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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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sehr.«
    »Sie hat mir das Klavierspielen beigebracht. Früher war sie echt cool.«
    »Spielt Rebecca auch?«
    »Sie kann es, tut es aber nicht.«
    »Aber du kannst nicht anders.«
    Er lächelte. »Du hast mich durchschaut, Gracie.«
    »Ich wünschte, ich hätte meine Großeltern gekannt«, seufzte ich. »Als ich geboren wurde, lebte nur noch die Mutter meines Vaters, aber sie ist gestorben, als ich drei war. Meinen ersten Namen, Susannah, habe ich von ihr. Und ich sehe aus wie sie.«
    »Ja, und die Augenpartie hast du von deinem Vater.«
    »Ach, hör auf.«
    »Natürlich in hübsch.«
    »Das rettet dich jetzt auch nicht mehr.«
    »Warum magst du ihn nicht?« Wir bogen in die Einfahrt ein. Noch war niemand außer uns zu Hause.
    »Aber ich mag ihn doch. Im Großen und Ganzen.« Er schaltete den Motor aus. Ich schnallte mich ab, drehte mich so, dass ich ihm gegenübersaß und wechselte das Thema. »Hast du wirklich in einem Bestattungsunternehmen gearbeitet? Und was musstest du da tun?«
    »Kisten schleppen. Ans Telefon gehen. Dabei helfen, Leichen einzubalsamieren.«
    »Ist nicht wahr!«
    »Doch, ich schwöre.«
    »Wie hast du das fertiggebracht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Es war interessant.«
    »Ich glaube, ich habe zu große Angst vor dem Tod. Hast du auch Angst?«
    Er schwieg eine Weile lang. »Jedenfalls will ich nicht, dass es weh tut. Und ich will nicht einbalsamiert werden. Und ich will nicht kurz vor meinem Tod feststellen, dass ich einige Erfahrungen verpasst habe, die ich gerne gemacht hätte.«
    »Zum Beispiel?«
    »Die Liste ist ziemlich lang.«
    »Ein Beispiel reicht mir.«
    »Na ja, ich war noch nie im Ausland, nur einmal auf der kanadischen Seite der Niagarafälle. Ich möchte noch so viel sehen!«
    »Bald wirst du die Westküste kennenlernen.«
    »Stimmt.«
    »Wie lange bleibst du?«
    »Ich weiß nicht, vielleicht ein paar Monate.«
    »Bist du aufgeregt?«
    »Ja, manchmal geht mir schon die Muffe. Ich weiß noch gar nicht, was auf mich zukommt.«
    »Du schaffst das schon, Ty. Aber … pass gut auf dich auf, okay?«
    »Versprochen, Grace. Danke, dass du mich hierher begleitet hast.«
    »Es hat mir gut getan, mal für eine Weile aus meinem Alltagstrott rauszukommen.«
    »Wann ist die Hochzeit?«
    »Im Mai.«
    »Hast du Angst?«
    Er hätte es gemerkt, wenn ich gelogen hätte. »Ja.«
    »Wovor?«
    »Vor ›für immer‹.«
    »Warum machst du es dann?«
    »Weil man nicht alle Tage einen Mann wie Steven trifft.«
    »Wie ist er so?«
    »Verlässlich.«
    »Was hat er dazu gesagt, dass du mit mir weggefahren bist?«
    »Er weiß es nicht.«
    Er sah mich an. »Du hast es ihm nicht gesagt?«
    »Er ist in München«, antwortete ich.
    Er sah mich noch immer an.
    »Ich … Ich erzähl’s ihm später.«
    Ty nickte. Wandte den Blick ab.
    Ich empfand das dringende Bedürfnis, ihm etwas mitzuteilen, und versuchte, es in Worte zu fassen. »Ty … Bald bist du weg, und ich weiß nicht, wie lange du in Kalifornien bleibst und wann wir uns wiedersehen. Vielleicht sehr lange nicht. Ich möchte dir nur sagen … Ich möchte, dass du weißt, dass …«
    Schweigend wartete er darauf, dass ich fortfuhr.
    »Entschuldige.« Mir kamen die Tränen. Ich wischte sie weg. »Ich möchte nur, dass du weißt, wie sehr ich hoffe, dass alles gut für dich wird. Ich … Ich wünsche dir alles Liebe. Was du bei meinem Vater über mich gesagt hast, gilt auch für mich: Du bist mein bester Freund.«
    Er sah mich lange an, sagte aber nichts. Dann schaute er zum Fenster hinaus. Schließlich öffnete er die Tür und stieg aus.
    Ich folgte ihm.
    Am Fuß der Treppe küsste er mich auf die Wange und setzte sich ans Klavier. Ich ging hinauf und checkte meine Nachrichten. Steven hatte angerufen, während ich auf der Geburtstagsfeier war, um mitzuteilen, dass er früher aus München zurückkommen würde, eher morgen Abend als am Dienstag. Es wurde Zeit, in mein wahres Leben zurückzukehren.
    Als ich zu Bett ging, hatte Ty aufgehört zu spielen. Er musste hinunter in den Keller gegangen sein.
    Ich schaltete die Nachttischlampe aus. Die Gardinen waren nicht zugezogen, und ich sah, dass Miss Gish durch die Wolken gebrochen war, hoch oben am Himmel. Ihr kühles Licht glitt über die Bettdecke.
    Ich fragte mich, woran Ty gedacht hatte, als er in diesem Bett lag und hinaus in die Dunkelheit schaute, ein Junge mit Sprachstörungen.

    Am Sonntagmorgen bereitete Jean ein spätes Frühstück mit gebratenem Schinken und French Toast zu. Sie und

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