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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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nur eine harmlose Verstauchung«, versicherte sie, als er vor ihr in die Hocke ging.
    »Welcher Fuß? Lass mal sehen.«
    »Der linke.«
    Er griff nach dem weiten Stoff ihrer Hose und hob ihn an. Seine kräftigen Finger umschlossen fast vollständig ihre Wade, während er ihre Fußsohle auf seinem Knie absetzte. Constanzes Haut begann sofort zu prickeln. Langsam wurde das schon zur Gewohnheit.
    Daniel fluchte leise, als er den bläulich verfärbten Knöchel sah. »Das muss höllisch wehtun.« Er blickte betroffen zu ihr auf. »Damit kannst du unmöglich rumlaufen. Warst du schon beim Arzt?«
    Constanze schüttelte den Kopf.
    »Das solltest du schleunigst nachholen«, murmelte er und tastete vorsichtig über die Schwellung.
    Constanze spürte seine Fingerspitzen kaum, trotzdem begannen ihre Zähne zu klappern. Teils vor Nervosität, weil er sie berührte, teils vor Schock. Der Knöchel sah wirklich zum Fürchten aus. Zu allem Übel spürte sie, wie ihr schwindlig wurde. Ohne auch nur eine Winzigkeit zu zögern, stützte sie sich mit beiden Händen auf seinen Schultern ab. In diesem Moment war es ihr ausnahmsweise herzlich egal, ob sie ihn anfasste. Alles war vertretbar, wenn man kurz davorstand, schmählich umzukippen.
    Daniel sah es offenbar genauso, denn er reagierte nicht weiter darauf, als wäre es völlig normal, dass sie an ihm Halt suchte. Ungestört fuhr er mit seiner Erkundung fort. Sie spürte jede Bewegung seiner kräftigen Schultermuskeln unter den Händen, während er ihren Fuß achtsam wieder abstellte. Die Vertraulichkeit dieses Augenblicks setzte ihr zu. Im Park hatte sie seinen Bauch berührt, jetzt seine Schulter. Was kam als Nächstes?
    So oft wie Daniel hatte sie seit Jahren keinen Mann berührt. Und einen, dessen Körper sich wie ein gespanntes Drahtseil anfühlte, noch nie. Alarmiertes Flimmern nistete sich in ihrer Magengrube ein. Als würde es etwas ändern, zog sie ihre Hände zurück, sobald sich ihr Kreislauf einigermaßen stabilisiert hatte.
    »Gebrochen scheint nichts zu sein.« Daniel richtete sich auf. »Aber böse gezerrt ist er allemal. Du solltest den Knöchel möglichst wenig belasten.«
    Eliah tauchte im Türrahmen auf. »Wo bleibt ihr denn? Wir verpassen noch die Bahn.«
    »Eliah, ich glaube, deine …«, begann Daniel, aber Constanze fiel ihm ins Wort.
    »Wir kommen gleich. Schatz, bist du so lieb und schaust, ob im oberen Stock alle Fenster zu sind?«
    »In Ordnung.« Eliah drehte sich um und polterte die Treppe hinauf.«
    »Er hat sich so auf diesen Abend gefreut, den möchte ich ihm nicht verderben«, gestand sie. »Bitte lass uns gehen. Sobald wir im Kino sind, kann ich mich ja setzen. Das schaff ich schon.«
    »Bist du sicher?«
    Constanze nickte. »Ja.« Sie setzte eine entschlossene Miene auf.
    »Lass mich den Knöchel wenigstens bandagieren. Nicht, dass du noch mal umknickst. Hast du einen elastischen Verband?«
    »In der Küche. Der kleine Eckschrank, oberstes Fach.« Constanze wies ihm die Richtung und folgte ihm mit dem Blick. Über die v-förmige Silhouette seines Rückens blieb sie schließlich an seiner verwaschenen Jeans hängen. Einer Jeans, in der ein wirklich knackiger Hintern steckte …
    Daniel drehte sich um. Constanze riss hastig den Kopf nach oben. Verlegene Röte schoss ihr ins Gesicht. Wie konnte sie nur dastehen und ihm derart offensichtlich auf die Kehrseite glotzen? Peinlicher ging es nicht. Hoffentlich hatte er es nicht bemerkt.
    Er lächelte sie kurz an und verschwand in der Küche. Während sie ihn am Schrank hantieren hörte, sank Constanze auf eine Treppenstufe und streckte den verletzten Fuß von sich.
    Daniel kam schneller mit dem Verband zurück , als sie Zeit brauchte, um ihre flatternden Nerven zu beruhigen. Er trat dicht vor sie hin. Als er sich über ihren Knöchel beugte, fielen ihm seine dunklen Haare in die Stirn und verbargen sein Gesicht. Constanze hatte seinen Nacken direkt vor Augen. Er besaß wirklich schöne Haut. Glatt und tief gebräunt. Sie schloss die Augen. Vielleicht ließ sich auf diese Weise seine beunruhigende Nähe elegant ausblenden …
    Weit gefehlt. Kaum konnte sie ihn nicht mehr sehen, registrierte ihre Nase seinen Geruch umso deutlicher. Er verströmte den gleichen angenehmen Duft nach Seife und Mann wie im Park. Und daran erinnerte sie sich deshalb so gut, weil sie auf ihm gelegen hatte. Schnell klappte sie die Augen wieder auf. Diese Erinnerung konnte sie jetzt wahrlich nicht gebrauchen. Angelegentlich fixierte

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