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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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geschehen!«, flötete ich, räumte die leeren Teller ab und wischte Krümel vom Tisch. Als ich mich erhob, stand ich praktisch zwischen seinen Knien.
    »So«, sagte ich.
    Er schien nicht zu begreifen, dass ich gehen wollte. Er machte es sich in seinem Stuhl bequem und musterte mich unter seinen kastanienbraunen Wimpern hervor. Dann klopfte er auf seinen Oberschenkel.
    »Komm, setz dich ein bisschen zu mir.«
    »Nein.«
    »Komm schon, Gracie.« Sanft fuhr er mit dem Zeigefinger über meinen Unterarm. »Ich verspreche, es wird dir gefallen.«
    Ich trat seinen Stuhl weg.
    Er stand auf.
    Als wir mit dem Aufzug nach unten fuhren, fragte er: »Bist du sauer auf mich?«
    »Warum sollte ich?«, fragte ich gespielt munter zurück.
    Er brachte mich zur U-Bahn-Haltestelle an der 50th, Ecke Broadway.
    »Mach’s gut«, sagte ich. »Falls wir uns vorher nicht mehr sehen: Fröhliche Weihnachten.«
    »Ich dachte, du würdest am Montagabend vorbeikommen.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht, ich muss noch sehr viele Einkäufe erledigen.«
    »Aber du musst kommen! Ich habe mir solche Mühe mit deinem Weihnachtsgeschenk gegeben.«
    »Wirklich?«
    Er lächelte.
    »Was ist es, Ty?«
    »Komm vorbei, dann erfährst du’s.«

Unterschwellige Gedanken an Brandstiftung
    Es war mein letzter Arbeitstag, danach hatte ich eine Woche frei. Am nächsten Tag war Heiligabend, und Steven und ich wollten nach New Jersey fahren.
    Kein Mensch arbeitete mehr richtig. Ed war bereits nach Houston geflogen, und im Büro war es langweilig ohne ihn. Wir saßen im Pausenraum, aßen Plätzchen, tranken Eierpunsch und öffneten unsere Wichtelgeschenke.
    Ich war der Wichtel für eine etwas schroffe ältere Dame aus der Herstellungsabteilung namens Carol. Wir hatten noch nicht oft zusammengearbeitet, und ich wusste nichts weiter über sie, als dass ihr Mann kürzlich verstorben war und sie gerne handarbeitete. Außerdem hatte mir irgendjemand erzählt, dass sie Katzen hatte. Also hatte ich mein Wichtellimit von zwanzig Dollar erheblich überschritten und schenkte ihr ein Stickset, das ich im Geschenkeladen der Met erstanden hatte, einen Kissenbezug mit Katzenmotiv.
    Sie packte es aus, lächelte gequält und schlug dann die Hände vor das Gesicht.
    Ich ging zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. Andere Kollegen umringten uns.
    »Es ist so furchtbar schwer«, schluchzte Carol.
    Keiner von uns wusste etwas zu sagen. Ich hoffte, es half ihr ein wenig, dass wir ihr zuhörten. Jemand reichte ihr ein Taschentuch. Ich tätschelte ihre Schulter.
    »Tut mir leid«, schniefte sie und wischte sich die Augen. »Es liegt nur an dieser Scheißjahreszeit.«
    Mein Wichtel war zweifellos Bill gewesen. Er schenkte mir eine Dose Dänische Butterplätzchen und ein Tontier zur Kresseanzucht in Form einer Kuh. Offenbar erledigte er seine Weihnachtseinkäufe im Duane Reade Drugstore im Erdgeschoss. Die Kuh glotzte mich dämlich an, und ich bedankte mich artig.
    Kurz bevor ich nach Hause ging, rief mich Peg an und wollte wissen, ob ich mit zu Tylers Auftritt käme. Ich versprach, später nachzukommen, aber erst müsse ich Steven zu seiner Betriebsfeier begleiten.
    Nachdem wir aufgelegt hatten, griff ich nach einem Notizblock mit meinem Briefkopf und kritzelte eine Auswahl meiner Lieblingsstücke darauf. Es war eine Mischung alter Oldies wie That’s the Way of the World von Earth, Wind and Fire und nicht ganz so alter Oldies aus meiner Highschoolzeit, zum Beispiel Change von Blind Melon . Besonders hob ich Kate Bushs zukunftsweisendes Album The Kick Inside hervor, eine herausragende Platte aus den späten Siebzigern, auf die mich eine Freundin im College aufmerksam gemacht hatte.
    Stevens Unternehmen feierte in einem Nachtclub in Midtown, inklusive üppigem Büfett, freien Getränken und einer Jazzband. Wir saßen mit zwei Anwaltskollegen, Nico und Ron, sowie Rons Frau Jody zusammen.
    Nico litt unter einer Trennung, die offenbar sehr ähnlich wie die von Steven verlaufen war. Er hatte seine Frau während des Jurastudiums kennengelernt, war einige Jahre mit ihr verheiratet gewesen, und dann hatte sie etwas mit einem anderen angefangen, mit dem sie in einer Anwaltskanzlei zusammengearbeitet hatte. Nico gab sich große Mühe, nicht unsozial zu sein, trug aber ständig einen deprimierten Gesichtsausdruck zur Schau. Er war gereizt, misstrauisch und zynisch, lachte zu schnell und zu laut. Als er seinen Drink verschüttete, wischte Steven die Bescherung auf, und Ron ging seinem Kollegen

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