Wie viel kann eine Frau ertragen
wollte. Ich widersprach ihm und setzte mich zur Wehr, obwohl ich doch noch sehr viel Respekt und auch Angst vor ihm hatte.
Viktor und ich, wir sind auch mal zusammen weggefahren.
Wir sprachen sehr früh von der Hochzeit. Im Nachhinein war es doch mehr mein Verlangen und Bestreben. Ich wollte nur von zu Hause weg, beim erstbesten Jungen. Es war aber nicht im Sinne meines Vaters, aber es war mir egal. Er wollte noch, dass ich mit ins Haus ziehe und auch die Schulden abbezahlen helfe.
Wir suchten uns eine Wohnung und beim Vertragsabschluss mussten wir eine Kontonummer angeben. Da ich ja eins hatte, wollten wir kein zweites Konto für uns machen. Ich brauchte die Unterlagen von meinem Konto, mein Vater aber rückte damit nicht heraus. Er hatte immer irgendeine Ausrede, warum ich meine Unterlagen nicht bekam. Im Grunde hatte er erst abgewartet, dass mein Ausbildungsgeld darauf war und ich dieses Geld für Mai 1980 nicht bekam. Er hatte fast alles abgehoben vom Konto und ich habe nie die Kontoauszüge gesehen. Welche Umsätze auf meinem Konto waren, habe ich nie erfahren.
Trotz allem haben wir uns eine Wohnung genommen, renoviert und zum Teil mit Möbeln eingerichtet.
So haben wir, mehr ich, unsere Hochzeit geplant und auch mit allen Mitteln durchgeboxt.
Am 3. Mai haben wir uns verlobt und am 16. Mai standesamtlich geheiratet. Unsere kirchliche Hochzeit war dann am 18. Mai 1980. Es war sehr schön, der ganze Tag war unbeschreiblich. Sogar das Wetter spielte mit, wir hatten super Sonnenschein. Nach der Hochzeit sind wir mit meiner Freundin und ihrem Mann zu einem See gefahren, einfach so spazieren. Ich hatte noch mein Hochzeitskleid an und mein Mann natürlich seinen Hochzeitsanzug. Es war ein sehr schönes Erlebnis, das ich nicht vergessen werde.
Nach der Hochzeit sagte unser Vater zu meinem Mann, dass er zu ihnen wie nach Hause kommen soll. Das Gleiche haben mir auch seine Eltern gesagt. Aber der Unterschied zwischen seinen und meinen Eltern war doch riesengroß.
Ein, zwei Wochen nach der Hochzeit sind wir dann abends zu meinen Eltern. Sind dann da auch zum Essen geblieben, nach zwei Tagen sind wir wieder dahin. Auch diesmal sind wir zum Essen geblieben. An diesem Abend sagte dann mein Vater zu mir, ob ich wohl zu Hause nicht kochen würde, dass wir da nur zum Essen sind. Ja, so hatte unser Vater für seine Kinder ein „großes“ Herz. Nach diesem Abend verging uns auch die Lust, dahin zu fahren.
Seine Eltern dagegen haben uns immer zum Essen eingeladen. Und wir, als Jungverheiratete, haben es natürlich auch mitgenommen. Dieser Unterschied spielte später auch eine große Rolle.
Endlich war ich aus meinem Elternhaus raus, weg, frei von ihren dominanten Ansagen und auch ihrer Sklaverei. Endlich konnte ich beziehungsweise wir machen, was wir wollten, ohne Angst zu haben, dass da einer kommt und schimpft.
Meine Hochzeit war die einzige, die mein Vater mit der Stiefmutter bezahlt hat. Die Hochzeiten von meinen drei Brüdern zahlte er nicht, weil meine Brüder ihr Geld für sich genommen haben. Erzählt haben sie etwas anderes.
Im Juni 1980 sind dann meine Eltern mit meinem jüngeren Bruder und den beiden Halbschwestern ins Haus gezogen. Mein Bruder hatte es auch nicht leicht mit den Eltern. Unser Vater hat so gespart, dass er sogar meinen Bruder beschimpft hat mit Fluch-Wörtern, weil Waldemar die Heizung etwas mehr aufgedreht hat. Ja, auch er hatte es nicht einfach mit unserem Vater und der Stiefmutter.
Meine Familie
Ich war jetzt endlich verheiratet. An meinem Hochzeitstag hatte ich meine Regel, kurz danach wurde ich schwanger. Ich freute mich auf unser Baby.
Meine Lehre habe ich natürlich an den Nagel gehängt. Ich ging nach einem Jahr Lehre arbeiten als Näherin. Es war auch nicht einfach, schwanger und arbeiten. Unser Baby wollte nicht bleiben, ich hatte eine Risikoschwangerschaft, da musste ich öfter mal ins Krankenhaus. Ich verbrachte mehr Zeit im Krankenhaus als zu Hause. So war das Zusammenleben mit meinem Mann doch ganz schön prob-lematisch. Wir hatten uns noch nicht aneinander gewöhnt und das mit dem Baby war doch ganz schön stressig. Dazu waren wir noch sehr jung, mein Mann war noch ein halbes Jahr jünger als ich. Als wir heirateten, war ich knapp zwanzig Jahre jung, also war er erst neunzehneinhalb Jahre jung. Unser Anfang war auch nicht einfach, weil wir beide sehr unerfahren waren, und wussten nicht so richtig, wie ein Zusammenleben, was wir uns gewünscht
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