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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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mehrmals waren ihr zwei grobschlächtige Männer aufgefallen, die in unregelmäßigen Abständen an der Buchhandlung vorbeimarschierten. Trotz dieses Wissens ertappte sich Constanze immer wieder dabei, wie sie nach einem speziellen alten Tattergreis Ausschau hielt.
    Silas war in keinster Weise zu sehen und doch spürte sie seine Gegenwart. So deutlich, als stünde er unmittelbar neben ihr. Lächelnd erinnerte sie sich an den Abend im Aufzug. Schon damals hatte sie eine körperliche Verbindung zu ihm wahrgenommen. Irgendwie hatten sie von Anfang an einen inneren Draht gehabt. Sie liebte ihn. Mehr, als Worte auszudrücken vermochten. Und sie dankte Gott, dass er noch am Leben war.
    Auch bei Feierabend konnte Constanze Silas nirgends entdecken. Michaels Schergen waren dagegen weitaus weniger begabt. Als sie die Buchhandlung verließ, standen sie am Eingang der gegenüberliegenden Kneipe und sahen mit auffälligem Desinteresse zur Seite, während sie an ihnen vorbeiging.
    Constanze bog um die Ecke. Sie hatte keinen Zweifel, dass die beiden die Verfolgung aufnehmen würden, sobald sie außer Sicht war. Nervös blickte sie hinter sich. Der Drang, kopflos zu fliehen, wurde immer stärker. Nur durch reine Willenskraft schaffte sie es, nicht zu rennen. Noch nie war ihr der Weg zu ihrer Wohnung so lang oder so unheimlich erschienen. Jede dunkle Nische, jeder Schatten schien sie zu verspotten. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte sie um Kraft. Sie würde sich nicht wieder in das schreckhafte Nervenbündel verwandeln, das sie früher einmal gewesen war. Egal welche Register Michael zog, diesen Gefallen würde sie ihm nicht tun.
    Mit forschem Schritt ging sie an einer schmalen Nebenstraße vorbei und unterdrückte das Bedürfnis, zwanghaft hineinzusehen. Sie würde keine Furcht zeigen. Jetzt nicht. Morgen nicht. Überhaupt nicht.
    Constanze hatte den Vorsatz kaum zu Ende gedacht, da schossen zwei faltige Hände aus dem Nichts und zogen sie ruppig in die dunkle Gasse. Es gelang ihr gerade noch, Luft zum Schreien zu holen, dann wurde sie stürmisch geküsst.
    Ihr Körper erkannte den Angreifer sofort. Silas. Sämtliche Panik wich mit einem Schlag aus ihren Gliedern. Widerstandslos ließ sie sich von ihm gegen die Wand drücken. Sie packte seine Schultern und erwiderte den Kuss mit ungezügelter Wildheit.
    Silas umfing ihre Rippen, wobei er sie anhob, damit er zwischen ihre Beine treten konnte. Constanze gab ihm bereitwillig nach. Es war egal, dass sie an der kalten Fassade lehnte. Egal, wie rau sein Bart über ihre Wange scheuerte oder dass er sich seltsam schwammig anfühlte. Ihr war alles egal, Hauptsache, er war bei ihr. Ohne zu zögern, schlang sie die Arme um ihn.
     
    *
     
    Silas küsste sich ihren Hals hinab und atmete Constanzes blumigen Duft ein. Wie schmerzlich er sie vermisst hatte. Die vergangenen Tage waren eine Qual gewesen. Er hätte alles dafür gegeben, sie hier und jetzt nackt spüren zu können. Doch davon war er meilenweit entfernt. Buchstäblich, denn die dicken Schaumstoffeinlagen unter seiner Kleidung wirkten wie ein Bremsklotz. Auch wenn er sie zur Tarnung dringend brauchte, hätte er im Moment nichts lieber getan, als sich den ganzen Kram vom Leib zu reißen. Leider musste das noch warten.
    Er setzte Constanze vorsichtig ab und hob den Kopf. Einen Moment sahen sie sich schwer atmend in die Augen, dann fluchte er leise, griff um ihr Kinn und begann, sie voller Sehnsucht erneut zu küssen. Eine ganze Weile kam keiner dazu, etwas zu sagen.
    »Silas. Gott sei Dank«, wisperte Constanze, sobald er ihren Mund freigab.
    »Ja, endlich.« Er küsste sie immer wieder. Schnell und in kurzen Abständen. »Es ging nicht früher. Ich musste zuerst herausfinden, was Michael vorhat. Die Warterei war schrecklich.« Seine Stimme klang undeutlich, weil er das Gesicht in ihren Haaren vergraben hatte. »Du darfst niemandem sagen, dass ich hier bin«, ermahnte er sie. »Höchstens Eliah. Aber benutze dafür nicht das Telefon, hast du verstanden?« Beide Hände um ihr Gesicht gelegt, fixierte er eindringlich ihre Augen. »Ich erkläre dir später, warum.«
    Sie nickte hektisch. »Okay.«
    Er rieb kurz ihren Nacken, dann ließ er sie widerstrebend los. »Ich muss gehen. Nicht, dass sich noch ein Passant fragt, warum sich eine so hübsche junge Frau von einem alten Knacker betatschen lässt.«
    »Warte«, protestierte Constanze und zog ihn prompt wieder näher. »Noch nicht.« Sie packte sein Revers und begann nun ihrerseits

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