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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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ignorieren. Nachdem ich die Blinddarmgeschichte mit ihm durchgemacht hatte, hatte ich das Gefühl, na ja, eben, etwas mit ihm durchgemacht zu haben. Mit ihm gemeinsam. Er rief mich jetzt ständig an, wenn er etwas unternehmen wollte, und fast jedes Mal sagte ich zu. Wir trafen uns ein paar Mal an unterschiedlichen Orten – zum Hotdogessen im Park während meiner Mittagspause, zu einer Vorführung von Wer die Nachtigall stört Samstagnachmittags im Film Forum. Was für ein Softy – er weinte mehr als ich.
    Er erzählte mir von jeder einzelnen schrecklichen Verletzung in seiner Kindheit. Und es waren etliche richtig schlimme darunter. Meine Reaktionen auf jede neue Geschichte waren überraschend emotional. Ich reagierte empfindlich, leichtsinnig und hatte sogar ein paar Albträume.
    Wir saßen auf einer Bank im Central Park, als er mir die Schlimmste überhaupt erzählte: Mit zwölf war er vom Dach gefallen, und dabei war seine Schädeldecke angerissen.
    »Okay, das reicht jetzt wirklich !«, ich sprang auf.
    Er stand auf. »Was ist los?«
    »Du hättest sterben können! Was wäre, wenn du eine Gehirnblutung oder so gehabt hättest?«
    Er lachte. »Dann würde ich wohl nicht mit dir hier stehen.«
    »Ich muss jetzt zurück zur Arbeit.« Ich lief im Stechschritt Richtung Central Park West. Ty holte mich ein.
    »Du tust so, als wärst du böse auf mich.«
    »Ty, seitdem du im Krankenhaus warst, erzählst du mir die schrecklichsten Verletzungen. Das gebrochene Handgelenk. Dass du fast ertrunken wärst. Der Splitter in deinem Auge. Der Nagel im Fuß. Ganz zu schweigen von der Aktion mit der Kettensäge!«
    Er zuckte die Achseln. »Ich war ein ganz normaler Junge.«
    »O Mann«, ich lachte trocken. »Das kann einfach nicht wahr sein.« Ich eilte weiter auf das Parktor zu, fertig mit ihm für diesen Tag. Vielleicht sogar für immer, sinnierte ich. Ja, genau! Fertig mit ihm für alle Tage. Für mein Wohlergehen.
    »Ich mag es, diese Geschichten zu erzählen.«
    »Ich weiß. Weil du es magst, mich zu quälen.«
    Ohne ihn anzusehen, wusste ich, dass er lächelte. Und wie immer brachte mich das dazu, auch lächeln zu wollen. Mein Sinn für Humor kam hervor, aber ich ignorierte ihn, noch nicht bereit, einzulenken.
    Wir erreichten die Straße. Ich hob die Hand, um ein Taxi anzuhalten.
    »Ich mag es, dass ich dir am Herzen liege.«
    »Stopp.«
    »Das tue ich wirklich.«
    »Hör auf!« Ich sah zum näher kommenden Taxi.
    »Grace …« Und es war absolut unnötig, dass er so nah bei mir stand. Wahrscheinlich sah er mir auf den Mund.
    Das tat er oft.
    Einmal hatte ich ihm bei einer Tasse Kaffee von den Webbers und dem Gesundheitsbuch erzählt, in dem als einzige Verhütungsmethode Enthaltsamkeit propagiert wurde. Ich fügte hinzu, wie besorgniserregend ich es fand, Teenager nicht vernünftig aufzuklären.
    »Das ist doch total bescheuert!«, grummelte er und legte dann richtig los. »Was haben die denn für ein Problem? Sex macht Spaß, ist ganz natürlich und tut jedem gut!«
    »Du hättest bei dem Treffen mit Delilah und Forbes dabei sein sollen!«
    Aber das war ja noch nicht alles. Ich erzählte ihm auch von ihrer Abneigung gegen das Wort vorstellen . Er schwieg grimmig, und wenn Tyler Wilkie grimmig schweigt, kann man sich auf etwas gefasst machen.
    »Scheiße!«, fluchte er schließlich. »Diese Leute sind doch wirklich nicht mehr ganz dicht.«
    »Ich weiß.«
    »Warum machst du das mit, Grace?«
    »Wie bitte?«
    »Warum arbeitest du noch in diesem Laden?«
    »Ty …«
    »Ist es dir ganz egal, was du mit deinem Leben anfängst? Mit dem Kopf, mit dem Herzen und mit den Händen?«
    »Natürlich ist mir das nicht egal! Aber so einfach ist es eben nicht.«
    »Ich mag es aber einfach«, beharrte Ty.
    Ich schwieg.
    Er stieß mich unter dem Tisch mit dem Fuß an. »Sei du selbst, Grace. Mehr will ich damit gar nicht sagen. Sei du selbst!« Wieder stupste er mich. »Warum weinst du denn?«
    »Ich weine nicht!«
    »Doch.«
    »Ich kriege meine Tage.«
    Er lächelte. »Du bist eine miese Lügnerin.«
    Bis auf kleine Überschreitungen der Flirtgrenze war er ziemlich cool und vernünftig, wenn wir zusammen waren. Wahrscheinlich, weil er sich auch ohne mich nicht über einen Mangel an attraktiver Gesellschaft beklagen konnte.
    Ständig riefen Mädchen auf seinem Handy an. Entweder sah er nach, wer es war und ließ die Mailbox anspringen, oder er nahm den Anruf an, antwortete aber kurz und einsilbig. Anschließend schaute er mich eine

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