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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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doch zu nichts. Er war ein Killer. Und sie … sie musste ihre absurden Wunschträume schleunigst vergessen.
    Mit energischem Schwung klappte sie ihren Notizblock auf. Sie hatte weiß Gott andere Sorgen, als über ihre Gefühle nachzudenken. Sie musste eine Liste erstellen, welche Sicherheitsmaßnahmen sie treffen konnte, um sich auf mögliche Übergriffe von Michael vorzubereiten. Vielleicht war es sogar ratsam, sich bereits jetzt Gedanken über den Verkauf des Hauses zu machen. Und für ihre geliebte Buchhandlung galt das Gleiche. Es galt im Grunde für alles, was sie nicht tragen konnte … Furchtbar.
    Mr. Pepper kam aus der Küche geschlichen, steuerte erst den Futternapf an, blieb dann aber vor ihr stehen, weil er ihre bedrückte Stimmung spürte. Sie nahm ihn hoch.
    »Also du kommst auf jeden Fall mit«, versprach sie.
    Der Kater sah sie aufmerksam an, dann streckte er sich und rieb in einer tröstend wirkenden Geste den Kopf gegen ihre Wange.
    Constanze schluchzte und vergrub das Gesicht in seinem weichen Fell.
    Wieder war es das Telefon, das sie aus ihrer Bewegungslosigkeit holte, nur dieses Mal nicht so abrupt. Nach dem gestrigen Tag hatte Constanze die Lautstärke so weit heruntergedreht, dass sie nicht ständig zu Tode erschrak, wenn es klingelte. Trotzdem legte Mr. Pepper die Ohren an und fauchte. Etwas, das er sonst nie tat. Offenbar spürte das Tier ihre innere Anspannung genau.
    Constanze streichelte ihm über den Rücken, mehr, um sich zu beruhigen als ihn, dann setzte sie ihn neben sich ab und rappelte sich hoch. Sie blickte sie auf das Display. Unbekannte Nummer. Sollte sie rangehen? Silas war es jedenfalls nicht. Schließlich rang sie sich durch. »Ja?«
    »Hallo Sabine. Hier ist Roland.«
    Constanze schloss die Augen. »Hallo.« Zum ersten Mal war sie froh, dass es nur ihr Nachbar war.
    »Ich wollte mich noch mal entschuldigen, weil ich vor drei Tagen so dumm bei dir reingeplatzt bin.«
    Drei Tage? Constanze brauchte einen Moment, bis ihr einfiel, dass das der Abend gewesen war, an dem Silas sie in der Küche geküsst hatte. Sie schluckte gegen die Enge in ihrem Hals. War das erst vor drei Tagen gewesen? Ihr kam es wie in einem anderen Jahrhundert vor.
    »Ist schon gut, Roland. Bitte sei nicht sauer, aber ich kann im Moment nicht reden.«
    »Du bist böse auf mich, nicht wahr?«
    Ihr anfängliche Erleichterung verflog. »Nein, mir geht’s im Moment nur nicht gut, Ich …«
    »Was? Warum denn? Soll ich rüberkommen?«, fiel er ihr augenblicklich ins Wort. »Ich könnte dir einen Tee machen, dich umsorgen und so.«
    Constanze schüttelte derart heftig den Kopf, dass Mr. Pepper fauchend von ihrem Schoß sprang. »Nein, wirklich nicht. Ich komme gut allein klar, danke.«
    »Wenn du meinst.« Es klang enttäuscht. »Darf ich dich später noch einmal anrufen?«
    »Nein, Roland.« Bei dem Gedanken, wie sie jedes Mal zusammenfuhr, sobald das Telefon klingelte, würden ihr seine ständigen Anrufe den letzten Nerv rauben.
    »Wieso denn nicht? Du bist allein. Was, wenn dir etwas zustößt?«
    Diese Frage war so aberwitzig, dass Constanze um ein Haar hysterisch aufgelacht hätte. Was konnte ihr nach dem, was sie gestern mit Silas erlebt hatte, noch Tragischeres zustoßen? Absolut nichts mehr. »Mir passiert schon nichts«, tat sie heiter. »Ich werde mich später etwas hinlegen, dann geht’s mir bestimmt besser.«
    »Na gut, aber danach rufst du mich an, ja? Bitte, versprochen?« Roland ließ nicht locker. Etwas, das selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich war.
    Constanze hatte plötzlich das ungute Gefühl, dass hinter seiner Penetranz vielleicht etwas anderes als die Sorge um ihre Gesundheit stand. Hastig wischte sie den Gedanken beiseite. Jetzt sah sie langsam den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
    »Ich werde dich nicht anrufen«, hörte sie sich sagen. Kurioserweise gelang es ihr ausgerechnet in dieser entsetzlichen Lage, ihn abzuwehren. Vielleicht lag es schlicht daran, dass Roland im Moment wahrlich ihr geringstes Problem war. Sie setzte sich aufrecht hin. »Ich wollte es dir schon lange sagen. Ich weiß zu schätzen, wie sehr du dich um mich bemüht hast, aber wenn ich ehrlich sein soll, möchte ich das nicht. Bitte sei so gut und ruf mich nicht mehr an. Gute Nacht.«
    Ehe Roland die Chance hatte, etwas darauf zu erwidern, legte sie auf, zog kurzerhand die Leitung aus dem Stecker und kehrte dem Gerät den Rücken. Wenigstens eine Sache, um die sie sich keine Gedanken mehr machen

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