Wie Tau im Wuestensand
hängt sich an einen wie eine Zecke.«
»Ich kümmere mich um ihn«, sagte
Beth und ging dem Mann entgegen.
»Vermutlich hat er wieder etwas an
der Küche zu beanstanden«, sagte Holly. »Wegen der einen Mikrowelle.«
»Wenn er zwei Mikrowellen braucht,
dann hätte er noch eine weitere mitbringen sollen.«
»Das habe ich ihm bereits
mitgeteilt«, gab Holly Auskunft. »Dann wird er es eben noch einmal zu hören
bekommen, und zwar von einer McKenzie!«
Aufrecht und für ihr Alter
ausgesprochen selbstsicher trat Beth dem Herrn entgegen.
Linc ergriff Hollys Hand und zog sie
Richtung Haus. Auf Zehenspitzen stahlen sie sich durch die Küche und stiegen
die Treppe hoch, wobei sie jedes Zusammentreffen mit Gästen und Arbeitern
gleichermaßen vermieden.
Als sie das Schlafzimmer erreicht
hatten, legte Linc das schnurlose Telefon in den Flur und schloß die Tür. Dann
streckte er sich und dehnte Arme und Beine.
Langsam knöpfte er sein Hemd auf. Er
zuckte etwas zusammen, als er sich aus den langen Ärmeln schälte.
Holly erinnerte sich an das
Unwetter, die Blitze und wie Linc von dem fallenden Pferd
gesprungen und auf einem Felsbrocken gelandet war.
»Tut es immer noch weh?« fragte sie.
»Nur ein wenig steif. Shadow Dancer
wollte ihr Fohlen unbedingt stehend zur Welt bringen, weiß der Kuckuck, warum.«
»Schade, daß du nicht der
Pferdesprache mächtig bist. Dann hättest du ihr einen besseren Rat erteilen
können.«
Linc lächelte und bog seinen Rücken
durch. »Letztendlich hat sie sich doch hingelegt«, sagte er. »Nach einer Weile
hat sie es kapiert, dann brauchte ich ihren Kopf nicht mehr zu halten.«
Holly betrachtete die Spuren der
Erschöpfung in seinen Zügen.
Jetzt ist nicht der richtige
Zeitpunkt, um das Thema Shannon aufzugreifen, dachte sie unglücklich. Linc ist
inzwischen viel zu müde, bei einer solchen Erörterung sachlich zu bleiben.
In dieser Hinsicht durfte er sich
nicht verrennen, wenn eine gemeinsame Zukunft überhaupt eine Chance haben
sollte.
»Was du brauchst, ist eine richtige
Abreibung«, stellte Holly fest.
»Du meinst, wie ein Pferd, ja?«
»Glücklicherweise bist du ein wenig
kleiner. Allerdings nicht viel.«
Linc lächelte. »Ich bin um einiges
größer als das jüngste Pferd auf dem Hof.«
Prustend ging sie an ihm vorbei ins
Badezimmer. Sie kam mit einer Flasche Duftöl zurück, das sie selbst nach dem
Duschen benutzte.
»Hinterher wirst du etwas abwaschen
müssen«, meinte sie. »Aber jetzt darfst du erst einmal die Nase dranhalten.«
Das tat er.
»Riecht frisch und sauber, so wie
du«, sagte er.
Erschöpft legte er sich mit dem
Gesicht nach unten auf das große Bett. Sie konnte nur an ihn herankommen, wenn
sie sich rittlings auf seine Rückseite setzte.
Sie machte es sich bequem, wärmte
etwas Öl in ihren Händen und begann mit den großen, widerspenstigen Rückenmuskeln,
knetete sie von der Taille aufwärts.
Es stellte sich als Schwerarbeit
heraus, denn seine Muskeln waren ebenso kräftig wie verspannt.
Linc
stöhnte.
»Zu
heftig?« fragte Holly.
»Zu schön.
Wer hat dir das beigebracht?«
»Mein Ballettlehrer. Wir haben uns
damals immer irgend etwas verzerrt oder verstaucht, also hat er uns gezeigt,
wie man diese Ärgernisse wegmassiert.«
Ein paar Minuten lang arbeitete sie
schweigend weiter und bewunderte Lincs Rücken. Sein Rückgrat war eine Furche,
durch die sie genau ihre Fingerspitze gleiten lassen konnte. Auf beiden Seiten
erhoben sich stark ausgeprägte Muskelberge, die jedoch nicht massig wirkten.
Er hatte den Körper eines
Profischwimmers. Seine langgestreckten Muskeln waren geschmeidig und kräftig.
Vorsichtig setzte Holly ihren Ellenbogen auf eine besonders harte Stelle. Sie
beugte sich vor und vermehrte langsam den Druck auf den verspannten Punkt.
Wieder stöhnte er auf, allerdings
nicht vor Schmerz.
Sie wärmte noch etwas Öl und strich
ihm über die Schultern, die Arme, die Hände bis hin zu den Fingerspitzen,
wobei er anerkennend schnaufte.
Holly massierte Linc, bis ihre Hände
und Handgelenke schmerzten, was ihr aber gar nicht weiter auffiel. Es war ein
sinnliches, fast erregendes Vergnügen, ihn zu berühren.
Außer Linc hatte sie noch niemals
einen Mann als wirklich schön empfunden. Gutaussehend, das ja. Das war ja in
ihrem Beruf keine Seltenheit. Aber noch niemals war sie einem wirclich schönen
Mann begegnet.
Linc besaß eine potente, männliche
Schönheit, die sie auf dieselbe Weise beeindruckte, wie es die Wüste und die
Berge
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