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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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bei all der Bewunderung, die ihm sonst entgegenschlug?
    »Jetzt iss doch mal, Ty«, mahnte ich.
    Er legte die Gitarre weg. »Ich habe die Krankenhausrechnung bekommen«, sagte er, Suppe schlürfend.
    »Und, schlimm?«
    »Vierundzwanzigtausend.«
    »Diese Scheißkerle!«
    »Ich hoffe, sie geben sich mit zwanzig Dollar pro Monat bis zum Ende meines Lebens zufrieden.«
    Ich nahm mir einen seiner Cracker und knabberte daran herum. »Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Ty.«
    »Ich verspreche, dass du nie mehr etwas mit gangränösen Körperteilen zu tun haben wirst. Nur mit frischen, starken, gesunden, großen. Oder besser: einem.«
    »Du kannst es einfach nicht lassen, oder?«
    Er lachte, sagte »autsch!« und wurde still. Er sah mir dabei zu, wie ich das Geschirr spülte und wegstellte. Anschließend hob ich meinen Regenmantel auf und schlüpfte hinein.
    »Geh nicht!«, bat er.
    »Ich muss.« Steven war aus London zurückgekehrt, während ich bei der Arbeit war.
    Ty seufzte. »Das ist echt ätzend.«
    »Ich rufe dich morgen an.« Ich fand es furchtbar, ihn in diesem dunklen Loch allein zurückzulassen.
    In meiner Manteltasche hatte ich den winzigen silbernen Schutzengel mitgebracht, den Ed mir einmal geschenkt hatte. Ich kramte ihn hervor, und als ich mich hinunterbeugte, um meine Tasche aufzuheben, verbarg ich ihn tief in einer Falte des blauen Samtfutters von Tys Gitarrenkoffer.

    »Hey!«, begrüßte mich Steven, als ich zur Tür hereinkam. Ein Kuss und eine dicke Bärenumarmung. Nach den Ereignissen der letzten Tage war es eine große Erleichterung, sich an ihn zu schmiegen.
    »Ich habe dich vermisst«, sagte er und fügte hinzu: »Hast du Hunger?«
    Wir gingen zu unserem Lieblingsmexikaner ein paar Straßen weiter. Er erzählte mir von London und ich ihm von dem Lehrbuch, das ich lektorierte. Ich berichtete von den Filmen, die ich mir mit Ed im Kino angesehen hatte. Dann erwähnte ich beiläufig die Sache mit Tys Blinddarmoperation, humorvoll und oberflächlich. Ich verriet ihm nicht, wie dramatisch die Sache abgelaufen war, aber das war auch gar nicht nötig.
    »Du musst dir Sorgen um ihn gemacht haben!«, sagte Steven.
    Mir kamen die Tränen, entweder durch den posttraumatischen Stress oder durch den Stress, den es mir verursachte, Steven davon zu erzählen. Ich war nervös und fühlte mich schuldig. Was mich ärgerte. Warum sollte ich Gewissensbisse haben?
    »Toll, wie du dich um andere kümmerst«, sagte Steven und nahm meine Hand. »Weißt du was? Lass uns am Memorial-Wochenende verreisen. Ein Arbeitskollege hat mir von einer romantischen alten Pension in Rhinebeck erzählt.«
    »Ach ja?«
    »Ja, er hat gesagt, ihr Zimmer hätte ein Himmelbett gehabt.«
    »Ein Himmelbett? Wirklich?« Ich liebe Himmelbetten!
    Steven nickte mit geröteten Wangen und schien sich über meine Reaktion zu freuen. Da wurde mir klar, dass er vorhatte, mir einen Heiratsantrag zu machen. Denn alte Möbel interessierten ihn nicht die Bohne.

    Am Sonntagabend rief Ty an. Es war schon spät.
    »Entschuldige!«, flüsterte ich Steven zu, der kurz zuvor eingeschlafen war. Ich nahm das Telefon mit in die Küche.
    »Was hast du vor, willst du mich umbringen?«
    Er hatte geweint. Allmählich wusste ich, wie er sich dann anhörte.
    »Du hast das Buch gelesen.«
    Er hatte die vergangene Stunde damit verbracht, sich mühsam durch die letzten zwanzig Seiten zu beißen. Er klang irgendwie verändert, und das erinnerte mich daran, wie tief mich die treue Freundschaft der beiden Jungen und Owens Opferbereitschaft bewegt hatten.
    »Als Nächstes gebe ich dir etwas Lustiges, versprochen.«
    »Ich spiele morgen Abend wieder. Kommst du?«
    »Schon? Solltest du dich nicht lieber noch ein paar Tage ausruhen?«
    »Ausruhen ist tödlich für mich, Grace. Ich muss raus aus dem Bett.«
    »Aber überanstrenge dich nicht!«
    »Okay. Also, kommst du?«
    »Ich glaube nicht, dass ich kann. Steven ist gerade erst zurückgekommen.«
    »Ach so. Na ja. Wir sehen uns.«
    »Bis dann, Ty.«
    Steven hatte sich im Bett aufgesetzt. »Wer war das?«
    »Ty«, antwortete ich und sah einen für ihn untypischen, ärgerlichen Ausdruck über sein Gesicht huschen.
    »Ist schon ziemlich spät, oder?«
    »Ja, tut mir leid. Er wollte mir etwas über ein Buch erzählen. Ich glaube, er achtet nicht so auf die Uhrzeit.«
    »Hm«, brummte Steven, boxte sein Kissen zurecht und kuschelte sich hinein. »Hat wohl einen Musikerrhythmus.«

    Ich konnte Tyler nicht länger

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