Wie Tau im Wuestensand
und ein ganzes Schwein
rösteten langsam vor sich hin. Der Barkeeper hatte seinen Tresen an einer Seite
der Terrasse zwischen Pflanzen und duftenden Blumen plaziert.
Obwohl die Versteigerung erst um
eins anfing, trafen bereits ab neun Uhr Leute ein. Die meisten von ihnen
hielten sich in der Verkaufsscheune auf, um sich die Pferde anzusehen. Dabei
war es unvermeidlich, daß manche Typen mehr an einem Besuch als an einem
echten Kauf interessiert waren.
Holly hatte ihre erste Tasse Kaffee
noch nicht halb leer getrunken, als Arbeiter sie mit Fragen bestürmten. Gäste
kamen vorbei und fragten ebenfalls alles mögliche. Beth kümmerte sich um die
Besucher. Und Holly um den Rest.
Als die Mittagszeit herannahte, war
Holly unzufrieden und ungeduldig. Sie hatte Lieferanten beruhigt, sich mit
ungela denen Gästen unterhalten, sich als Bademeisterin am Pool für zwei
Kinder betätigt, deren Mutter nicht hatte nein sagen können, hatte einer
anderen Familie bedeutet, daß deren fünf Pudel nicht inmitten der Araberpferde
frei herumlaufen konnten – und überall dort die Buschfeuer gelöscht, wo sie
ausgebrochen waren.
Sie hatte sich aufgearbeitet. Nur
Linc, ihr ganz persönliches Buschfeuer, hatte sie nicht zu Gesicht bekommen.
Jedesmal, wenn sie sich in Richtung
Scheune aufmachen wollte, hatte ein Arbeiter sie festgehalten und gefragt,
wohin er dies und was er mit jenem tun solle. Sie mußte sich ständig zusammenreißen,
damit ihre Anordnungen nicht unhöflich wurden.
Als es bereits drei Uhr nachmittags
war, hatte Holly beschlossen, bis zur Scheune vorzudringen, ganz gleich, wer
sich ihr in den Weg stellte.
Kaum, aber hatte sie den Garten
betreten, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Wie eine Katze schnellte
sie herum und gab sich nicht die geringste Mühe, ihren Ärger zu unterdrücken.
»Kann es denn nicht warten?«
Dann blickte sie in Beth'
erschrockenes Gesicht.
»Tut mir leid«, bedauerte Holly.
»Ich hatte keine Ahnung, daß du es bist. Seit heute früh um neun versuche ich
zu Linc zu gelangen, aber jedesmal hindert mich irgend jemand daran.«
»Deswegen bin ich ja gekommen«,
sagte Beth. »Er hat von der Scheune aus angerufen. Shadow Dancer hat es endlich
geschafft.«
»Ein
lebendiges kleines Fohlen?« fragte Holly begeistert.
»Ja, ein
Mädchen. Mutter und Tochter sind wohlauf.«
»Gott sei Dank! Bei so einer langen
Geburt kommt es oft vor, daß das Fohlen überfordert ist.« Holly rieb sich den
Nacken und versuchte sich zu entspannen. »Wie hörte sich Linc denn an?«
»Müde«, erwiderte Beth. »Er hat sich
für seinen Ausrutscher gestern abend entschuldigt. Ich habe mich auch entschuldigt,
aber ...«
»Aber?«
»Es ändert nichts daran, wie wir
beide darüber denken, nicht wahr? Ich möchte halt immer noch älter als zehn
aussehen. Und er will, daß ich ein Baby bleibe. Es ist einfach nicht fair.«
»Vieles ist nicht fair«, brummte
Holly. »Gib Linc noch etwas Zeit, Schätzchen. Er muß lernen, daß Schönheit
nichts mit Gemeinheit zu tun hat.«
Beth blickte stur geradeaus.
»Soll das heißen, daß du mir für das
Fest heute abend nicht meine Frisur und mein Make-up machen wirst?«
»Also, hör mal! Acht Uhr, wie
abgemacht.«
Beth streckte ihre Hand aus.
»Abgemacht.«
Holly drückte die Hand des Mädchens.
»Wir sind Komplizinnen bei einem
Coup«, sagte sie ironisch.
»Um was für einen Coup handelt es
sich denn?« ertönte eine tiefe Stimme in ihrem Rücken. »Etwa darum, ein paar
Torten zu stehlen?«
Holly wandte sich um und lächelte
Linc ein wenig ermattet zu.
»Wenn du unsere Vereinbarung nicht
brechen willst, solltest du lieber nicht fragen«, warnte sie.
»Ich wollte sie schon gestern nacht
nicht brechen. Und momentan bin ich noch weniger in der Verfassung für einen
Streit.«
Gähnend fuhr er sich mit der Hand
durch die Haare.
Die Schatten unter seinen Augen
rührten Holly. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn zärtlich auf
die Lippen.
»Dann halten wir unsere Vereinbarung
allesamt aufrecht«, faßte sie zusammen. »Ich fühle mich auch nicht gerade bärenstark.«
Er zog sie eng an sich.
»Schlecht geschlafen letzte Nacht?«
fragte er.
»Allerdings.«
»Das kommt davon, weil du so alleine
bist«, flüsterte er ihr ins Ohr, damit Beth es nicht hörte.
Der Partylieferant rief Holly über
den Hof hinweg etwas zu. Sie beachtete ihn nicht.
Der Mann kam mit schnellen Schritten
zielstrebig herbeigeeilt.
Sie stöhnte. »Verflucht soll er
sein. Er
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