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Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
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nett.
    »Tut mir leid. Ich … das war ein Witz.« Ich legte das Kästchen vor ihn auf den Tisch.
    »Nein!« Er schob es wieder zurück. »Du sollst sie behalten, Grace, verdammt nochmal!«
    »Nein, es ist besser, wenn ich sie nicht behalte.«
    »Warum soll das besser sein?« Er legte die Hände auf den Tisch und ließ unglaublich laut die Knöchel knacken. »Nur zu meiner Information«, sagte er leise, aber deutlich, »wie lange willst du noch vor mir davonlaufen?«
    Okay. Mein Herz klopfte. Das war meine Chance, ihn zu fragen.
    »Ty, warum tust du das?«
    »Die Ohrringe? Weil ich dir etwas schenken wollte.«
    »Und warum?«
    Er sah mich lange an.
    »Was passiert, wenn ich aufhöre, wegzulaufen?«
    Immer noch kein Ton. Dann wandte er den Blick ab.
    Fast hatte ich Gewissensbisse, weil ich ihn derart in die Enge trieb. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er mir nicht wehtun wollte. Für ihn ging es nur um Spaß. Ich stand auf, zog meine Jacke an und versuchte, ruhig und ehrlich zu klingen. »Danke für das Mittagessen. Ich wünsche dir eine schöne Zeit in L. A.«
    Rasch ging ich hinaus, aber an der Ampel holte er mich ein. Ich rannte bei Rot über die 6th Avenue. Er hielt immer noch mit mir Schritt.
    Wir erreichten die großen Springbrunnen vor dem Gebäude von Spender-Davis . Ich blieb abrupt stehen und drehte mich um. »Warum lässt du mich nicht in Ruhe? Was willst du von mir?«
    »Ich w-w …« Er schwieg. Schloss die Augen. Holte tief Luft und setzte erneut an. »Ich w-will …«
    Entsetzt und wie erstarrt stand ich vor ihm. Ich dachte: Hilf ihm nicht, das macht alles nur noch schlimmer.
    Er gab auf, mir antworten zu wollen, und sah mich nur an. In dem Moment hatte er eine unglaubliche Ähnlichkeit mit seiner grimmigen Walkürenschwester. Er drehte sich um und ging fort, die Zähne zusammengebissen, die Fäuste geballt.
    Ich weiß nicht mehr, wie ich durch die Drehtüren in das Gebäude gekommen und Ed in den Aufzug gefolgt bin.
    »O Ed«, schluchzte ich, schlug die Hände vor das Gesicht und sank kraftlos gegen die Wand. Mehr konnte ich nicht sagen. Mehr gab es nicht zu sagen.

    Die nächsten Tage verbrachte ich größtenteils im Wohnzimmersessel am Fenster und starrte hinaus in den Winterhimmel. Er war grau. Alles war grau.
    Ed bot an, bei mir zu bleiben, aber ich schickte ihn weg und versprach, ans Telefon zu gehen, wenn er anrief, was er dann alle zwei Stunden tat.
    Um ein Uhr morgens in der ersten Nacht nahm ich ab und sagte: »Ed. Geh schlafen.«
    »Soll ich nicht lieber bei dir übernachten?«
    »Nein, danke.«
    »Sitzt du immer noch in dem Sessel?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ich finde, du solltest deine Mutter anrufen, oder Peg.«
    »Nein.«
    »Hast du etwas gegessen?«
    »Ja«, log ich.
    »Was?«
    Ich dachte kurz nach. »Müsli.«
    »Du lügst. Ich weiß es genau, Grace, du bist eine miese Lügnerin.«
    »Ed, du bist ein Schatz.«
    »Sag mir bitte, dass du nicht sterben wirst.«
    »Im Moment habe ich das Gefühl, als könnte das durchaus passieren. Ich brauche nur eine Weile meine Ruhe.«
    »Gut. Um sieben Uhr komme ich mit Frühstück vorbei.«
    Um Viertel vor sieben klingelte er unten an der Tür und zwang mich, mich aus meiner Embryonalstellung im Sessel zu lösen. Ich schlurfte zur Tür und drückte auf den Öffner. Er sah müde und besorgt aus.
    Er brachte Schokocroissants und eine Packung Inkontinenz-Unterhosen mit. »Tut mir leid, aber ich kann es einfach nicht verantworten, dass der schöne Sessel versaut wird.«
    Ich lächelte.
    Er grinste erleichtert.

Aus der Vogelperspektive
    Ich liebte meine neue Arbeit.
    Für die Ausbildung als städtische Sexualberaterin wurde mir eine Frau namens Lakshmi Sharma zur Seite gestellt. Sie war einige Jahre älter als ich, stammte ursprünglich aus Delhi, lebte aber schon seit über zwanzig Jahren in den USA. Sie war etwas untersetzt und hatte große braune Augen, dicke, kurze schwarze Haare und so ungefähr den trockensten, schrägsten Humor, der mir je begegnet war. So einen, bei dem man zunächst glaubt, die Person hasse einen, bis sie einem unvermutet auf den Rücken klopft.
    Obwohl ich mit Senioren arbeiten sollte, achtete Lakshmi darauf, dass ich alles lernte.
    »Die hier«, sagte sie und hielt eine Schachtel der Pille danach hoch, »sind sehr wichtig. Sie verhindern unmittelbar nach dem Verkehr eine Schwangerschaft. Das hat meiner Schwester ein paar Mal den Hintern gerettet, wenn sie unvorsichtig war. Auch eine meiner Auszubildenden, die

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