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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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Bitte!«
     
    *
     
    Constanze versteifte sich. Es war ihr unmöglich, zu sprechen, unmöglich, zu atmen, unmöglich, zu denken. Ihr war überhaupt alles unmöglich. Sie wollte nur noch fort. Fort von Silas, fort von den schrecklichen Beweisen in seinem Keller. Fort von den widersprüchlichen Gefühlen, die er auslöste.
    Einen Moment stand sie wie erstarrt, dann reagierte sie. Sie stemmte die Hände gegen seine Brust und versuchte, seine Umarmung zu durchbrechen.
    Silas ließ es nicht zu. Sie versuchte es erneut. Er parierte. Ein stummer Ringkampf entbrannte zwischen ihnen. Jedes Mal mit demselben niederschmetternden Ergebnis. Constanze kam keinen Zentimeter voran. Es war klar, dass sie nirgendwo hingehen würde, solange er nicht einlenkte. Zum ersten Mal wurde ihr wirklich bewusst, welch ungeheure Kraft er besaß. Genauso gut hätte sie versuchen können, gegen einen Fels zu kämpfen. Sein Körper stand dermaßen unter Spannung, dass sie überzeugt war, er würde sich eher die Arme ausreißen lassen als sie freizugeben. Die Beharrlichkeit, mit der er sie festhielt, sprach Bände. Er wollte sie unter allen Umständen bei sich halten.
    Völlig außer Atem hob Constanze den Kopf und sah ihn an. Der Ausdruck seiner Augen traf sie unvorbereitet. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber nicht diese Qual, die ein Spiegel ihrer eigenen war. Nicht minder schlimm, nicht minder ehrlich. Der Anblick schnitt ihr tief ins Herz. Plötzlich spürte sie den absurden Impuls, sich wider alle Vernunft an Silas zu lehnen, tatsächlich bei ihm zu bleiben – ungeachtet der schrecklichen Dinge, die sie über ihn herausgefunden hatte. Dieser Wunsch erschütterte sie bis in die Grundfesten ihrer Seele. Geschockt begann sie erst recht, sich zu wehren.
    »Bitte geh nicht.« Silas gab immer noch nicht auf.
    Constanze ebenso wenig. Ohne auf seine leisen Worte zu achten, strampelte sie weiter. Sie musste hier weg, bevor sie wirklich noch darüber nachdachte, was er gesagt hatte. Er war ein Killer. Ein eiskalt berechnender Killer.
    Als sie erneut beide Fäuste gegen ihn drückte, obwohl sie dazu eigentlich keinerlei Kraft mehr aufbringen konnte, lockerte er unvermittelt den Griff.
    Die Hoffnungslosigkeit, mit der seine Arme von ihr rutschten, ließ Constanze aufschluchzen. Sie taumelte von ihm weg, drehte sich um und stürzte blind vor Tränen aus dem Haus.
    Sie rannte den ganzen Kiesweg bis zur Straße. Sie brauchte sich nicht umzusehen. Silas würde ihr nicht folgen, anderenfalls hätte er sie nicht erst gehen lassen. Trotz dieser Gewissheit rannte Constanze weiter. Sie rannte und rannte, als könnte sie dem Schmerz in ihrem Inneren entfliehen.
    Sie blieb erst stehen, als ihre Lungen beim besten Willen nicht mehr in der Lage waren, ausreichend Sauerstoff in ihren Körper zu pumpen. Zitternd und erschöpft knickte sie auf der Bank vor einer Bushaltestelle zusammen.
    Als der Bus endlich eintraf, stieg sie ein. Ohne zu fragen, wohin die Fahrt ging, ohne auch nur aufzusehen, setzte sie sich auf einen freien Platz. Ihr war egal, wohin diese Linie fuhr, solange der Bus sie nur weit wegbrachte.
    Irgendwie würde sie nach Hause gelangen. Dort konnte sie sich verkriechen, bis das Chaos und der Schmerz in ihrem Herzen nachließen. Irgendwann.
    Zwei Stunden später stand sie tatsächlich vor ihrem Haus. Alles kam ihr fremdartig vor. Als hätte sich seit dem Morgen die Welt aus den Angeln gehoben. Gewissermaßen traf das auch zu – auf ihren Teil davon. Sie krampfte die Finger um die Tasche und spürte die Umrisse des Revolvers unter dem weichen Leder. Es gab nichts, was bitterer war als die ungeschönte, gnadenlose Realität.
    Die Treppe kostete sie die letzte Energie. Drinnen angekommen, fiel ihr alles aus den Händen. Weinend setzte sie sich aufs Sofa. Und dort saß sie. Stundenlang. Die Arme um die Knie gelegt, ganz in sich zusammengekauert. In ihrem Kopf wirbelten unverändert die Ereignisse umher.
    Nichts passte zusammen.
    Silas’ Verhalten passte nicht zu seinem Auftrag.
    Ihre Gefühle passten nicht zu ihrer Entdeckung.
    Seine Worte passten nicht zu einem Killer.
    Ihre Flucht passte nicht zu ihrem Herzen.
    Nichts passte zusammen.
    Sie konnte immer noch nicht begreifen, was er gesagt hatte. Genauso wenig wie alles, was sie in den letzten Stunden herausgefunden hatte. Wackelig wie eine Neunzigjährige kam sie wieder auf die Füße. Einige Minuten stand sie hilflos da und versuchte, sich zu sammeln. Sie musste dringend überlegen, was sie

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