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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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wankte in Richtung Bad. Sie wollte sich nicht ausmalen, was Michael ihrem Sohn angetan hätte, wäre sie nicht dazwischengegangen.
    Langsam tastete sich Constanze an der Wand entlang. Das Bad hätte genauso gut auf einem anderen Planeten liegen können, so weit entfernt schien es. Zum ersten Mal würdigte sie das Terrarium mit den beiden Skorpionen keines Blickes. Achtete sie sonst sorgfältig darauf, den tödlich giftigen Tieren nicht zu nahe zu kommen, war ihr das im Augenblick vollkommen egal. Es blieb ihr ohnehin nichts anderes übrig, wollte sie weiterhin an der stützenden Wand bleiben. Sie drehte den Kopf, um die schwarzen Spinnentiere nicht ansehen zu müssen, und arbeitete sich Schritt für Schritt voran.
    Nach einer schier endlos dauernden Strecke erreichte sie das Waschbecken. Ein Blick in den Spiegel ließ sie aufschluchzen. Nicht nur ihr Hals, sondern die ganze linke Gesichtshälfte war geschwollen und begann sich bereits blau zu verfärben. Fahrig befeuchtete Constanze einen Waschlappen. Sie schaffte es kaum, über ihre verbluteten Arme zu reiben, so schockiert war sie von dem Anblick. Trotzdem hatte sie noch Glück gehabt. Wenigstens befanden sich keine Scherben mehr in den Wunden. Sie wusch das Frotteetuch mit kaltem Wasser aus und drückte es sacht an die Wange. Die Berührung ließ sie zusammenzucken. Einige Zeit stand sie mit geschlossenen Augen da und wartete, bis der Schmerz nachließ.
    Michael hatte ihr schon vieles angetan. Sie hatte unzählige Nächte wie diese verbracht, und doch bargen die vergangenen Stunden einen neuen Schrecken: Zum ersten Mal hatte er offen Eliah bedroht. Constanze schluckte. Niemals hätte sie gedacht, dass er sich gegen sein Kind, sein eigen Fleisch und Blut wenden würde. Sie hatte sich wie so oft geirrt. Er konnte, und er würde – sollte sie nicht da sein, um es zu verhindern. Und das würde sie. Egal was geschah. Ihr Leben hätte keinen Sinn mehr, wenn Eliah etwas zustieß.
    Blinzelnd sah sie auf ihre Arme. Immer noch tropfte Blut aus einem tiefen Schnitt knapp oberhalb des rechten Handgelenks in das Waschbecken. Rot auf schneeweißem Porzellan. Ein plakatives Mahnmal. Wie lange konnte sie das noch durchhalten?
    Michael hatte schon oft gedroht, sie zu töten, sollte sie jemals auf die Idee kommen, ihn zu verlassen. Doch im Grunde war es ohnehin nur eine Frage der Zeit, bis er sie bei einem seiner brutalen Angriffe umbrachte. Sie hatte nichts zu verlieren. Eliah schon.
    Constanze hob den Kopf und blickte in den Spiegel. Es war höchste Zeit, ihren lang gehegten Plan in die Tat umzusetzen. Sie würde mit Eliah fliehen. So schnell wie möglich. Sofort. Heute Nacht noch.
    Kaum hatte sie die Entscheidung gefällt, wischte sie energisch die Tränen ab und öffnete den Medizinschrank. Nachdem sie die klaffende Wunde am Handgelenk notdürftig verarztet hatte, schlich sie zum Ankleidezimmer. Penibel darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, öffnete sie die Tür. Erfahrungsgemäß schlief Michael nach dem Sex wie ein Murmeltier, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Sie schnappte sich eine Sporttasche und griff mit zitternden Händen an die Türen der riesigen Schrankwand. Zum ersten Mal kam ihr Michaels Sinn für teure Einrichtung wirklich zunutze, denn die Schrankfronten liefen ohne die geringste Erschütterung geräuschlos auf. Sie stopfte das Nötigste an Kleidung für Eliah und sich in die Tasche, schälte sich aus den Resten des Abendkleides und ließ es zu Boden fallen.
    In Jeans und Pulli zu schlüpfen tat so weh, dass ihr vor Schmerz wieder Tränen übers Gesicht rannen. Vorsichtig zog sie die Ärmel über ihre bandagierten Handgelenke und atmete tief durch, bis die Übelkeit in ihrem Magen etwas nachließ, dann eilte sie zurück und betrat leise das Kinderzimmer.
    Nun begann der heikelste Teil ihrer Flucht. Sie musste Eliah aus dem Bett nehmen, ohne ihn aufzuwecken. Die Aktion verlangte Nerven wie Drahtseile. Sie hatte ihn schon fast im Arm, da hörte sie durch die offene Zimmertür, wie sich Michael grunzend auf die Seite warf. Ihr blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Sie drehte den Kopf und fixierte das Ehebett. Nichts geschah. Michael schlief weiter.
    Constanze drückte Eliah behutsam an sich und durchquerte das Zimmer. An der Tasche angekommen, ging sie leicht in die Knie und fädelte den Gurt über ihren Arm. Eine neue Schmerzwelle raste durch ihren Körper, trotzdem blieb sie nicht stehen. Sie durfte keine Zeit verschenken. Mit angehaltenem Atem

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