Wie viel kann eine Frau ertragen
dass dieses Kind wirklich nur mein Kind sein würde.
Die Schwiegereltern kamen dann mal zwischendurch, um nach mir zu schauen und auch zu gucken, wie weit wir mit unseren Zimmern waren. Aber es bewegte sich kaum etwas. Ich bettelte bei Viktor, dass unser Kinderzimmer unten gemacht werden sollte, aber es inte-ressierte ihn nicht. Es würde erst auch ohne Kinderzimmer gehen, meinte er nur. Ich war sehr ungeduldig, aber machen konnte ich alleine nichts. Ja, so ist es, wenn Frau schwanger ist.
Viktor ist ein „Weihnachtskind“, er ist am 25. Dezember geboren. Bei so viel Glück, das ich bis jetzt hatte, und jedes Jahr seinen Geburtstag vorbereiten musste, wollte ich es meinem Kind nicht antun. Mein Kind sollte seinen Geburtstag ganz normal feiern können und noch ein „Weihnachtskind“ wollte ich nicht haben.
Mit meinen Wehen wurde es immer schlimmer, ich war morgens nicht imstande, alleine aus dem Bett zu kommen. Wenn es dann erst mal Mittag war, merkte ich kaum etwas von diesen Schmerzen. Am 19. Dezember 1995 konnte ich mich wieder kaum bewegen und dann sagte ich zu Viktor: „Lass uns bitte ins Krankenhaus fahren, ich kann es nicht mehr aushalten!“ Es war mein Signal, ja, und so sind wir dann ins Krankenhaus gefahren. Als wir dann da waren, musste ich alle Untersuchungen über mich ergehen lassen, danach bekam ich einen Tropf. Ich konnte laufen oder liegen, wie ich es gerne wollte. Meine Wehen wurden immer schlimmer, aber mein Kind kam nicht, weil meine Fruchtblase noch zu war. Und so wurde die Fruchtblase um 15:30 Uhr gesprengt, mein Kind war dann um 17:08 Uhr da und es war mein Mädchen. Mein lang ersehntes Mädchen, das ich die ganze Schwangerschaft nicht haben wollte. Sie war gesund, Gott hat mich nicht bestraft für meine Sünde. Er hat mir meine süße Tochter geschenkt. Sie hat zwar mein ganzes Leben durcheinandergebracht, aber es lohnte sich, das anzunehmen.
Vor dieser Entbindung stand es für mich schon fest, dass ich mich sterilisieren lassen würde. Aber Viktor wollte es nicht, dass ich diese OP machen lassen sollte, er tobte buchstäblich. Mir war es aber egal, ich wollte keine Kinder mehr. Sechs Schwangerschaften und vier Entbindungen, ich hatte die Schnauze so voll. Auch deswegen, weil ich nicht mehr die Jüngste war. Ich war ja auch schon fünfunddreißig Jahre. Die Schwangerschaft hat mich ganz kaputt gemacht, sie war sehr schwer. Die Geburt war zwar sehr schnell, aber umso schmerzhafter, und noch einmal wollte ich es nicht mehr erleben.
Am 21. Dezember wurde dieser Eingriff bei mir durchgeführt, den ich gut überstanden hatte. Für mich war da meine Familienplanung abgeschlossen.
Als Viktor am 19. Dezember nach Hause gefahren ist, hat er unseren Söhnen zwei Tage nicht gesagt, dass sie eine Schwester hatten. Das erzählten mir meine Kinder später. Ich konnte es nicht begreifen, wie ein Vater die Freude über ein gesundes Töchterchen mit seinen drei Söhnen nicht teilen wollte. Meine Söhne haben sich so über ihre kleine Schwester gefreut, die dann den Namen Bettina bekam.
Am 25. Dezember kamen wir dann nach Hause. An diesem Tag passierte etwas mit Viktor, nicht nur dass er seinen fünfunddreißigsten Geburtstag hatte, nein, er wurde ganz abweisend mir gegenüber. Anstatt mal Glück und Zufriedenheit mit allen gesunden Kindern zu genießen und Gott zu danken, dass alles gut überstanden war, flüchtete er einfach bei jeder Gelegenheit von zu Hause. Entweder zu seinen Eltern, Geschwistern oder aber auch Taubenfreunden, er nutzte einfach jeden Moment, um von zu Hause zu verschwinden. Er ließ mich nach meiner Entbindung mit den Kindern alleine, aber auch mit meiner Arbeit. Unser Haus war noch immer nicht fertig, es war ja auch noch eine Baustelle.
Ich wollte doch meine Tochter stillen, aber durch diesen Stress ging meine Milch weg. Sie wurde ein Flaschenkind.
So vergingen die Tage. Da er fünfunddreißig Jahre alt wurde, wollten wir am 30. Dezember seinen Geburtstag nachfeiern. Wir hatten es zusammen besprochen und er sollte mir auch helfen. Aber, er war sehr oft nicht da und so blieb ich mit dieser ganzen Arbeit alleine mit meinen Kindern. Am 30. Dezember nachmittags war mein Gatte bei seinem Freund Peter und seiner Frau, die zwischenzeitlich von Hamburg nach Herford umgezogen waren. Dann bin ich hin, um mit ihm zu reden, aber er lachte mich nur aus. Ich stand da und hab nur geheult, ohne etwas erreicht zu haben, bin ich nach Hause gefahren. Ich war so was von beleidigt,
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