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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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sie um sich und versuchte immer wieder, sich zu befreien. »Ich hasse dich! Lass mich los! Ich hasse dich!«
    »Constanze.« Daniel lockerte seine Finger, umschlang jedoch gleichzeitig ihre Taille.
    So winzig diese Unterbrechung auch war, Constanze nutzte sie. Flink entschlüpfte sie seinem Griff und sprang mit einem verzweifelten Satz von ihm weg.
    »Halt, nicht!« Er setzte ihr sofort nach.
    Constanze warf sich herum. Einzig darauf aus, seinen stahlharten Armen zu entkommen, hechtete sie rückwärts aus seiner Reichweite. Sie begriff erst, wie nah sie an der Treppe stand, als es bereits zu spät war. Ihr nächster Schritt ging ins Leere. Geistesgegenwärtig angelte sie nach dem rettenden Geländer und – verfehlte es.
    Stattdessen packten kräftige Finger ihre Handgelenke. Daniel riss sie ruckartig an sich, konnte aber nicht mehr verhindern, dass sie dennoch die Balance verloren. Ineinander verkrallt kippten sie vornüber. Noch im Fallen drehte er sich mit ihr um und schaffte gerade noch, sie über sich zu bringen, bevor sie auf den kantigen Stufen auftrafen.
    Constanze stieß einen Schrei aus, dann landete sie unversehrt auf Daniels durchtrainiertem Körper. Sofort schraubten sich seine Arme um sie. Er drückte sie so eng an sich, dass sie kaum mehr Luft bekam. Trotzdem presste sie sich noch an ihn. Froh, seine schützenden Arme um sich zu haben, während sie unaufhaltsam die steile Treppe hinabstürzten.
    Es schien Stunden zu dauern, bis sie unten ankamen. Sie endeten am Knick der Treppe, wo Daniel unsanft mit der Schulter gegen die Wand krachte. Er gab einen dumpfen Laut von sich, danach herrschte Totenstille. Selbst die mächtige Standuhr schien erschrocken innezuhalten.
    Bewegungslos, Arme und Beine in einer Weise ineinander verkeilt, dass sie nicht mehr zu trennen schienen, lagen sie da. Der Schreck saß ihr in allen Gliedern und ihr linkes Knie war geprellt. Ansonsten hatte sie sich nichts getan – dank Daniels beherzten Eingreifens. Sie konnte sich ungefähr ausmalen, wie schmerzhaft dieser Sturz für ihn gewesen sein musste. Langsam hob sie den Kopf.
    Er hatte die Augen geschlossen, aber den hageren Flächen seines Gesichts war die Anspannung deutlich anzusehen. Nicht zuletzt, weil er für die Rettungsaktion seinen gesamten Körper eingesetzt hatte – mit Folgen. Einige Augenblicke lang rührte er sich nicht, dann dehnte er stöhnend die Muskeln und löste seine Umarmung.
    Spätestens da fiel Constanze siedend heiß ein, dass sie dringend von ihm weg musste. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er seine fünf Sinne wieder beisammenhatte, und dann Gnade ihr Gott.
    Hastig entwirrte sie ihre Beine und robbte von ihm hinunter, doch Daniels Reflexe waren noch intakt. Seine Finger gruben sich in ihren Hosenbund. Er versuchte zwar, sie aufzuhalten, fertig brachte er es jedoch nicht. Constanze hatte keinerlei Schwierigkeiten, seinem Griff zu entwischen. Eilig kroch sie auf allen vieren die restlichen Stufen hinab und plumpste auf den weichen Teppich. Daniel drehte sich auf die Seite und murmelte benommen ihren Namen. Für Constanze gab es nur noch ein Ziel: ihre Handtasche. Sie kämpfte sich auf die Beine und wankte darauf zu. Obwohl sie nicht mehr als vier Meter entfernt sein konnte, hatte sie das Gefühl, vierzig bewältigen zu müssen. Endlich erreichte sie den Tisch. Noch ehe sie die Tasche richtig zu fassen bekam, zerrte sie den Revolver aus dem Innenfutter und wirbelte zu Daniel herum.
    Er stand bereits aufrecht am Fuß der Treppe. Wie er so schnell dahin gekommen war, blieb Constanze ein Rätsel. Allein, wie er es überhaupt geschafft hatte, aufzustehen. Im Gegensatz zu ihr hatte er sich durchaus verletzt. Beide Hände auf seine rechten Rippen gedrückt, lehnte er schwer atmend an der Wand. Er wirkte ganz anders als sonst. Die Haare im Gesicht, den Oberkörper leicht gekrümmt, erinnerte er Constanze eher an eine verwundete Raubkatze als an den sorglosen Mann, den sie bisher erlebt hatte. Obwohl er vollkommen ruhig dastand, spürte sie die unterschwellige Spannung in seinen Muskeln. Er sah sie an, hatte seine gesamte Aufmerksamkeit auf sie gerichtet, dennoch sprach er kein Wort.
    Constanzes Unterlippe zitterte. In ihrem Kopf drehte sich alles, teils vor Fassungslosigkeit, teils vom Sturz. Die Situation kam ihr so unwirklich vor. Er kam ihr so unwirklich vor. Ihre Finger flatterten bedenklich, trotzdem nahm sie die Waffe in Anschlag. Sie öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch kein Laut drang

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