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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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zu säubern. Am liebsten hätte er sie geradewegs in die Arme geschlossen. Ihm wurde immer noch heiß und kalt, wenn er daran dachte, was in den letzten Stunden mit ihr abgelaufen wäre, hätte er sie nicht überwacht.
    Constanze griff nach einer Mullbinde und wickelte sie um seinen Oberarm, dann schnitt sie die Enden auseinander und verknotete sie. Silas hielt still, bis sie fertig war, dann grinste er sie an.
    Constanze legte langsam die Schere ab. Fast schüchtern lächelte sie zurück.
    Silas stand auf und gab dem Impuls nach, ihr über die Haare zu streicheln, dann wandte er sich ab und nahm aus einem Schrank zwei flauschige Handtücher sowie einen Bademantel. Er stapelte alles auf die Holzablage und öffnete die Duschkabine. »Seife und Shampoo stehen hier. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, meines zu benutzen.«
    Constanze schüttelte den Kopf. »Nein. Vielen Dank.«
    Langsam hob er ihr Kinn an und forschte in ihren Augen. »Brauchst du Hilfe oder kommst du allein klar?«
    »Ich glaube, das schaff ich schon«, flüsterte sie. Sie holte zitternd Luft. »Silas?«
    »Mmh?«
    »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast. Ich weiß nicht, was ich heute Nacht ohne dich …«
    Seine Finger verschlossen sanft ihre Lippen. Silas überlegte ernsthaft, wie Constanze reagieren würde, sollte er sie jetzt küssen. Leider plagte ihn das untrügliche Gefühl, nicht mehr damit aufhören zu können, fing er erst mal an. Besser, er hielt sich zurück. Nur ein skrupelloser Mistkerl hätte ihre momentane Verletzlichkeit ausgenutzt. Und er wollte lieber nicht austesten, ob er genau solch ein Mistkerl war.
    Abrupt sprang Constanze auf und stolperte gegen seine Brust. Silas hielt sie fest, sonst wäre sie gestürzt.
    »Eliah! Ich muss sofort …«
    »Schsch.« Er strich ihr über den Rücken. »Der Kleine ist in Sicherheit..«
    »Aber … woher … ich meine, wenn Michaels Killerkommando wusste, wo sie mich finden, dann wissen sie auch, wo sich Eliah aufhält.«
    »Hast du mit jemandem darüber gesprochen, wohin deine Freunde mit den Kindern fahren?«
    »Nein.« Constanze schob sich zurück und ließ sich auf den Wannenrand sinken. »Nicht einmal mit Beate. Seit … ich habe die Angewohnheit, solche Informationen grundsätzlich zu verschweigen. Diese Vorsichtsmaßnahme ist mir zur Gewohnheit geworden.«
    »Zum Glück.« Silas trat einen Schritt auf sie zu. »Deshalb müssen die Kerle auch davon ausgegangen sein, dass ihr beide im Haus seid. Eliah ist in Sicherheit. Ich weiß es genau.«
    »Woher?« Die Zweifel in ihrem Blick brannten wie Säure auf seiner Haut.
    »Vertraust du mir?«
    Ihr zögerliches Nicken konnte er kaum als Zustimmung werten, dennoch war er überzeugt, dass sie keine Fluchtgedanken hegte und sich bei ihm und in seinem Haus nicht in Gefahr wähnte.
    »Ich habe vorgesorgt. Deinem Sohn wird nichts passieren, das musst du mir glauben.«
    Dieses Mal fiel ihr Nicken deutlicher aus. Silas legte kurz die Hand auf ihre Schulter und verließ das Bad.
     
    *
     
    Constanze sah ihm mit klopfendem Herzen nach. Keine Frage, der Magier barg so viele Facetten wie ein Bergkristall. Er hatte ihr das Leben gerettet. Gab es einen Grund, an seiner Aussage zu zweifeln, dass sich Eliah in Sicherheit befand? Wenn sie auch im Moment keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, eines wusste sie gewiss. Der Magier gab keine halbherzigen Versprechen ab oder sicherte unüberlegt etwas zu, das nicht den Tatsachen entsprach.
    Erstaunlicherweise fiel es ihr nicht schwer, seinen Worten Glauben zu schenken, obwohl es um das Kostbarste ging, das ihr am Herzen lag. Das Gefühl des Vertrauens übertrug sich sogar auf ihren Körper und lockerte ihre verkrampften Muskeln. Wenn Silas überzeugt war, dass Eliah nichts geschehen konnte, dann gab es keinen Grund, sich länger verrückt zu machen.
    Silas konnte kalt und hart sein, wenn es erforderlich war – aber auch einfühlsam in einer Weise, die einem Mann mit seiner Reputation kaum zustand. Sie ging jede Wette ein, dass diese sensible Seite an ihm so gut wie niemand kannte. Nachdenklich stand sie auf und streifte ihren Pyjama ab.
    Vor dem Spiegel hier sie erschrocken inne. Ihr Gesicht starrte vor Schmutz und Ruß, gepaart mit getrockneten Blutspuren von Silas’ Verletzung. Die Haare wirr, glich sie einer desillusionierten Gestalt, einem Flüchtling aus einem Katastrophenfilm. Leider war das hier kein Film, sondern bittere Realität. Schnell kehrte sie dem Spiegelschrank den Rücken und trat

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