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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Über eine Stunde hatte er sie aufgeregt mit einer Unmenge an Fragen bombardiert, von denen sie die meisten jedoch erst würde beantworten können, wenn sie mit Silas gesprochen hatte.
    Silas. Selbst jetzt noch, Stunden nach ihrer Begegnung, konnte ihr Herz nicht aufhören zu jubilieren. Nie hätte sie gedacht, ihn noch einmal wiederzusehen. Es war ein Wunder. Der Magier war ins Leben zurückgekehrt. Und sie mit ihm. Zum ersten Mal seit Wochen konnte sie wieder frei atmen. Das Wissen um seine Nähe durchfloss sie wie ein stetiger Energiestrom, der ihr neue Kraft gab. Lächelnd holte sie seinen Zettel aus der Hosentasche und folgte seiner Handschrift mit den Fingerspitzen. Sie war im Kampf gegen ihren Exmann nicht allein, Silas stand ihr bei – schon die ganze Zeit über, wie sie jetzt wusste. Ansonsten wäre er nach Michaels Auftauchen in der Buchhandlung niemals so schnell da gewesen.
    Behutsam zog sie Eliahs Decke höher und steckte sie um ihn fest. Vielleicht würde sich doch noch alles zum Guten wenden.
    Es war einfach unglaublich, wie grundlegend sich die Situation durch Silas’ Auftauchen verändert hatte. Trotzdem durfte sie jetzt nicht leichtsinnig werden. So gern sie Frank und Susanne angerufen und die freudige Nachricht mitgeteilt hätte, es ging nicht. Es hatte seine Berechtigung, warum Silas sie davor gewarnt hatte. Deshalb würde sie auch weiterhin auf Eliahs und ihre Sicherheit achten. Silas war vielleicht der Magier, aber schließlich konnte nicht einmal er überall gleichzeitig sein.
    Constanze nahm Eliah den Walkman mit dem Hörspiel ab, das er oft zum Einschlafen hörte, und legte ihn leise auf dem Nachttisch ab. Sie hatte sich angewöhnt, den Rundgang zu machen, wenn er schon zu Bett gegangen war. Die penible Genauigkeit, mit der sie jeden Abend die Wohnung sicherte, hätte ihn nur beunruhigt. Aus demselben Grund hatte sie ihm auch nichts von Michaels Aufenthalt in München erzählt, geschweige denn von seinen Drohungen. Blieb nur zu hoffen, dass ihr Exmann sie nicht gerade dann abpasste, wenn Eliah bei ihr war.
    Constanze hauchte ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn, dann schlich sie aus dem Zimmer. Ohne das Licht einzuschalten, schlüpfte sie in ihren Pyjama, dann ging sie zielsicher durch die dunkle Wohnung. Tagelang hatte sie sich die Wege in völliger Dunkelheit eingeprägt. Sie wusste auf den Zentimeter genau, wo jedes Möbelstück stand, kannte die exakte Schrittzahl vom Schlafzimmer zum Telefon genauso wie die zur Tür. Noch nie hatte sie sich in der Dunkelheit besser zurechtgefunden. Das war bei einem Überfall zwar nur ein kleiner Vorteil, aber immerhin besser als gar keiner. Eine unbedeutende Kleinigkeit konnte manchmal über Leben und Tod entscheiden.
    Im Schlafzimmer angekommen griff sie zuerst unter das Kopfkissen. Sorgfältig prüfte sie ihren kleinen Revolver. Mit geschlossenen Augen kippte sie die Munition in die offene Hand und legte sie wieder ein. Auch eine Übung, die sie mittlerweile blind beherrschte. Etwas entspannter schob sie die Waffe an ihren Platz zurück und glitt zwischen die kühlen Laken. Sie konnte einer Konfrontation mit Michael vielleicht nicht ewig aus dem Weg gehen, aber bis es so weit war, würde sie alles daransetzen, so gut wie möglich vorbereitet zu sein.
    Tief atmend rollte sich Constanze auf der Seite. Eine Hand unter die Wange geschoben, schlief sie ein.
     
    Sie träumte von Silas, wie so oft in den letzten Wochen. Und doch war es diesmal anders. Der Traum kam nicht vage und zusammenhanglos wie gewöhnlich, sondern lebendig und real.
    Sie sah ihn neben sich auf der Wiese im Kölner Park liegen. Die Sonne brach sich hell in seinen grauen Augen und ließ sein schwarzes Haar glänzen wie das Gefieder eines Raben. Verzaubert rutschte sie näher. Die Szene war irrational schön und dabei so unwirklich, wie es nur ein Traum zustande brachte. Trotzdem glaubte sie, eine zarte Berührung auf ihrer Haut zu spüren. Sie vermisste Silas mehr als Worte auszudrücken vermochten. Alles an ihm. Sein Geruch, seine Nähe, seine energiegeladene Präsenz.
    »Constanze.«
    Sie runzelte die Stirn. Jetzt konnte sie sogar seine Stimme hören und fühlen, wie seine Lippen langsam ihren Hals … blinzelnd klappte sie die Augen auf.
    Völlige Dunkelheit umgab sie. Von dem intensiven Traum noch aufgekratzt hatte sie tatsächlich einen Moment das Gefühl gehabt, jemand beugte sich über sie. Das war absurd. Das konnte unmöglich sein. Da war wohl eher der Wunsch Vater des

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