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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Schwarz
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entschuldigt.
     
     
     

Veränderungen in unserer Familie
     
     
    Im August 1978 hat dann mein Bruder Rudi geheiratet, während seines Studiums. Er ist mit seiner Frau dann nach Münster. Sie bekamen doch relativ schnell ein Kind. Mein Vater hat da noch immer Kindergeld für meinen Bruder eingesackt, obwohl Rudi nicht mehr zu Hause gewohnt hat. Unser Vater ist damals sogar zum Rathaus gegangen, um zu klären, wem wohl das Kindergeld zusteht. Es ging doch nicht darum, ob es meinem Bruder zustand, sondern, was habe ich als Elternteil für meine Kinder übrig? Da haben wir dann gemerkt, dass unser Vater gar nichts für seine Kinder übrig hatte, wie immer. Meinem Bruder und seiner Frau ging es nicht so gut, weil er eben studierte und ein kleines Kind da war. Die Waisenrente hatte mein Bruder mit viel Krach an sich genommen. Sie stand ihm aber auch zu, genauso wie es uns zustand.
    Mein Vater hatte dann doch bestimmt, dass ich Näherin lernen sollte, ohne mit mir zu reden. „Müller-Schneiderei“ war ein Nähereibetrieb, die Näherinnen ausgebildet haben. Im Januar 1979 war dann die Aufnahmeprüfung bei „Müller-Schneiderei“. Es hatten sich fünfzig Personen auf fünfzehn Plätze beworben. Ich war nach Abschluss dieser Prüfung die Beste. Also ich hatte die Prüfung bestanden und konnte dann ab 1. September meine Ausbildung zur Näherin anfangen.
    Im Juni 1979 war ich dann mit meiner Schule fertig. Nach dem Abschluss meiner Schule musste ich mir noch mein Konto einrichten. Mit meinem Vater bin ich dann zur Sparkasse hin, ich war damals neunzehn Jahre jung, und wir haben mir mein Konto eingerichtet. Er nahm mir dann die ganzen Unterlagen weg, weil er die Vollmacht über mein Konto hatte. In dieser Zeit wusste ich nicht, was auf meinem Konto passierte. Das Geld musste ich bis zum letzten Pfennig abgeben. Ich bekam kein Taschengeld und das mit neunzehn Jahren.
    Im Juli 1979 wollte mein zweiter Bruder Jakob heiraten. Als es so weit war, hat unser Vater sich geweigert, zur Hochzeit zu gehen, weil er meinte, sein Sohn hätte ihn und seine Frau mit den beiden Kindern extra einladen müssen. Das war aber dann ein Stress. Mein Bruder und seine Frau sind dann nach oben in die vierte Etage, um diese „Extraeinladung“ auszusprechen. Danach kamen meine Eltern erst zur Hochzeitsfeier und um Familienfotos zu machen. Aber die Hochzeitsstimmung war dann doch schon weg. Irgendwann war es dann doch vorbei, aber solche Erlebnisse geraten nicht in Vergessenheit.
    Ich fing dann mit meiner Lehre an. Es machte mir keinen Spaß und am liebsten hätte ich das Ganze an den Nagel gehängt. Es war für mich einfach nur „absitzen“. Ich fühlte mich zu etwas gezwungen, was ich nicht wollte. Das kannte ich schon mal und wehrte mich innerlich, aber sagen konnte ich nichts. Diese Angst vor Vater war noch immer da.
    Zwei Monate nach der Hochzeit von meinem Bruder fingen meine Eltern an zu bauen. Der Vater hat gearbeitet, mein jüngster Bruder war noch in der Schule und ich in meiner Ausbildung. Nach dem langen Tag konnte ich noch Essen kochen und danach sind wir, mein Vater, Waldemar und ich, zum Bau gefahren. Es war so jeden Tag und auch sonnabends, Woche für Woche. Unsere Stiefmutter war meistens zu Hause mit ihren Töchtern.
     
     
     

Heiligabend 1979
     
     
    Ich ging zu einer Baptistengemeinde und war da in der Jugend. Jedes Jahr zu Weihnachten gab es ein Weihnachtssingen. Wir versammelten uns am 24. Dezember 1979 gegen 22:00 Uhr in der Kirche, beteten, teilten uns auf, weil zu viele Jugendliche da waren, und gingen singen.
    In einer Gruppe waren meistens zehn bis fünfzehn Jugendliche. Wir, ich mit meiner Freundin und auch ein Junge, er hieß Viktor Schwarz, waren in einer Gruppe. Den ganzen Abend und auch nachts hatten wir unseren Spaß mit Blödsinn machen, Lachen, Reden und natürlich Singen. Viktor hatte am 25. Dezember seinen neunzehnten Geburtstag. So haben wir noch nebenbei in seinen Geburtstag reingefeiert. Ab dieser Nacht waren wir, er und ich, zusammen.
    Langsam, aber sicher entwickelte sich eine Beziehung zwischen uns. Er kam dann öfter zu uns. Wenn er dann da war und wir hatten mal gerade Abendbrot gegessen oder auch Mittag, musste er schön warten, bis ich das Geschirr mit den Händen abgewaschen hatte. Damit es schneller ging, hat er mir geholfen. Obwohl es auch mal meine Stiefmutter hätte machen können. Meinem Vater passte es nicht ganz, dass ich jetzt jemanden hatte, weil ich nicht mehr so oft zum Bau fahren

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