Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)

Titel: Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shelle Sumners
Vom Netzwerk:
hertrottete.
    Im Restaurant bat Ty um einen Tisch im hinteren Teil. Der Kellner brachte uns Speisekarten, heißen Tee und eine Schüssel mit knusprig frittierten Nudeln. Ich hatte keinen großen Appetit, mir war etwas schwindelig, und ich hatte leichte Kopfschmerzen. Ich bestellte eine klare Suppe mit Ei, Ty-Mushu-Pfannkuchen mit Schweinefleisch, Hühnchen à la General Tso, frittierte Wontons und drei Frühlingsrollen.
    Wir gaben dem Kellner die Speisekarten zurück und teilten einen Augenblick unbehaglichen Schweigens.
    »Übrigens«, sagte er plötzlich mit Tränen in den Augen, »meine Oma ist gestorben.«
    »O Ty! Das tut mir so leid! Wann denn?«
    »Etwa vor einem Monat. Und das noch nicht mal an ihrer tödlichen Krankheit, sondern an einem schnöden Schlaganfall.«
    »Hast du sie vorher noch einmal gesehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war in L. A. Meine Familie hat mich erst angerufen, nachdem sie schon eine Weile im Krankenhaus gelegen hatte und es so aussah, als ginge es zu Ende. Ich bin sofort rübergeflogen, aber es war zu spät.«
    »Es tut mir wirklich leid!«
    »Meine Eltern haben gesagt, sie hätte mich wahrscheinlich sowieso nicht erkannt, sie war schon nicht mehr bei Bewusstsein.«
    »Weißt du, vielleicht war sie schon gar nicht mehr da, in ihrem Körper. Vielleicht war sie schon fortgegangen, ins … na ja, was immer als Nächstes kommt.«
    »Ja, vielleicht.«
    Es tat weh, ihn so zu sehen. »Ich bin so froh, dass ich sie kennengelernt habe.«
    »Du hättest sie früher sehen sollen! Sie war wirklich klasse.«
    Der Kellner brachte die Frühlingsrollen und die Wontons, und Ty langte kräftig zu. Anscheinend konnte kaum etwas, nicht einmal Trauer, seinen Appetit dämpfen.
    »Wie kommt deine Mutter damit zurecht?«
    »Ganz gut. Aber Rebecca hat tagelang geweint und ist immer noch völlig fertig.«
    Ich muss überrascht ausgesehen haben.
    »Beck tut nur so taff, aber wenn sie liebt, dann mit ganzem Herzen.«
    Ich nahm mir eine seiner frittierten Wontons und knabberte daran herum, in der Hoffnung, dass meine Kopfschmerzen nachlassen würden. Vielleicht musste ich nur mal etwas essen.
    »Ich bin froh, dass du nicht mehr so klapperdürr bist«, sagte er.
    »Vielen Dank.« Ich legte die Teigtasche hin.
    Er fragte mich nach meiner Familie. Ich gab ihm einen kurzen Überblick. Dan stellte in Kürze die Puppengemälde in London aus, und meine Mutter bekämpfte weiterhin das Verbrechen in New Jersey.
    Und Peg?
    Sie arbeitete noch immer als Bühnenmanagerin bei Fessle mich! Nur, dass Antonio Banderas inzwischen aufgehört und John Stamos seine Rolle übernommen hatte. Außerdem war sie für das kommende Jahr zur Hohepriesterin ihres Hexenzirkels ernannt worden.
    Die übrigen Speisen wurden serviert. Ich warf einen Blick auf das halb gestockte Ei, das in meiner Brühe schwamm, und schob die Suppenschüssel beiseite.
    »Was ist mit deiner Suppe?«, fragte Ty.
    »Ich glaube, ich mag sie im Moment doch nicht.«
    Er löffelte etwas braunen Reis auf einen Teller und stellte ihn vor mich hin.
    »Danke«, sagte ich trocken. Ich sah zu, wie er einen Mushu-Pfannkuchen bis obenhin füllte, zusammenrollte und in den Mund stopfte. Verfressen wie eh und je. »Ich habe dein Video gesehen.«
    »Ach, ja«, lachte er. »Verrückt, oder?«
    »Ich finde es schön.«
    »Ja. Aber auch bizarr. Ich musste es mir Hunderte Male ansehen, um zu begreifen, dass ich das bin.«
    »Und wer ist das Mädchen?«
    »Sie heißt Ralitsa. Ein Model, das erst in der Woche zuvor aus Bulgarien gekommen war. Sie konnte vielleicht zehn Worte Englisch. Ihr Freund und Manager, das Arschloch, saß daneben und hat sie die ganze Zeit angeschrieen, unter dem Vorwand, für den Regisseur zu dolmetschen.«
    »Ich dachte, dass sie vielleicht deine Freundin wäre.«
    »Häh?«
    »So wie sie am Ende geweint und dir in den Armen gelegen hat. Das wirkte so echt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das war vor lauter Hunger. Sie war kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Nach der ersten Klappe habe ich sie gefragt, ob es ihr gut ginge, und sie hat mir erzählt, ihr Manager-Freund habe ihr seit gestern Mittag nicht erlaubt, etwas zu essen, weil sie sonst zu dick würde. Daraufhin habe ich um zehn Minuten Pause gebeten, sie mit zum Servicetisch für die Mitarbeiter genommen und den Manager drohend angestarrt, während sie einen Bagel aß.«
    »Ach, Ty, wie heldenhaft!«
    Er warf mir ein breites, glückliches Lächeln zu und schob sich noch eine Gabel Hühnchen in den Mund.

Weitere Kostenlose Bücher