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Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Wie Viel Bank Braucht der Mensch?

Titel: Wie Viel Bank Braucht der Mensch? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fricke
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Euro-Kollaps das Geld weg sein könnte, was in so einer Krise selbsterfüllend wirkt. Stopp!
    Dass die Märkte bei ihrer Aufgabe, Regierungen zu disziplinieren, versagten, räumten in der Euro-Krise auch eher orthodoxe Ökonomen wie Beatrice Weder di Mauro ein, damals Mitglied im Wirtschaftssachverständigenrat der Bundesregierung. Von sinnvoller Disziplinierung könne ja keine Rede sein, wenn sie erst einsetze, nachdem die Krise schon da sei. Vorausgesetzt, man will überhaupt, dass gewählte Regierungen von Finanzmärkten diszipliniert werden und nicht von ihren Wählern. Nach Studien des Wolfsburger Ökonomen Markus Spiwoks haben Analysten in der Tat einen Hang, (aus Unsicherheit) die jeweils aktuelle Lage am Staatsanleihemarkt fortzuschreiben. Zum Guten wie zum Bösen – in Euphoriephasen wie in der anschließenden Krise. Prozyklik.
    So gesehen war die Euro-Krise bei allen hausgemachten Problemen ein weiteres bitteres Kapitel in der Geschichte der entglittenen Finanzglobalisierung – einer Geschichte, in der Länder in den Sog einer plötzlichen Risikoaversion von Anlegern und Bankern geraten können, wie sie in einer Post-Bubble-Economy typisch ist. DieStaatsschulden stiegen unzweideutig nach Ausbruch der globalen Finanzkrise, nicht vorher. Da können sie auch nicht Ursache der Krise sein, wie es die SHT vermuten lässt, eher das Symptom.
    Dann hat die Krise vor allem deshalb die Euro-Zone so getroffen, weil der Währungsclub auf so ein Marktversagen und so eine Jahrhundertkrise institutionell überhaupt nicht vorbereitet war. Die Verträge waren noch durch den Glauben an immer effiziente Finanzmärkte geprägt, entworfen in einer Zeit, als es deshalb keinen Grund zu geben schien, anderen Ländern zu helfen (No-Bail-out-Klausel) oder zur Stützung Staatsanleihen zu kaufen. Wenn die Märkte rational und vernünftig urteilen, gibt es selbsterklärend keinen Grund, Kapitalflucht und steigende Zinsen zu stoppen und vermeintlich zu Recht bestraften Sündern zu helfen.
    Schuldenschock kam erst nach dem Bankencrash
    Staatsschulden in den Industrieländern* in % des Bruttoinlandsprodukts

    * OECD-Mitglieder
    Quelle: Thomson Datastream
    Wenn aber Finanzmärkte wegen der Nachwirkungen eines Jahrhundertcrashs dysfunktional werden und selbst auf das soundsovielte Sparpaket angeschlagener Regierungen nur mit weiteren Panikschüben reagieren, ist es weder sinnvoll, eine Nicht-Beistandsklausel bedingungslos einzuhalten, die auf märchenhafte Finanzmarkteffizienzbaut, noch richtig, Länder pleite gehen zu lassen. Dann ist es besser, einzugreifen.
    Kapriolen am Rohstoff- und Devisenmarkt
    Noch im Dezember 2012 schwärmte ein Devisenprofiin seiner Kolumne in hohen Tönen:
    »Der Devisenmarkt ist zweifellos einer der vollkommensten und liquidesten Märkte der Welt, gerade das macht ihn so spannend. Hier spielen dank Computertechnik Zeit und Raum kaum eine Rolle. Während selbst die großen Aktienbörsen weltweit immer noch einen nationalen Charakter besitzen, ist der Devisenmarkt ein echter internationaler Markt. Es gibt keinen Börsenschluss und keine Eröffnung. Die Devisenhändler geben sich über alle Zeitzonen weltweit sozusagen die Klinke in die Hand und sorgen für einen ununterbrochenen Handel, 24 Stunden lang, rund um die Uhr. Ob man am Nordkap sitzt oder auf Neuseeland, spielt dabei keine Rolle.«
    Nirgendwo scheinen in der Finanzwelt die Bedingungen so prima zu sein, dass Märkte für angemessene Preise sorgen, wie an den globalen Devisenmärkten. Nirgendwo müsste die Idee so gut funktionieren wie hier und an den Rohstoffmärkten. Müsste. De facto wird an keinem anderen Platz der Finanzwelt so deutlich, wie wenig realistisch die Modelle waren, wie überfordert Finanzjongleure sind – gerade wenn es an den Märkten so global, so schnell und so liquide zugeht, wie es die Fans der Finanzglobalisierung immer empfohlen und gewünscht hatten.
    Nach klassischer Lehre müsste das ständige Kaufen und Verkaufen von Währungen zu paradiesischen Zuständen führen. Zum Beispiel, wenn ein Land geschludert hat, im Preiswettbewerb nicht mehr mitkommt oder sonst etwas schief lief. Dann verkaufen die Händler die Währung. Dann fällt deren Kurs, was dazu führt, dass abwertungsbedingt die heimischen Produkte und Exportwaren für Ausländer beim Umrechnen automatisch günstiger werden. Ergebnis: Die nunmehr billigeren Exporte werden wieder vermehrt nachgefragt, der Verkauf im Ausland steigt, bis die Außenhandelsbilanz

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