Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
süße Nase!
»Meine neue Demo-CD. Alle deine Lieder sind drauf.«
» Meine Lieder«, lachte ich. »Also bitte.«
Er lächelte.
Ich überreichte ihm seine Geschenke. Ein Buch: Slapstick von Kurt Vonnegut und eine CD: The Kick Inside von Kate Bush.
Misstrauisch beäugte er das Buch. »Ich hoffe, das ist wirklich lustig.«
»Das ist es! Schau, sogar der Titel ist witzig.«
»Ist es verfilmt worden?«
»Hm … Ich glaube schon.«
»Dann könnten wir uns den Film zusammen ansehen, wenn ich fertig bin.«
Lächelnd versprach ich, das herauszufinden.
Er nahm die CD. »Hey, das Stück stand auf deiner Liste!«
»Ja, ich bin ganz gespannt, wie es dir gefällt.«
Unser Essen kam und eine Weile lang aßen wir wortlos und beobachteten die Passanten. Das mochte ich an den Unternehmungen mit Ty. Er konnte reden, und zwar ziemlich viel. Aber wir konnten auch einvernehmlich schweigen.
Ich beschloss, ihm endlich von meinen Heiratsplänen zu erzählen. Alle meine anderen Freunde wussten Bescheid. Ich war unerklärlich nervös, aber die Stimmung war friedlich und der Zeitpunkt schien passend.
»Übrigens«, verkündete ich fröhlich, »ich werde demnächst heiraten.«
Er hatte eine rothaarige Frau beobachtet, die die Straße entlangeilte, aber jetzt richtete er die Augen wieder auf mich und kaute langsamer. Er sah hinunter auf meine Hand, die auf dem Tisch lag. Auf das glänzende Stück aus Metall und Edelsteinen, das ich trug. Er trank von seinem Bier und wischte sich den Mund mit der Serviette ab.
»Na, gratuliere!«, sagte er ziemlich laut.
»Äh … meinst du das ehrlich?«
»Nein!« Er starrte mich wütend an. So viel zur friedlichen Stimmung.
»Verdammt nochmal, Grace!«, fuhr er mich an.
»Was ist denn mit dir los?«, fragte ich ziemlich aggressiv, obwohl mir zum Weinen zumute war. »Warum kannst du nicht einmal nett sein?«
Er lachte gemein, stand auf und warf seine Serviette auf den Tisch. »Halt die Klappe, verdammt nochmal!«
Dann ging er.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«, rief ich ihm nach.
An diesem Wochenende besuchte ich meine Mutter. Ihr Küchentisch war mit Internetausdrucken und Broschüren bedeckt. Sie reichte mir einen dieser Brautausstattungskataloge, dick wie ein Telefonbuch, und bat mich, mir die von ihr markierten Seiten anzusehen.
Die Hochzeitskleider, die ihr gefielen, waren knappe, schmucklose, knöchellange Etuikleider. Die Models sahen aus, als trügen sie große Calla-Blüten. Ich blätterte ein bisschen weiter. »Oh!«, sagte ich und zeigte auf ein Halterneck-Kleid mit einer hohen Spitzenkrause um den Hals.
»O nein!«, erwiderte Julia. »Viel zu rüschig. Du willst dir doch nicht derart den Hals abschneiden.«
Ich blätterte weiter und gelangte zu einem atemberaubenden, trägerlosen Empirekleid aus Seidenorganza.
Julia warf einen langen Blick darauf. »Das Problem ist, dass du so klein bist, also sollte der Rock nicht zu bauschig ausfallen. Du willst doch an deinem Hochzeitstag nicht in Stoff ertrinken, oder?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Deswegen habe ich die Kleider markiert, die eng anliegen, nicht zu viel Stoff haben und die Brust betonen.«
Ich wurde traurig. Ich wäre so gerne eine Märchenprinzessin mit weiten, fließenden Röcken gewesen.
»Aber natürlich ist es deine Hochzeit, also solltest du dir etwas nach deinem Geschmack aussuchen.« Es war erstaunlich, wie Julia großzügig und dennoch beleidigt klingen konnte. »Habt ihr schon einen Termin ausgesucht?«
»Wir hatten ursprünglich Dezember geplant, aber ich glaube, ich würde lieber bis zum Frühling warten.«
»Gut, Frühling ist besser. Das lässt uns mehr Zeit, die Hochzeit bis in alle Details zu planen.« Sie hielt eine Broschüre hoch. »Was hältst du von einer Hochzeit im Freien auf diesem Weingut auf dem Land?«
»Wir wollten uns eigentlich in der Kirche trauen lassen, in der wir ehrenamtlich arbeiten.«
»Na schön«, sagte Julia gedehnt. »Eine kirchliche Hochzeit mit einem eleganten Empfang an einem anderen Ort. Vielleicht das Four Seasons , oder – schau dir das mal an.« Sie zeigte mir ein Hochglanzfoto von einem prächtigen Saal: Tische, Kerzen, blühende Bäume, weiches Licht. »Bei dieser Hochzeit haben die Leute das Loft gemietet und alles selbst mitgebracht. Das da ist Sommerjasmin.«
»Ooh.« Ich sah genauer hin. Sommerjasmin mag ich wirklich.
»Natürlich müsst ihr euch über das Farbschema einig werden. Und eine Gästeliste aufstellen. Und die Trauzeugen
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