Wie viel kann eine Frau ertragen
wären nicht streng, sie würden mit ihr reden, aber schlagen – nie. Bei den anderen lief es doch etwas anders als bei uns.
Als ich dann zu Hause war, konnte ich mich auf nichts konzentrieren. Nach dem Essen habe ich Geschirr abgewaschen, meine Hausaufgaben gemacht, danach mussten wir zur Arbeit.
Nach dem Abendbrot kam mein Vater in mein Zimmer mit dem Gürtel. Ich musste ihm mein Jahresheft zeigen, und er hat dann die Zweier gezählt. Es waren sieben Stück. Dann fragte er mich: „Was habe ich dir gestern gesagt?“ Und ich musste antworten: „So viele Zweier, wie im Jahresheft stehen, so viele Schläge bekomme ich.“ „Und wie viele sind es?“, fragte er mich. „Sieben“, sagte ich dann. Und was passierte? Er nahm seinen Gürtel und haute mir sieben Mal über meinen Rücken. Dabei hat er laut mitgezählt. Oh Gott, ich hasse dich! Mein Hass wächst mit jedem Schlag.
Wie kann ein Vater erst sein Kind psychisch vergewaltigen und danach auch noch körperlich misshandeln. Beim Schreiben erlebe ich jeden Moment noch mal, als ob es sich alles noch mal wiederholt.
Irgendwann, da war ich vierzehn Jahre jung, meinte meine Stiefmutter oder Vater, ist ja auch egal, dass ich Brot backen soll. Es war in Estland auch etwas anders mit Brot backen. Da gab es keine Küchenmaschinen, alles sollte mit Händen geknetet werden. Tja, und so musste ich erst Mehl, Ei, Salz, Hefe, Milch, alles in eine Schüssel geben und zusammenrühren. Und so wie es der Teufel will, ist der Teig einfach zu hart geworden. Nachdem der Hefeteig erst mal in einer warmen Decke stand und dann in die Backform reingelegt wurde, blieb er ganz flach in der Backform. Im Backofen wurde es auch nicht viel besser. Auf jeden Fall ist es mit dem Brotbacken voll in die Hose gegangen. Das Brot war ganz hart, man konnte es kaum essen. Als dann Vater von der Arbeit nach Hause kam, gab es doch wirklich erst mal ordentlich Schimpfe und dann eins auf die „Löffel“. Beim Kneten ist bei mir am rechten Handgelenk ein Knöchel rausgesprungen, weil der Teig so hart war. Oh Mann und das alles mit vierzehn!
Es war im Januar 1976, als meine Brüder und ich bei meiner Schwester Elvira zu Besuch waren. Natürlich war auch mein Freund Michael da.
Spätnachmittags fragten mich meine Brüder dann, ob ich mit ihnen nach Hause will. Da sagte ich, dass ich etwas später fahre. Sie sind dann um ca. 17 Uhr nach Hause gefahren. Michael hat mich um ca. 19 Uhr zur Bushaltestelle gebracht. Ich bin mit dem Bus nach Rakvere und weiter nach Semeru gefahren.
Zu Hause war ich um 20:30 Uhr. Ich musste dann in die Küche gehen und mich am den Tisch setzen. Mein Vater hat schon auf mich gewartet, natürlich mit dem Gürtel, meine Stiefmutter kam nicht dazu, sie war wieder schwanger. Er fragte mich, warum ich so spät da war. Ich habe ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt, ein Teil war auch eine Lüge. Da hat er nur geschrien: „Ich werde dir’s gleich zeigen, sodass du mich nicht mehr anlügen wirst!“ Und hat natürlich sein „Spielzeug“ auf meinen Rücken fallen lassen. Ich weiß nicht mehr, wie viele Hiebe es waren. Eins weiß ich, mein Rücken brannte wie verrückt. Er hatte so voller Wut zugeschlagen, dass meine Haut geplatzt war. Und das als Christ???? Das alles passierte kurz vor 21:00 Uhr. Wie sollte ich mit meinem geplatzten Rücken schlafen? Zu der Zeit schlief ich im Wohnzimmer auf einem Klappbett. Nach dieser „super Veranstaltung“ ging ich ins Wohnzimmer und danach schlafen, aber liegen, geschweige denn schlafen, konnte ich nicht. Als ich endlich gegen Morgen am Schlafen war, kam Vater ins Wohnzimmer. Hatte mich geweckt und mir gesagt, wenn ich ihn nicht angelogen hätte, würde er mich nicht schlagen. Das glaubte ich ihm nicht, weil er wütend war und seine Wut nicht unter Kontrolle hatte. Er hat sich kurz entschuldigt und ging in sein Bett. Für ihn hatte sich diese Sache wohl erledigt, aber ich hatte ja noch länger was davon.
Da ich zu der Zeit schon fünfzehn Jahre alt war und an diesem Tag wieder mal meine Regel hatte, werde ich es natürlich nie vergessen. Ich hatte fast immer „Glück“, wenn ich meine Tage hatte, gab es die Prügel gratis dazu!
Das letzte Jahr vor der Ausreise
Zu der Zeit war ich schon in der neunten Klasse. In der neunten Klasse hatten wir ein neues Fach, „Wojenoje Delo“ (übersetzt Militärunterricht). Da haben wir die Schießgewehre auseinandergebaut und wieder zusammengesetzt. Dann gab es für uns
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