Wie viel kann eine Frau ertragen
dann regelmäßig zur Seite gestanden hat. Ich war richtig glücklich, dass ich wieder nachts arbeiten und mein eigenes Geld verdienen konnte. Am Anfang ging es auch zu Hause ganz gut. Die Kleine hat viel geschlafen und so konnte ich mich auch einigermaßen ausschlafen. Aber die anderen Arbeiten musste ich ja auch erledigen, meine Kinder haben mir dabei geholfen. Viktor interessierte es nicht, ob ich geschlafen hatte oder nicht. Wenn er von der Arbeit mach Hause kam, wollte er sein warmes Essen. In dieser Zeit lief es sehr oft bei uns nach den Wünschen meines Mannes. Dass ich es so wollte, würde mein Mann mich noch viele Monate oder auch ein paar Jahre spüren lassen.
Die Zeit lief und unser Ehe- und Familienleben wurde wieder mal schlimmer. Ich suchte für uns eine Wohnung, weil ich diesen Druck und auch die Gleichgültigkeit meines Mannes nicht mehr aushalten konnte. Auch mit allem alleine gelassen, für alles alleine zuständig sein zu müssen, war mir zu viel. Mein Mann nahm nur Rücksicht auf sich und was aus uns würde, wie es uns ging, interessierte ihn nicht. Er forderte sehr viel von mir, aber selber gab er nicht viel zurück, außer Streitereien, Prügel und Beschimpfungen.
Im Sommer 1996 bin ich dann mit meinen vier Kindern in eine Wohnung gezogen. Es war nicht sehr weit von unserem Haus entfernt. Ich glaube, Viktor hatte so einen Schock bekommen, dass wir weg waren, dass er anfing, wieder Gedanken sich zu machen, und bemühte sich um uns.
Ich weiß gar nicht, womit ich gedacht hatte, auf jeden Fall bestellte ich neue Möbel für diese Wohnung. Teilweise wurden die Möbel gar nicht ausgepackt.
Für diese Wohnung hatte ich natürlich einen Mietvertrag unterschrieben. Und den musste ich aber auch kündigen. Mein Mann hat mich so schnell überredet und auch Besserung versprochen, dass ich nach drei Monaten mit den Kindern wieder im Haus war. Was ich mir und den Kindern damit antat, in welche Situation ich uns gebracht hatte, würde ich viel später erfahren.
Ein anderes Erlebnis war es, als meine Freundin Sofie mal anrief. Ich hatte Abendbrot gekocht und wir wollten gerade essen. Dann rief sie an, ich hob den Hörer ab und hatte mit ihr gesprochen. Dann kam Viktor ganz wütend und schimpfend dazu und schmiss unser sehr teures Telefon runter auf den Fußboden. Das Telefon und auch der Fußbodenbelag, wir hatten PVC liegen, wurden kaputt gemacht, einfach reingerissen. Er mochte meine Freundin Sofie nicht und deswegen war er so abweisend ihr gegenüber. Abgesehen davon, sie konnte ihn auch nicht leiden, es beruhte auf Gegenseitigkeit.
An eine Situation kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. Es war an meinem freien Wochenende. Sein Freund Peter war mit seiner Frau bei uns zu Besuch. Mein Mann wollte unbedingt einen Hefeteigkuchen, obwohl die ganze andere Arbeit nach Erledigung schrie. Ich musste noch das ganze Erdgeschoss aufräumen, Wäsche waschen und die Kinder waren ja auch noch da. Um es noch deutlicher zu sagen und den anderen zu zeigen, dass er der „Herr des Hauses“ war, sagte er einfach vor den anderen: „Wenn du heute keinen Hefeteigkuchen bäckst, gibt es keinen Sex!“ Die beiden guckten mich an und ich antwortete nur: „Dann ist es so!“
Solche Auseinandersetzungen gab es sehr oft, es war ihm egal und er schämte sich nicht vor dem, wer da stand oder zuhörte.
Durch diese extremen Auseinandersetzungen fing ich immer mehr zu essen an. Das Essen wurde mein „Liebeströster“. Natürlich hatte ich dann nach jeder blöden Bemerkung und auch Beschimpfung meine Frustfressattacken, die damit endeten, dass ich immer mehr zunahm. Irgendwann sagte dann Viktor bei einem Streit zu mir, dass ich eine fette Sau wäre. Ich fragte ihn dann, ob er sich für mich schämt? Aber da drauf gab er mir keine Antwort. Ich aber sagte dann auch noch zu ihm, er könnte ja alleine wegfahren, wenn er sich für mich so schämt. Das hat er dann auch ab da gemacht.
Als ich so viel zunahm, hatte ich schon vier Kinder.
Im Spätherbst 1996 suchte ich über einen Makler wieder nach einer Wohnung, meine Freundin unterstützte mich dabei. Ohne an die Folgen zu denken, gab ich dem Makler unsere Telefonnummer. Ich sagte dann auch zu ihm, dass ich nachts arbeitete und dass ich nur zu bestimmten Zeiten zu Hause bin. Aber so wie der Teufel es haben will, rief der Makler bei uns dann an, als wir nicht zu Hause waren. Viktor war mit den Kindern zu Hause und ich war einkaufen mit Thomas. Als das Telefon
Weitere Kostenlose Bücher