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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Familie nicht ausfüllen – aber Daniel konnte es. Sie schluckte. Wie sehr sich Eliah wünschte, er würde ein fester Teil ihres Lebens werden, zeigte seine Verhaltensweise. Das Problem war nur: Ging dieser Wunsch in Erfüllung, würde Daniel nicht nur Teil von Eliahs Leben werden, sondern auch von ihrem.
    Der Gedanke ließ sie den ganzen Film über nicht los. Was sollte sie tun? Rechtfertigte ihre panische Angst, den Kontakt mit Daniel ein für alle Mal abzubrechen? Selbst wenn sie wusste, wie gern Eliah ihn hatte? Selbst wenn sie wusste, dass auch sie sich immer mehr zu ihm hingezogen fühlte? Wog ihre Vergangenheit wirklich so schwer oder war es schlicht Feigheit, die sie davon abhielt, dieses Terrain noch einmal betreten zu wollen?
    Als sie das Kino verließen, hatte sie immer noch keine Antwort gefunden.
     
    *
     
    Silas spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Er konnte förmlich mit Händen greifen, wie in sich gekehrt und unsicher Constanze plötzlich war.
    »Wie geht’s deinem Knöchel?« Vielleicht hatte sie einfach Schmerzen, mutmaßte er, obwohl ihr Gang eigentlich etwas anderes bezeugte.
    Erwartungsgemäß schüttelte sie den Kopf. »Gut. Dein Verband wirkt wahre Wunder.«
    »Schön.« Silas rieb sich ratlos den Nacken. Das war es also nicht. Irgendwie verstärkten sich die Anzeichen, dass sie sich immer gekonnter vor ihm verkroch. Was auch immer er tat, er kam keinen Schritt voran. Das Innere dieses zierlichen Wesens war ihm ein unergründliches Mysterium – jedenfalls im Moment noch. Wäre Eliah nicht dabei gewesen, hätte er versucht, sie aus der Reserve zu locken. Und das war etwas, worin er sehr geschickt war. Er bekam normalerweise alles raus – vorausgesetzt, er legte es darauf an. Und bei Constanze tat er das eindeutig. Vielleicht sollte er einfach seinem Instinkt vertrauen und sie dazu bringen, von sich aus zu ihm zu kommen. Keine leichte Aufgabe, wenn man ständig damit beschäftigt war, seine Finger unter Kontrolle zu halten.
     
    »Danke, dass du uns zum Kino gefahren hast«, sagte Constanze vor ihrer Haustür und rang verlegen die Hände. Sie schob Eliah ins Haus. »Geh bitte schon mal ins Bad und putz dir die Zähne, Schatz. Ich komme sofort nach.«
    Silas grinste sie gut gelaunt an. Jetzt hatte er sie endlich einen Moment für sich allein. »Hab ich doch gern gemacht.«
    »Der Abend hat Eliah sehr viel bedeutet.« Angespannt strich sie sich eine imaginäre Strähne hinters Ohr.
    Silas hätte beinahe geschmunzelt. Ihre Nervosität war so offensichtlich, als stünde sie auf ihre Stirn gedruckt. Ein Gentleman hätte ihr Eingeständnis unkommentiert gelassen und sich höflich verabschiedet. Silas tat keines von beidem.
    »Geh mit mir aus«, bat er stattdessen leise.
    »Was?«
    »Geh mit mir aus«, wiederholte er ernst und blickte ihr in die riesigen braunen Augen. Sie blinzelte erschrocken und zog die Schultern in die Höhe. Eine Geste, die sowohl Abwehr als auch Verletzlichkeit ausdrückte. Doch Silas ließ sich nicht vom Kurs abbringen. »Bitte.«
     
    *
     
    Seine warme Stimme verursachte Constanze Gänsehaut. Jetzt, plötzlich vor die Entscheidung gestellt, siegte die Feigheit, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte.
    »Ich weiß nicht …« Fieberhaft suchte sie nach einer glaubhaften Ausrede. Langsam gingen ihr die Argumente aus. Schlimmer noch, eigentlich gab es außer ihrer irrationalen Angst keinen Grund, ihn nicht wiederzusehen. Wirklich überhaupt keinen. »Daniel, ich …«
    »Nicht.« Zwei Finger legten sich mit sanftem Druck auf ihre Lippen.
    Von der unerwarteten Berührung völlig perplex, konnte sie ihn einfach nur reglos anstarren. Zum zweiten Mal an diesem Abend verlor sie sich in den silbernen Tiefen seiner Augen. Noch nie war ihr ein Mann begegnet, der eine solch elementare Präsenz ausstrahlte. Einige Herzschläge lang hatte sie das Gefühl, er würde mit diesem teuflisch intensiven Blick jede ihrer Schutzmechanismen durchdringen, dann spürte sie, wie sein Daumen hauchzart ihre Unterlippe umrandete. Eine Liebkosung, deren filigrane Sanftheit sie endgültig aus der Bahn warf. Augenblicklich begannen ihre Nerven zu knistern. Ihr Herz pochte viel zu schnell und es kostete sie unverschämt viel Kraft, nicht kopflos ins Haus zu flüchten.
    »Sag einfach ja«, bat er ruhig und senkte die Hand. »Es ist doch nur ein Essen.«
    Seine leise Bitte bewirkte schlagartig, dass sie ihren erbitterten Widerstand als seltsam deplatziert empfand. Kritisch versuchte sie,

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