Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie viel kann eine Frau ertragen

Wie viel kann eine Frau ertragen

Titel: Wie viel kann eine Frau ertragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Schwarz
Vom Netzwerk:
durch seinen kraftvollen Druck, mit dem er mich gegen die Zarge gedrückt hatte, war es kein Wunder.
    Mein Lebensgefährte sagte dann, dass ich eine Anzeige gegen Viktor machen sollte. Ich aber hatte noch immer Angst vor ihm.
    Am nächsten Tag hatte ich dann doch eine Anzeige gegen ihn gemacht, aber sie wurde eingestellt. Seine Eltern sollten als Zeugen aussagen und sie hatten aber auch ein Verweigerungsrecht, von dem sie Gebrauch gemacht haben.
    Meine Kleine jammerte auch noch zu Hause, dass ihre Pippi wehtat. Matthias sagte dann, dass Viktor mit ihr alleine im Haus war. Was hat er wohl mit ihr gemacht? Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich, dass sie diese Schmerzen vorher, bevor wir gefahren sind, nicht hatte. Ich war noch so schockiert von diesem Vorfall, dass ich nicht mal imstande war, mit ihr zum Kinderarzt zu fahren. Danach war es auch zu spät.
    Zwei Tage nach diesem Ereignis hatte mein Vater sich gemeldet. Wir telefonierten gar nicht so lange, weil er ja auch sehr sparsam war. Er musste mir einfach noch mal seine Meinung sagen, wegen Mehmed. Wie konnte ich wohl mit einem anderen Mann zusammenleben, fragte mein Vater mich. „Du bist eine Ehebrecherin!“, waren Vaters Worte an mich gerichtet. Ich war da achtunddreißig Jahre alt. Er aber hat meine Mutter nach Strich und Faden belogen und betrogen, obwohl er mit ihr verheiratet war. Ich dagegen war getrennt und seit mehr als fünf Monaten alleine. Ich hatte keinen betrogen und belogen. Ich hatte meinem Vater nicht widersprochen aus Respekt vor ihm, habe es über mich ergehen lassen. Meinen Teil aber habe ich mir schon gedacht.
    Ja, so ist es, eine „Kuh“ vergisst auch, dass sie ein „Kalb“ war.
     
     
     

Veränderungen
     
     
    Seit August 1998 hatte ich eine Weiterqualifizierung zur Pflegedienstleitung angefangen. Ich war auch wieder beschäftigt als Nachtwache in einem anderen Alten- und Pflegeheim und meine Chefin hat mir diese Weiterbildung ermöglicht. Bezahlt habe ich diese aber selbst. Die Kinder waren nachts alleine, weil Mehmed in der Woche in Bremen arbeitete. Es war keine leichte Zeit, aber es ging irgendwie noch immer.
    Bei uns ging es auf und ab, es lief mal besser, mal schlechter mit den Kindern, aber es lief. Es gab immer wieder Auseinandersetzungen, aber es beruhigte sich dann auch. Ich hatte so das Gefühl, dass es doch noch alles gut wird, auch mit den Kindern.
    Mehmed war ein Moslem und jedes Jahr gab es ja den Ramadan. Auch dieses Jahr, nur dass ich Ramadan auch mitgemacht habe, für ihn. Es war eine gute Erfahrung am Anfang, wo ich gemerkt habe, dass das Essen und Trinken doch nicht so selbstverständlich ist. Erst ein paar Jahre war noch alles so weit in Ordnung, aber später wurde es für mich wirklich eine Last. Nicht, dass ich es nicht gerne gemacht habe. Nein, die Ursache dafür war, dass ich es mit den Kindern alleine gemacht habe. Mehmed war fast die ganze Zeit nicht da, nur zur Nacht.
    Weihnachten kam immer näher und ich wusste nicht, wie wir jetzt dieses Fest feiern sollten. Ich stand so oft vor vielen Entscheidungen, die ich treffen musste, für Mehmed und gegen meine Kinder oder für die Kinder und gegen Mehmed. In dieser Position fühlte ich mich nicht wohl. Es waren jetzt zwei Kulturen, die in einer Wohnung lebten. Ich war nicht immer gerecht meinen Kindern gegenüber, aber Mehmed wollte ich jetzt auch nicht verlieren.
    Unser Weihnachtsfest war irgendwie auch eingeschränkt. Die beiden Großen, Thomas und auch Benny, waren bei ihrem Opa und ihrer Oma. Auch bei ihrem Vater, der am 25. Dezember noch Geburtstag hatte.
    Am 26. Dezember brachte Viktor die Kinder zurück.
     

Das Jahr 1999
     
     
    Thomas besuchte die Realschule in Verden, er ging in die zehnte Klasse.
    Zu Hause wollte er immer die Rolle des Vaters an sich reißen. Er war ein Stück größer als ich und so konnte ich mich nicht gegen ihn wehren. Zu seinen Geschwistern wurde er immer brutaler und ich war oft machtlos. Mit Reden alleine kam ich bei ihm nicht an.
    An eine Situation kann ich mich erinnern, als es um den Computer ging. Er ging so was von brutal gegen Benny vor, dass ich dann dazwischen bin. Plötzlich hatte ich so einen Schubs einkassiert, dass ich an der Wand klebte. Nach dieser Veranstaltung von Thomas habe ich ihn vor die Tür gesetzt. Ganz einfach rausgeschmissen, weil ich keine Nerven für diesen Jungen hatte, der immer mehr die Manieren seines Vaters annahm.
    Nach diesem Rausschmiss hat er bei seinen Bekannten gewohnt, wo er mehrere

Weitere Kostenlose Bücher