Wie Übergewicht entsteht ... und wie man es wieder los wird (German Edition)
relativ langsamen und auch insgesamt geringeren Anstieg des Blutzuckerspiegels. Der Körper muss in diesem Fall nur vergleichsweise wenig Insulin pro Zeiteinheit produzieren. Solche Lebensmittel werden auch als niedrig glykämisch bezeichnet.
Diäten, bei denen vorzugsweise (beziehungsweise fast ausschließlich) Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index verzehrt werden, nennt man niedrigglykämische oder auch Low-Glycemic-Index-Diäten . Zu ihnen zählen unter anderem die Montignac-Methode [111] und die GLYX-Diät [112] . Auch die Strunz-Diät [113] kann zu ihnen gerechnet werden.
Der glykämische Index (GI) eines Lebensmittels wird wie folgt ermittelt: Zunächst misst man den Blutzuckerspiegel einer repräsentativen Gruppe von Testpersonen nach einer Mahlzeit des Lebensmittels, dessen GI bestimmt werden soll, und zwar über einen Zeitraum von zwei Stunden. Hierzu verzehren die Teilnehmer das Le bensmittel in einer Menge , die genau 50 Gramm Kohlenhydrate enthält. Im Anschluss an die Mahlzeit wird der Blutzuckerspiegel in regelmäßigen zeitlichen Abständen geme s sen und protokolliert. Dabei ergibt sich eine Blutzuckerkur ve.
Nun berechnet man die Fläche, die sich unterhalb der Kurve befindet (mathematisch ausgedrückt: das Kurvenintegral; im Folgenden verkürzt „Blutzuckerfläche“ genannt), und setzt sie in Relation zur Blutzuckerfläche nach Aufnahme von 50 g Traubenzucker ( Glukose ). Ein glykämischer Index von 80 besagt demnach, dass die Blutzuckerfläche nach Verzehr einer standardisierten Menge des untersuchten Lebensmittels 80 Prozent der Größe der Blutzuckerfläche nach Aufnahme von 50 g Glukose besitzt. Oder etwas einfacher ausgedrückt: Der Blutzuckeranstieg beträgt – bez o gen auf einen Zeitraum von zwei Stunden nach der Mahlzeit – beim untersuchten Lebensmittel 80 Prozent des An stiegs, der sich nach einer Aufnahme von 50 g Glukose ergibt .
Ein glykämischer Index von unter 50 wird im Allgemei nen als niedrig, einer von über 70 als hoch eingestuft.
Die Messungen werden stets für mehrere Personen durchgeführt und im Anschluss gemittelt, da verschiedene Personen bei gleichen Lebensmittel n unterschiedliche Blutzucke rreaktionen aufweisen können.
Ein Problem ist, dass d er glykämische Index lediglich die Blutzuckerrea k tion eines Lebensmittels mit 50 g Kohlenhydraten einer solchen von 50 g Glukose gegenüber stellt, er besagt jedoch nichts darüber , wie die Person insgesamt auf Kohlenhydrate reagiert. Beispielsweise konnte festgestellt werden , dass Migräniker auf 50 g Glukose zwei Stunden postprandial (nach einer Mahlzeit) mit einem statistisch signifikant viel stärkeren Blutzuckeranstieg reagieren als gesunde Kontroll personen. Demzufolge wäre die Blutzuckerfläche von 50 g Glukose bei Migräni kern im Mittel größer als bei Kontrollpersonen . Da jedoch davon auszugehen ist, dass auch Migräniker auf kohlenhydratarme Lebensmittel und solchen, deren Kohlenhydrate nur sehr langsam ins Blut dringen, mit einer ganz normalen flachen Blutzuckerkurve reagieren, dürften niedrigglykämische Lebensmi t tel bei ihnen im Allgemeinen einen noch niedrigeren glykämischen Index als bei gesun den Kontrollpersonen aufweisen.
Ein weiteres Problem von Low-Glycemic-Index-Diäten stellt die Interpr e tation der Daten dar. Der glykämische Index eines Lebensmittels kann nämlich beträchtlich sinken , wenn die Kohlenhydrate zusammen mit Fett aufgenommen werden. Beispielsweise besitzt ein Stück Obstkuchen mit reichlich Schlagsahne im Allgemeinen einen deutlich niedrigeren GI als ein Stück Obstkuchen ohne Sahne . Aus den gleichen Gründen hat Speis e eis einen deutlich niedrigeren GI als etwa Vollkorn. Bei Spaghetti scheinen die darin enthaltenen Eier für denselben Effekt zu sorgen.
Auf der anderen Seite bewirken bestimmte Nahrungsmittel und Nahrung s zusammensetzungen, die Eiweiß und Kohlenhydrate kombinieren, oftmals einen besonders steilen Anstieg des Insulinspiegels . Werden die Kohle n hydrate und Proteine hingegen getrennt aufgenommen, dann kommt es selbst dann nicht zu einem derart steilen Anstieg des Insulinspiegels, wenn das Lebensmittel vergleichsweise hochglykämisch ist . Eine denkbare Ursache ist , dass Insulin sowohl für die Regulierung des Blutzuckerspi e gels nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten als auch für die Zuführung von Proteinen in die Zellen benötigt wird , wie in den Stoffwechselkapiteln erläutert wurde . Die Anhänger der Hay’schen Trennkost (siehe dazu
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