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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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blass. Das war die gute Nachricht.
    Die schlechte stand rechts und links neben ihm. Er befand sich in Begleitung von Michaels Männern. Silas’ Wangenmuskeln verspannten sich, als er sah, wie unnachgiebig die beiden ihn flankierten. Eliah zog ein trotziges Gesicht, täuschte ein Niesen vor und sah sich unbemerkt um – mit einer Raffinesse, die Silas Bewunderung abverlangte. Der Junge hatte es für sein Alter wirklich faustdick hinter den Ohren. Man spürte, dass er und Constanze schon viel gemeinsam durchgestanden hatten.
    Da er keine andere Möglichkeit sah, ihn auf sich aufmerksam zu machen, hustete er laut. Michaels Männer sahen gemeinsam mit Eliah in seine Richtung. Zum Glück. Denn so entging ihnen der freudige Gesichtsausdruck des Jungen. Ein Notarzt verstellte Silas kurz die Sicht. Er redete einen Moment mit Eliah, dann wandte er sich an die Männer in seiner Begleitung. Der kleine Held schielte nur Augenblicke später unauffällig um die Beine des Arztes herum. Silas machte zwei knappe Handzeichen und hoffte, dass Eliah ihn verstand. Der überlegte kurz, dann wiederholte er die Zeichen. Schweigen und warten. Silas nickte.
    »Was geht hier vor?«, erklang plötzlich eine herrische Stimme.
    Die Menschenmenge teilte sich und wurde, dort, wo sie es nicht freiwillig tat, unwirsch zur Seite geschoben. Michael von Richtstetten marschierte auf den Steg. Offenbar hatten seine Männer ihn sofort nach dem Vorfall angerufen.
    »Das ist mein Junge«, setzte er den Polizisten laut in Kenntnis und fasste auf Eliahs Rücken, was diesen stocksteif werden ließ. Diese Reaktion entging den meisten Anwesenden, Silas jedoch nicht. Lautlos fluchend beobachtete er die Szene.
    Michael erkundigte sich mit geradezu oskarreifer Bestürzung nach dem Verbleiben seiner Exfrau und schluckte zutiefst betroffen, als man ihm mitteilte, man habe sie bisher nicht finden können. Eliah schwieg. Selbst dann, als Michael ihn in scheinbarer Fassungslosigkeit an sich drückte. Silas stand zu weit weg, um alle Worte genau verstehen zu können, die danach zwischen den Männern und der Polizei gewechselt wurden, aber es sah ganz danach aus, als würde Michael den Jungen mit sich nehmen. Silas presste die Lippen aufeinander, obwohl er im Grunde schon mit etwas Ähnlichem gerechnet hatte. Immerhin war von Richtstetten der leibliche Vater des Kindes, so grotesk diese Tatsache zu den wahren Umständen auch passen mochte.
    Er wartete, bis die Menschenmenge sich so weit verlor, dass ein Zurückbleiben auffällig erschienen wäre, und trollte sich dann in die Richtung, aus der Michael den Steg betreten hatte. Das Auto, mit dem Constanzes Exmann gekommen war, war nicht schwer zu finden. Es gab nur eine silberne S-Klasse mit Baden-Badener Kennzeichen auf dem nahe gelegenen Parkplatz. Silas sah sich nach allen Seiten um, dann ging er in die Hocke und rollte flink unter das benachbarte Fahrzeug. Keine Sekunde zu früh. Nur wenige Augenblicke später näherten sich Schritte.
    »… endlich gehen. Nicht zu glauben, wie lange das gedauert hat«, war Michaels verächtliche Stimme zu hören. »Wenn es nicht so schade wäre, dass Constanze mir durch ihr Absaufen die Rache genommen hat, könnte ich mich jetzt totlachen.« Er grunzte abfällig. »Sie hatte schon immer ein unglaubliches Talent, einem jeden Spaß zu verderben, nicht nur im Bett.«
    Silas ballte die Hände zu Fäusten. Dieser miese Drecksack! Und das vor Eliah. Er war kurz davor, seine Deckung zu verlassen, um von Richtstetten zu Brei zu schlagen. An den Fußbewegungen neben sich erkannte er, wie der Junge nicht gerade liebevoll ins Auto geschubst wurde. Von Rücksichtnahme keine Spur. Warum auch? Es war nicht länger nötig, dass Michael den besorgten Vater mimte. Silas Zähne knirschten, so sehr musste er sich zurückhalten.
    »Was sollen wir jetzt mit dem Kind machen, Boss?«, erkundigte sich einer der Männer, während sie einstiegen.
    »Wir nehmen ihn in die Schweiz mit, dort kann er wenigstens keinen Unsinn anstellen. Ich wollte sowieso …« Die Autotür fiel zu und verschluckte den Rest, aber Silas hatte genug gehört.
    Schweiz. Damit konnte Constanze sicher etwas anfangen! Er wartete, bis der Mercedes vom Parkplatz gefahren war, dann schlüpfte er aus seiner Deckung hervor.
     
    Constanze lauschte gebannt seinem Bericht, als er wenig später wieder bei ihr im Wohnmobil saß. Sie hatte sich die Haare getrocknet und ihr Gesicht wies wieder etwas Farbe auf, trotzdem zitterte sie immer

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