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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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gemacht … Moment mal! Ohne den Türknauf aus den Augen zu lassen, fischte sie Daniels Schlüsselbund aus der Hosentasche. Ein Blick auf den kleinsten Schlüssel genügte, und sie probierte ihn aus. Ihre Vermutung entpuppte sich als Volltreffer. Jetzt ließ sich der Griff drehen. Knarrend schwang die Tür auf und gab den Blick auf eine in tiefe Dunkelheit führende Treppe frei.
    Völlig unpassend geisterte Constanze ein Satz aus ihrer Kindheit durch den Kopf. Man findet die Leichen immer im Keller. Das hatte ihre Betreuerin im Heim oft gesagt.
    Constanze zögerte. Sekundenlang stand sie einfach da, uneins, ob sie wirklich hinuntergehen wollte, doch dann entschied sie, lieber gründlich zu sein. Tastend glitten ihre Finger an der rauen Wand entlang, bis sie einen Schalter fand. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, drückte sie ihn und trat einen Schritt nach vorn.
    Das Licht flammte erstaunlich grell auf. Constanze blinzelte, während sie langsam die Stufen hinabging. Die Helligkeit war regelrecht analytisch. Sie erkannte jede noch so kleine Unebenheit in dem grob behauenen Naturstein der Wände. Trotz der starken Beleuchtung beschlich sie ein Gefühl drohenden Unheils. War sie die ganze Zeit schon aufgewühlt gewesen, wurde ihr jetzt regelrecht mulmig zumute. Eine Reaktion, die sich verstärkte, sobald sie den Fuß der Treppe erreichte. Verblüfft sah sie sich um. Im Gegensatz zum übrigen Haus wirkte das weitläufige Gewölbe hochmodern. Steril und nüchtern, nicht wie ein gewöhnlicher Keller, in dem man üblicherweise eine Vielzahl von Dingen deponierte.
    Zaghaft überquerte sie etwas, das nach einer Trainingsmatte aussah, bog um die nächste Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. An der gegenüberliegenden Wand stand ein massiver, nagelneuer Metallschrank, der nicht so aussah, als enthielte er nur harmloses Werkzeug. Vor allem deshalb nicht, weil am Rand der Türen ein kleines Tastenfeld angebracht war.
    Was immer sich in diesem Schrank befand, es musste wertvoll sein – oder gefährlich.
    Die nächste Entdeckung war auch nicht besser. Es handelte sich um einen schmalen Silberkoffer. Er lag auf einer gut sortierten Werkbank direkt daneben. Constanzes Nackenhaare sträubten sich. Auch ohne genauer hinzusehen, wusste sie, was es war, was es nur sein konnte. Sie hatte derartige Koffer in Michael-Zeiten viel zu oft gesehen.
    Vor ihr lag ein Gewehrkoffer. Das per Fingerabdruck gesicherte Schloss bestätigte diesen Eindruck. Obwohl sich ihr Innerstes verkrampfte, trat sie näher. In unguter Vorahnung streifte ihr Blick den Messergürtel an der Wand, dann das Feinmechanikerwerkzeug, das ebenfalls auf der Werkbank lag. Aber es war die schlichte braune Mappe dahinter, die ihr Herz stolpern ließ.
    Wie von einer fremden Macht gesteuert, griff Constanze danach und klappte sie auf. Schon beim ersten Blick auf den Inhalt wurde ihr eiskalt.
    Das konnte unmöglich sein.
    Mit zitternden Fingern schob sie die Papiere auseinander und starrte auf das, was mit jedem Blatt deutlicher zutage trat. Sie hatte sich geirrt. Es war möglich. Und wie.
    Sie hielt ihre komplette Vergangenheit in Händen. Ausdrucke der Zeitungsberichte, Kopien ihrer Aussage vor der Polizei, der wortgetreue Inhalt der Anklageschrift, die genauen Daten ihrer alten sowie neuen Identität, einfach alles. Doch das Schlimmste lag zuunterst: Es war ein eingescanntes Foto. Sekundenlang blickte Constanze ungläubig darauf, nicht fähig, die immer stärker werdende Panik zu unterdrücken.
    Das Bild zeigte sie. Es war ein Portrait vor einer Kokospalme im Licht der untergehenden Sonne. Sie kannte dieses Foto. Sie kannte es sogar sehr gut. Michael hatte die Aufnahme während ihrer Hochzeitsreise auf Bora Bora geschossen und jahrelang in einem goldenen Rahmen auf dem Schreibtisch stehen gehabt. Die darauf vermerkte Zahl war allerdings neu. Eine Eins mit sechs Nullen. Geschrieben in Michaels eckiger Handschrift. Eine Million Euro, ein Kopfgeld – auf sie!
    Der Schock ließ Punkte vor Constanzes Augen tanzen. Michael hatte eine Million Kopfgeld geboten. Er hatte jemanden beauftragt, der sie aufspüren und ihre geheime Identität verraten sollte. In blankem Entsetzen krampfte sie die Finger in die Papiere. Jemand?
    Nicht irgendjemand … den Mann, der diese Unterlagen besorgt hatte. Den Mann, dem dieser Waffenkoffer gehörte. Den Mann, der in diesem Haus wohnte. Daniel Lander.
    Constanze rang würgend nach Luft. Übelkeit schwappte durch ihren Magen und sie

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