Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
freundlich begrüßte. Sie war eine schöne Frau. Wunderschön, mit blonden Haaren, himmelblauen Augen und Zahnpastalächeln.
»Sorgst du auch gut für Ty?«, fragte sie.
»Ich versuche es!«, antwortete ich fröhlich.
»Er ist etwas Besonderes«, fuhr sie fort. »Schon immer gewesen. Seine Mutter hat mir erzählt, dass er mit seiner Musik erfolgreich ist. Wir alle wussten, dass er es schaffen würde, sobald er einmal aus Ost-Pennsylvania rauskäme.«
Auch die Mädchen schmachteten ihn an, trotz seines schlecht sitzenden Anzugs. Sie lächelten, kicherten und interessierten sich wenig für ihr Hühnchen mit Mandeln.
Ich fragte Elaine über den Ball mit Ty aus.
»Oh, er war so goldig! So schlaksig und unbeholfen, und dann dieses süße Lächeln! Er hatte einen furchtbaren Sprachfehler, das ahnt man heute gar nicht mehr.«
Sie erzählte mir von ihrer Arbeit als Beraterin bei Schönheitswettbewerben. Sie reiste kreuz und quer durch den Staat und beriet zukünftige Misses in Sachen Beauty und Image.
Rebecca saß mir gegenüber, neben den Zwillingen. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich während des Essens fast unablässig beobachtete. Nathan ebenso.
Mit einem Ohr lauschte ich Elaine, während ich zu meiner Linken hörte, wie Dennis Ty mit einer ausführlichen Schilderung seiner Studienjahre langweilte. Dann horchte er Ty über seine Erlebnisse in New York aus. Er wollte alles über den Plattenvertrag wissen und fragte dann, ob Ty noch immer von einer Schar Mädels umgeben sei. Groupies.
»Es kommen durchaus Frauen zu meinen Konzerten«, antwortete Ty bescheiden.
»Und, gibt’s immer was zum Ficken?«, fragte der besoffene Dennis.
Ty lehnte sich näher zu ihm und sagte etwas, das zu leise war, als dass ich es hätte verstehen können. Dennis sah mich an und stieß ein widerliches Lachen aus. »Tut mir leid, Mann.«
Jean klopfte mit einem Löffel gegen ihr Glas und brachte einen Trinkspruch auf ihre Mutter aus. Eine überraschende Anzahl weiterer Leute erhob sich, um Rebecca Sinclair zu beglückwünschen und ihre lebenslange Großzügigkeit und Freundschaft zu preisen.
Gram wurde aufgefordert, etwas zu sagen. Von ihrem Rollstuhl aus brummte sie gnädig: »In meinem ganzen Leben habe ich noch nie solche Übertreibungen gehört. Kann eine Frau denn nicht in Ruhe alt werden, ohne dass sich alle darüber auslassen?«
Dann wurde ihr das Geburtstagsgeschenk überreicht – ein großer Flachbildfernseher –, und am Büfett wurde Geburtstagskuchen serviert. An diesem Punkt entschuldigte ich mich, um mir die Nase pudern zu gehen.
Als ich aus der Kabine kam, saß Rebecca auf dem Zweiersofa in der Damentoilette. Elegant, die langen Beine übereinander geschlagen, fixierte sie mich mit ihren Habichtaugen.
»Oh, hey«, sagte ich und versuchte, einen Schweißausbruch zu unterdrücken. Gespielt unbeeindruckt wusch ich mir die Hände und trocknete sie ab.
»So«, sagte sie, »und wie lange bumst du jetzt schon meinen Bruder?«
»Ich … Das … Das tue ich gar nicht.«
»Ach komm, Grace«, erwiderte sie lächelnd, umwerfend schön in ihrer Feindseligkeit, »verarsch mich doch nicht. Meine Mutter hat mir erzählt, du wärst seine Freundin.«
»Sie hat die Situation missverstanden!«
Das brutale Lächeln erstarb. »Du schläfst nicht mit ihm?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Kein Scheiß.« Sie studierte mich, als sei ich eine interessante neue Spezies von Frau. »Es hat sich einfach noch nicht ergeben?«
»Wir sind befreundet. Das ist alles.«
Knapp über ihrem Schlüsselbein prangte eine winzige Sternschnuppe. Sie sah, wie ich sie betrachtete. »Hast du irgendwelche Tattoos?«
Ich schüttelte den Kopf.
Sie stand auf und öffnete die Tür für mich. »Möchtest du eines, während du hier bist? Etwas Kleines, Hübsches? In der Stadt gibt es einen Typen, der die besten Kolibris sticht, die ich kenne. Ich geb dir einen aus.«
»Vielen Dank, vielleicht ein andermal.« Einerseits hätte ich ihr großzügiges Angebot gerne angenommen, aber ich hatte mir einmal geschworen, ich würde die Welt so verlassen, wie ich sie betreten hatte – als blasses, unbeschriebenes Blatt.
Ty musste immer noch Dennis’ Geschwafel über sich ergehen lassen. Elaine und ihre Familie waren gegangen, und Nathan saß wieder an der Bar.
»Hey, warum setzt du dich nicht zu mir?«, lud Dennis Rebecca ein.
»Weil ich dann mit dir reden müsste. Ich gehe Kaffee holen. Möchtest du auch einen, Grace?«
»Ja, gerne.«
»Verdammt«, sagte
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