um ihn mit dem Blau zu mischen.
    »Du hast aber dein möglichstes
getan, damit Beth so unscheinbar wie nur irgend möglich bleibt, nicht wahr?«
mutmaßte Holly im folgenden.
    »Darauf
kannst du jede Wette eingehen.«
    »Warum?«
bohrte Holly nach. »Vertraust du ihr nicht?«
    »Was soll das denn nun wieder
heißen?«
    Beth zuckte bei dem schneidenden Tonfall
ihres Bruders zusammen.
    Holly
drückte sie sanft auf den Stuhl zurück.
    »Ich meine damit, daß du sowohl
Beth' Kleidung als auch ihre Frisur mit einem untrüglichen Gespür für ...«
    »Herzlichen
Dank«, unterbrach Linc sie sarkastisch.
    »...mit einem untrüglichen Gespür
dafür, ihre natürliche und mit den Jahren wachsende Schönheit zu verstecken, bestimmst«,
beendete Holly ihren Satz.
    Sein
Gesicht versteinerte noch mehr.
    »Sie sah
gut aus, wie sie aussah«, fuhr er sie eisig an.
    »In deinen Augen schon. Beth selbst
aber möchte sich verändern.«
    »Sie ist
noch zu jung, um zu wissen, was für sie gut ist.«
    »Schönheit jedenfalls kann
auf keinen Fall gut für sie sein?« fragte Holly leise. »Ist es das, was du
damit meinst?«
    Lincs Lippen preßten sich zusammen
und sahen so unnachgiebig aus, als seien sie aus Kunststoff.
    »Kannst du denn nicht sehen, daß
sich zwar das äußere Erscheinungsbild von Beth ändert, sie aber genauso
liebenswert geblieben ist?« fragte Holly ruhig.
    Linc
schwieg.
    »Mein Gott, Linc«, wollte sie ihn aufrütteln.
»Du hast Beth großgezogen. Sie ist wie deine Tochter!«
    »Sie ist auch die Tochter ihrer
Mutter«, entgegnete er beißend. »Und ihre Mutter war eine niederträchtige
Hure.«
    »Ich hasse
dich!« schrie Beth.
    Sie sprang auf. Tränenüberströmt
rannte sie hinaus. Schweigend hörten Linc und Holly, wie ihre Schritte in
Richtung ihres Zimmers polterten. Dann krachte eine Tür ins Schloß.
    Mit zitternden Händen packte Holly
ihre Schminksachen zusammen.
    »Bist du ernsthaft der Ansicht, daß
Beth wegen ein bißchen Make-up ein Flittchen wird?« fragte sie mit vor Wut
bebender Stimme.
    »Natürlich
nicht!«
    »Dann würde ich vorschlagen, daß du
ihr das auch sagst, wenn ihr euch beide ein wenig beruhigt habt.«
    Holly ließ das Köfferchen zuklappen.
Dann wandte sie sich Linc zu, wobei sie das Corpus delicti schützend vor sich
hielt. Ihr Gesicht zeigte dieselbe Entschlossenheit wie seines.
    »Und wie steht es mit mir?« fragte
sie.
    »Wie meinst
du das?«
    »Wenn ich aus meiner Kinderkleidung
steige und mehr als nur Seife mein Gesicht berührt, werde ich dann automatisch
in deinem Ansehen sinken?«
    »Holly ...«
    »Werden ein schickes Kleid und ein
paar Striche mit dem Farbstift mich in ein wertloses, verlogenes,
betrügerisches Subjekt verwandeln?« fuhr sie unnachgiebig fort.
    »Holly ...«
    »Werden sie
das?« fragte sie mit lauter werdender Stimme. »Mach dich nicht lächerlich.«
    »Schönheit
ist, was Schönheit tut, nicht wahr?«
    »Immer!«
schnaubte er.
    »Außer wenn Schönheit mit deinen
Vorurteilen in Konflikt gerät. Dann ist es vollkommen gleichgültig, was
Schönheit tut, dann ist Schönheit ein himmelschreiender Frevel.«
    »Ich dachte eigentlich, daß wir eine
Feuerpause vereinbart hätten«, erwiderte er kühl.
    »Meine eigene Zukunft würde ich
dafür gerne aufs Spiel setzen«, erteilte Holly ihm Bescheid. »Aber verdammt
noch eins, nicht die von Beth!«
    »Was willst du damit sagen?«
    »So, wie du Beth triezt, treibst du
sie, noch bevor das Jahr rum ist, zu aufreizender Kleidung und auf die
Rücksitze irgendwelcher Autos.«
    »Das ist doch vollkommener
Blödsinn!«
    »Es ist

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