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Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Schwarz
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dass ich den Weg nach Hause nur geweint habe. Dass ich damals schon Depressionen hatte, wusste ich noch nicht. Zu Hause angekommen, mussten wir zusehen, dass alles fertig wurde. Meine Jungs haben mir sehr geholfen, ich war froh, dass ich sie hatte.
    Nach Hause kam mein Mann eine Stunde, bevor unser Besuch kam. Die Stimmung war natürlich niederschmetternd. Als unser Besuch dann da war, machten wir so, als ob alles in Ordnung wäre. Es war für mich eine „Pflichtveranstaltung“, die mehr oder weniger gut verlief. Als unser Besuch dann weg war, hatte ich mit Viktor kein Wort mehr gesprochen. So sind wir dann alle ins Bett, aufgeräumt hatten wir dann am nächsten Tag. Ja, unsere Feiern verliefen meistens mit viel Stress.
     
    Unser Alltag holte uns sehr schnell ein. Im neuen Jahr 1996 ging Viktor seiner Arbeit nach, meine Söhne gingen alle zur Schule und ich war mit unserer Kleinen zu Hause.
    Es war ein sehr strenger Winter. Bei sechs Personen musste ich sehr viel Wäsche waschen und trocknen. Unser Trockner war schon seit Sommer 1995 kaputt und mein Mann tat keine Anstrengungen, um ihn zu reparieren. Und so musste ich die Wäsche draußen auf dem Wäscheständer trocknen. Es war so kalt, dass meine Finger fast abgefroren wären, aber wen interessierte es denn?
     
     
     

Mein größter Fehler
     
     
    Viktor arbeitete alleine und mein Verdienst fehlte uns. In diesem Haus bezahlten wir mehr als im anderen. Anstatt meinen Mann dafür sorgen zu lassen, dass wir genug Geld hatten, bewarb ich mich als Nachtwache in einem Altenheim in Bielefeld kurze Zeit nach der Entbindung. Meine süße Tochter sollte von unserem Benny nachts versorgt werden. Ich habe mein Kind angesprochen und er war damit einverstanden. Was tat ich meinem Kind damit an, diese Verantwortung in der Nacht auf ihn abzuschieben? Mein Sohn war doch erst zwölf Jahre jung und unerfahren. Was war ich egoistisch! Ich war einfach nicht zu bremsen, ich wollte unbedingt wieder arbeiten, egal wie alt meine kleine Tochter war. Obwohl ich zu Hause doch eine ganze Menge Arbeit hatte und meine Kinder brauchten mich auch. Wie es laufen sollte, wenn ich nachts weg sein würde, das wusste ich nicht, und es interessierte mich auch nicht. Ich war sehr blauäugig und unverantwortlich, mein Egoismus hat gesiegt. Viktor hatte mich nicht ausgebremst, es war ihm egal, Hauptsache, Geld kam rein. Diese Äußerung brachte er mal auf dem Geburtstag von seinem Bruder, als der sagte, dass seine Frau nachts zu Hause sein müsste.
     
    Bevor ich dann arbeiten ging, hatte ich meine Schwiegereltern gefragt, ob sie auf die Kleine vormittags aufpassen würden. Ich wollte meine Kleine dahin bringen und mittags abholen, Hauptsache, ich könnte vier Stunden vormittags schlafen. Sie haben es nicht gemacht, weil die Lieblingsschwiegertochter fünf Wochen später als ich ihre Tochter zur Welt gebracht hatte. Da haben sie dann zu Hause auf die Kinder aufgepasst und bei mir würde ich die Bettina zu ihnen nach Hause bringen. Ja, auch da gab es einen Unterschied, weil ich eben eine freche Schwiegertochter war und auch mal meine Meinung gesagt habe. So war ich dann auch unbeliebt. Aber ich war ein Mensch, der dann auch mit dem Kopf durch die Wand ging, egal was passiert. Oder um den anderen zu beweisen, dass ich es auch ohne sie schaffen kann. Vielleicht war es auch ein Ansporn, warum ich dann auch alles durchgezogen habe, wenn auch auf dem Rücken meiner Kinder.
    Als meine süße kleine Puppe (Bettina) drei Monate alt war, bin ich dann in die Nachtwache in einem Altenheim gegangen. Es war dann doch etwas Schönes, ich wurde wieder gebraucht. Es klingt blöd, aber diese Bestätigung von den anderen, die habe ich gebraucht. Meine Anerkennung habe ich mir immer mit meinen Leistungen geholt, bis heute. Ich weiß, dass es nicht normal war, dass ich meinem zwölfjährigen Sohn die Aufsicht und die Versorgung meiner kleinen Tochter übertragen habe, aber damals habe ich mir auch nicht diese Gedanken und auch Vorwürfe gemacht. Dass ich mich und meinen Sohn mit diesem Zustand überfordern würde, kam erst viel später raus. Könnte ich alles noch mal zurückholen, würde es bestimmt anders laufen. Aber damals konnte ich auch nicht anders und ich wollte es auch nicht.
    Ab 01. April 1996 war ich wieder in einem Altenheim beschäftigt und mir ging es gut dabei. Ein paar Tage war ich im Tagesdienst und dann eine Nacht mit der Nachtwache, Sofie, danach alleine. Sofie wurde später meine Freundin, die mir

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