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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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schwenkte die Kamera weiter. Ihr Exmann tauchte im Bild auf. Feist, arrogant, selbstgefällig wie eh und je. Sein Anblick drehte Constanze endgültig den Magen um. Bruchstücke ihrer Vergangenheit spulten sich vor ihrem inneren Auge ab und lähmten sie. Es war ein Gefühl, als hätte jemand einen Kübel Eiswasser über ihr ausgekippt. Würgend rang sie nach Luft.
    »Biene, geht’s dir gut?« Susannes besorgter Tonfall holte sie aus ihrer Bewegungslosigkeit.
    Am ganzen Körper schlotternd drückte sie den Hörer fester ans Ohr. »Ja«, flüsterte sie, als könnte ein zu laut gesprochenes Wort Michaels Aufmerksamkeit erregen. »Ich bin noch da.«
    »Sollen wir nach Köln zurückfahren?« Frank hatte das Telefon wieder erobert. »Wenn du uns brauchst, packen wir sofort unsere Sachen und machen uns auf den Heimweg.«
    Constanze biss die Zähne zusammen, damit sie nicht zu klappern anfingen. »N-nein. Das ist nicht nötig. Ich komme zurecht.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.« Sie presste kurz die Hand vor den Mund. »Wahrscheinlich hat Susanne recht und wir messen dem Ganzen viel zu viel Bedeutung bei. Schließlich ist in den vergangenen zwei Monaten nicht das Geringste passiert.«
    »Mmh.« Sie hörte, wie Frank sich über den Bart rieb. »Es tut mir leid, es dir in dieser Situation sagen zu müssen, aber da ist noch etwas. Kommst du wirklich klar?«
    Constanze straffte sich. »Was denkst du? Ich glaube nicht, dass es Schlimmeres gibt, als das, was ich bereits hinter mir habe.« Etwas wie ein Riegel legte sich in ihrem Inneren um. Was immer Frank ihr noch zu berichten hatte, es würde sie nicht vollends aus der Bahn werfen. »Also, was ist es?«
    »Ich habe weiterhin versucht, etwas über Daniels Vergangenheit herauszufinden. Er stammt aus Tschechien und ist vor neunzehn Jahren dort spurlos verschwunden.«
    Das klang zum Glück nicht sonderlich erschütternd. Constanze schwieg und wartete.
    »Ich habe einen Freund in der Polizeibehörde mit weitreichenden Beziehungen. Als ich ihn vor einer Woche auf Daniel Lander angesprochen habe, hat er zugesagt, mir ein paar Auskünfte zu besorgen.«
    »Herrje Frank, mach es nicht so dramatisch«, tönte Susanne aus dem Hintergrund.
    »Ich habe ihn vorhin angerufen und ihn nach Ergebnissen gefragt. Er war ziemlich kurz angebunden, so ist er mir noch nie begegnet. Er hat nur schroff erklärt, dass er mir nicht helfen kann und wird und mir eine Litanei aufgezählt, gegen welche Gesetze seine Auskunft verstoßen würde.«
    »Vielleicht …«
    »Warte. Sein letzter Satz war: Es existiert kein Daniel Lander, bitte komm in dieser Sache nicht noch mal auf mich zu.«
    Jetzt schwieg auch Frank.
    Constanze schaltete den Fernseher aus. Mit zurückgelehntem Kopf versuchte sie, ihre tobenden Gedanken zu sortieren. »Ich … muss das alles erst mal sacken lassen.«
    »Liebes«, schaltete sich Susanne wieder ein. »Bitte denk daran, dass diese Informationen absolut schwammig sind. Es muss sich nichts Schlimmes dahinter verbergen und einen Zusammenhang zu Michaels Entlassung stellen sie auch noch lange nicht her.«
    »Ich weiß.«
    »Vielleicht sollten wir doch packen und …«
    »Nein. Bitte nicht. Ich will Eliah und euch den Urlaub nicht verderben.« Constanze legte alle Beherrschung in ihre Stimme, zu der sie fähig war. »Ich komme zurecht, hörst du?« Sie wunderte sich, wie energisch sie klang.
    »Jedenfalls weißt du jetzt alles«, meinte Frank, »und es ist besser, wir rechnen mit allem, bevor wir nachher mit heruntergelassenen Hosen dastehen.«
    Normalerweise hätte Constanze bei seiner zotigen Ausdrucksweise gelächelt, aber nicht in dieser Situation. Sie dachte an ihren kleinen Revolver, den sie gut versteckt in einer Schachtel unter dem Kleiderschrank aufbewahrte. Nein, unvorbereitet würde sie nicht sein.
    »Vergiss nicht, dass Michael Bewährungsauflagen hat«, versuchte Frank, sie zu beruhigen. „Und so leicht kann und wird er deine Identität nicht herausfinden. Mach dich also nicht verrückt.«
    Constanze drückte die Lippen aufeinander. Notfalls würde sie Michael eher erschießen, als zuzulassen, dass er wieder in Eliahs Nähe kam.
     
    Langsam löste Constanze ihre klammen Finger vom Hörer. Ihr war bis auf die Knochen kalt.
    Ihr Exmann war aufgrund eines Verfahrensfehlers vorzeitig entlassen worden. Eines Verfahrensfehlers. Constanze keuchte. Du lieber Himmel. Wie hatte so etwas passieren können? Das war doch nicht zu fassen.
    Sie sprang auf und begann, unruhig auf und ab zu

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