Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
Nathan. »Bin gleich wieder da.«
Er reichte mir das Päckchen, das er trug. Es hatte das Gewicht und die Größe eines Basketballs und war in mehrere Plastiktüten verpackt. Ein Päckchen in mehreren Plastiktüten?
»Alles klar, Schatz, aber beeil dich«, sagte Jean. Nathan entfernte sich in Richtung der Aufzüge. Jetzt wusste ich, woher Tyler seinen federnden Gang hatte.
»Er darf im Auto nicht rauchen«, erklärte Jean.
»Ah.«
»Wie lange kennt ihr euch schon, Tyler und du?«
»Seit ein paar Monaten. Wir haben uns kennengelernt, weil er die Hunde meiner Nachbarin spazieren führt.«
Ich sah, dass sie mit meiner Erklärung nicht viel anfangen konnte. »Heute Morgen ist er vor unserem Haus zusammengebrochen. Ich war gerade auf dem Weg zur Arbeit. Ein paar Leute haben mir geholfen, ihn in ein Taxi zu bugsieren, um ihn hierher zu bringen.«
»Willst du damit sagen, dass er die Hunde ausführen wollte, obwohl er so krank war?« Ihr stiegen die Tränen in die Augen. »Mein armer Junge!«
»Bald ist er wieder auf den Beinen. Bestimmt. Schauen Sie mal, da kommt er ja.«
Zwei Schwestern schoben sein Bett auf uns zu. Seine Mutter beugte sich über ihn und nahm sein Gesicht in beide Hände.
»Mir geht’s gut«, murmelte er erschöpft.
»Hoffentlich!«
Als Nathan vom Rauchen zurückkehrte, küsste er seinen Sohn und packte die mysteriöse Kugel aus. Es war eine amethystfarbene, verspiegelte viktorianische Kristallkugel. Nathan legte sie neben Tyler auf das Bett.
Tyler war übel, und er hatte Schmerzen. Er war missgelaunter, als ich ihn je erlebt hatte, und trotzdem wanderten seine Mundwinkel nach oben.
»Was soll das denn?«, fragte er.
»Du hast uns gebeten, sie mitzubringen. Du hast behauptet, sie singt.«
Tyler sah enttäuscht aus. »Kann schon sein. Aber ohne Morphium kann ich es wahrscheinlich nicht hören.«
Dann sah er mich traurig an. »Gracie, Morphium ist Scheiße.«
Neuer Einsatz für den Engel
Als ich zu Hause unter der Dusche stand, dachte ich über die Schrecken des Tages nach. Über Ty, der unter furchtbaren Schmerzen gelitten hatte, und das Warten auf den Chirurgen. Ich ließ das Wasser auf mich niederprasseln, setzte mich hin und weinte bis zur Erschöpfung. Ich aß ein wenig Champignonsuppe aus der Dose und legte mich mit dem Telefon neben mir ins Bett, falls Steven anrief.
Einige Tage später rief Tys Mom an. Nathan und sie würden am Nachmittag nach Hause fahren und ob es mir etwas ausmachen würde, ab und zu nach Ty zu sehen? Er müsse noch ein paar Tage zu Hause bleiben und sich ausruhen, und Bogue sei viel unterwegs, weil er inzwischen einen Job habe.
Ich schaute nach der Arbeit bei ihm vorbei. Die Tür zu dem Hell’s-Kitchen-Mietshaus stand einen Spalt offen, daher ging ich einfach rein und stieg die Treppen hinauf. Ich klopfte an die Tür von Tys Wohnung.
»Komm rein, Arschgesicht!«
Ich stieß die Tür auf. Wie erwartet bestand das Apartment aus einem einzigen Raum mit einer winzigen, separaten Kochecke. Die Wände und die Decke waren dunkelblau gestrichen, viel Tageslicht fiel nicht herein. Es gab einen Futon, eine Stehlampe und eine weiße Kommode, vermutlich von Ikea. Neben einem Keyboard, einigen mit Klamotten vollgestopften Milch-Holzkisten, CDs, Mundharmonikas und Verstärkerkabeln war das die ganze Einrichtung.
Ty lag in einem Metallica- T-Shirt und schwarzen Boxershorts zwischen dem zerknüllten Bettzeug auf dem aufgeklappten Futon. Er sah blass und erschöpft aus, stützte sich aber auf den Ellbogen ab, als er mich sah.
»Oh, hey, ich dachte, du wärst Bogue.«
»Da habe ich ja noch mal Glück gehabt«, erwiderte ich, zog den Mantel aus und legte ihn über meine grüne Tasche auf den Fußboden.
»Er sollte mir eine Pizza holen. Das war vor zwei Stunden.«
»Warum sollte er anklopfen? Wohnt er nicht hier?«
»Nein, nicht mehr. Er und Allison sind zusammengekommen und haben sich eine eigene Wohnung oben an der 52nd genommen.«
»Wer ist Allison?«
»Kassandra. Sie hat wieder ihren richtigen Namen angenommen.«
»Aha«, sagte ich. »Seltsames Pärchen.«
»Stimmt.«
»Kannst du dir die Wohnung alleine leisten?«
»Bogue zahlt weiterhin seinen Anteil, bis der Mietvertrag im August ausläuft.«
»Was willst du dann machen?«
Er legte sich wieder hin, zuckte mit den Schultern und starrte an die Decke. »Muss ich das heute schon wissen?«
»Natürlich nicht! Ich dachte nur … vielleicht hättest du schon irgendwelche Pläne.«
»Bist du gekommen, um
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