Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
richtig?«
»Ja. Richtig.«
»Hey, Gracie?«
»Ja?«
»Was hast du gerade an?«
»Natürlich bin ich nackt. Bis auf die Stilettos. Die verfangen sich dauernd in der Bettwäsche.«
»Wahnsinn!«
Ein großer Schritt
Früh am Morgen lag ich im Bett und versuchte, nicht nachzudenken.
Unmöglich. Ich heiratete. Einen Mann, den ich erst seit wenigen Jahren kannte. Sollte man jemanden nicht, sagen wir, zwanzig Jahre lang kennen, bevor man sich für immer bindet?
Und mein Vater würde meine Hochzeit verpassen.
Ich rief Dan in Tokio an. »Hey«, sagte ich, als er sich meldete. »So, wie’s aussieht, heirate ich heute.«
»Ich weiß. Deine Mutter hat mir eine E-Mail geschrieben.«
»Tut mir leid, die Ereignisse haben sich einfach überschlagen.«
»Ich verstehe.«
»Vielleicht wärst du aber gerne gekommen. Zwar nicht um mich Ty zu übergeben oder so etwas Dämliches. Sondern nur um dabei zu sein …«
»Natürlich wäre ich das. Aber mach dir keine Sorgen um mich. Es hört sich an, als sei alles arrangiert, und ich weiß, dass du es hinter dich bringen wolltest, bevor das Baby kommt. Du, Tyler und ich können ein bisschen feiern, wenn ich wiederkomme.«
»Einverstanden.«
»Beauftrage jemanden, Fotos zu machen.«
»Mache ich.«
»Sei tapfer.«
»Okay, Dan«, quietschte ich. »Ich … Ich hab dich lieb.«
»Ich habe dich auch lieb.«
Anschließend versuchte ich erneut, noch etwas zu schlafen. Aber es war sinnlos. Ich setzte mich im Bett auf und redete leise mit dem Knubbel.
»Hey, du da drin. Wie geht’s? Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Dein Dad und ich heiraten heute. Ich glaube, du wirst ihn mögen, sogar sehr. Er ist stark. Er hat warme Hände. Und er ist lustig! Du wirst schon sehen. Es wird cool sein, ihn als Vater zu haben. Die Leute werden dich automatisch auch cool finden. Hm. Ob das etwas Gutes ist? Wie kann ich sicher sein, dass du Freunde findest, die dich wirklich mögen? Das muss ich noch herausfinden. Aber mach dir deswegen jetzt noch keine Sorgen. Ich rede mit deinem Dad. Manchmal fällt ihm etwas ein, woran ich noch gar nicht gedacht habe. Wir werden beide daran arbeiten. Es wird dir gut gehen. Es wird alles gut.«
Berühmte letzte Worte.
Endlich zurechtgemacht sah ich aus wie ein hochschwangerer Teenager auf dem Abschlussball.
Mein Kleid galt als etwas Neues und etwas Blaues zugleich. Als etwas Altes lieh mir Peg zwei Diamantohrgehänge, die ihrer Urgroßmutter gehört hatten. Die auch Mrs John Jacob Astor zum Dinner auf der Titanic hätte getragen haben könnte.
Nebenbei bemerkt: Den Gedanken an die Titanic mochte ich gerade überhaupt nicht.
Julia und Ed hatten mein Haar aufgedreht, und jetzt hingen lange Korkenzieherlocken rechts und links neben meinem Gesicht herunter. Ich sah aus wie eine der Brontës.
»Viel zu kringelig«, meckerte Julia.
Ed lächelte geduldig und warf mir einen Blick zu. Er und meine Mutter waren sich noch nicht allzu oft begegnet, doch sie waren sich in gewisser Weise viel zu ähnlich, um wirklich gut miteinander auszukommen.
»Die hängen sich schnell wieder aus«, erwiderte ich traurig. Ich kannte meine Haare.
Ed bürstete die Locken zu weichen Wellen und steckte mir einige Strähnen mit einer Silberspange zurück. Dann half mir Peg in das Kleid, und da ich meine Füße weder sehen, geschweige denn erreichen konnte, kniete sich Julia hin und schnallte meine Sandalen zu.
»Du siehst wunderschön aus!«, sagte sie.
»Danke!«, brachte ich zittrig hervor und sah sie der Reihe nach beglückt an. »Ihr seid so lieb!«
Ed ging schon mal vor, um Boris abzuholen, während Peg und Julia mich auf dem Weg zum Rathaus begleiteten.
Eine regelrechte Menschenmenge begrüßte uns auf dem Gang vor dem Hochzeitssaal des Rathauses!
Tys Familie. Alle waren schick angezogen, sogar Nathan trug einen Anzug.
Bogue und Allison – die jetzt überraschenderweise blond und auf eine zarte Weise hübsch aussah. Sie wirkte überhaupt nicht mehr finster.
Dave, Tys Manager, war auch da.
Ed und Boris, makellos gekleidet.
Und Ty. Weg war der hässliche, quadratische Anzug, den er zur Geburtstagsfeier seiner Großmutter getragen hatte. Stattdessen trug er einen auf Figur geschnittenen, schwarzen Anzug im Vintagestil, mit einer Weste, in der er einem romantischen viktorianischen Dichter glich.
Jean küsste mich auf die Wange und überreichte mir einen hinreißenden Brautstrauß aus elfenbein- und pfirsichfarbenen Rosen. »Ty hat die Blumen für dich
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