Wie verführt man einen Star?
Schlitzen. „Ich warne dich, Jordan. Mir ist im Augenblick nicht nach deinem schrägen Sinn für Humor.“
„Dann mach keine so große Geschichte daraus“, konterte er und wurde langsam ungeduldig. Mühsam rappelte er sich mithilfe seines Stocks hoch.
„Es ist aber eine große Geschichte, verdammt! Normalerweise benehme ich mich nicht so, schon gar nicht in Gegenwart fremder Leute.“
„Ich sagte doch schon, Gideon wird keine Silbe darüber verlieren, es sei denn, du tust es.“
„Als würde ich jemals darüber nachdenken wollen, geschweige denn davon sprechen!“
Jordan presste fest die Lippen aufeinander. „Und warum nicht?“, fragte er schließlich leise.
„Warum nicht?“
„Ja, warum nicht?“
„Ist das nicht offensichtlich?“
An seiner Schläfe kam eine pochende Ader zum Vorschein. „Du wolltest es. Ich wollte es. Und wie ich schon sagte, wir sind beide erwachsen. Also wo ist dein Problem?“
„Mein Problem ist, dass ich von Lucan als Physiotherapeutin eingestellt wurde, und da darf ich natürlich keinesfalls mit dir ins Bett gehen“, erklärte sie aufgebracht.
„Ich brauche aber keine Therapeutin.“
„Oh doch, das tust du.“
„Außerdem waren wir nicht einmal in der Nähe eines Betts“, fuhr er ungerührt fort.
Er ist echt begriffsstutzig, ärgerte Stephanie sich im Stillen. Aber vermutlich lag das an seiner engen Beziehung zu Gideon, die unter Zwillingen ja etwas ganz Besonderes war. Das kannte Stephanie aus eigener Erfahrung. Kein Wunder, dass es ihm weniger unangenehm war als ihr, in flagranti erwischt zu werden. Aber er hatte ja auch nicht die Kontrolle über sich verloren und hilflos geschrien …
Meine Güte, seine Hände waren überall, schoss es ihr durch den Kopf. Auf mir, in mir!
Bestürzt ließ sie sich auf einen der Lehnstühle fallen und versteckte das Gesicht in ihren Händen. Dabei liefen ihr heiße Tränen zwischen den Fingern hindurch.
Jordan starrte stumm auf ihren gesenkten Kopf. Er wusste nicht, wie er sie noch trösten sollte, und so lauschte er nur ihren leisen Schluchzern. Dass eine Frau weinte, nachdem sie mit ihm intim gewesen war, kam für gewöhnlich nicht vor!
Die meisten liebten die Vorstellung, mit dem begehrten Schauspieler Jordan Simpson eine Affäre zu haben, aber bei dem verkrüppelten, nutzlosen Jordan St. Claire lagen die Dinge augenscheinlich anders. Ganz anders.
Gott, er fühlte sich so verdammt hilflos. Und diesen Zustand hasste er mehr als alles andere.
„Ich habe nachgedacht.“
Auf dem Absatz drehte Jordan sich zu seinem Bruder um. „Raus hier, Gideon!“
„Wahrscheinlich bin ich hier das fünfte Rad am Wagen“, sprach Gideon unbeirrt weiter und warf einen vielsagenden Blick auf die weinende Stephanie. „Ich kann mich problemlos im dörflichen Gasthof einmieten und komme dann morgen früh noch mal vorbei.“
„Nein“, protestierte Stephanie plötzlich und wischte sich hastig die Tränen von den Wangen. Dann stand sie auf. „Selbstverständlich müssen Sie nicht gehen, Mr St. Claire.“
„Gideon“, unterbrach er sie kühl. „Diese Umgangsformalitäten klingen eher nach meinem älteren Bruder.“
„Wie du meinst“, entgegnete sie stockend. „Du hast ebenso wie Jordan ein Recht darauf, in diesem Haus zu sein. Ich sollte gehen.“
„Oh, ich glaube, das würde meinem kleinen Bruder überhaupt nicht gefallen.“
In diesem Moment fiel ihr auf, wie verschieden die beiden Zwillinge waren. Jordans Haare waren lang und schwarz, Gideons dagegen blond und sehr kurz geschnitten. Ungewöhnlicherweise glichen Jordans goldene Augen exakt dem Farbton von Gideons Haaren, Gideons Augen waren dagegen dunkel wie die Nacht. Auch ihr Kleidungsstil war ziemlich gegensätzlich: Als Anwalt trug Gideon einen maßgeschneiderten Anzug und einen Kaschmirmantel, Jordan trug lässige Alltagskleidung.
Aber beide gehörten zu den attraktivsten Männern, die Stephanie jemals zu Gesicht bekommen hatte.
„Sehr richtig“, stimmte Jordan grimmig zu. „Das würde mir ganz und gar nicht gefallen. Darf ich euch beide dann einander vorstellen, und wir fangen noch mal ganz von vorn an? Stephanie, dies hier ist mein Bruder Gideon St. Claire. Gideon, das ist Stephanie McKinley.“
Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass kein weiteres Wort der Erklärung folgte, warum sie eigentlich nach Mulberry Hall gekommen war. Und sie selbst fühlte sich außerstande, dem hochnäsigen Gideon St. Claire ihren beruflichen Auftrag zu erläutern. Nicht,
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