Wie weit du auch gehst ... (German Edition)
du das? Von diesem Silas? Wer ist das überhaupt?
»Daniel. Daniel ist der Deckname von Silas«, erklärte Constanze. »Ich habe nach Franks Anruf Schlüssel in seinem Wagen gefunden und sein Haus durchsucht. Dabei bin ich auf Papiere über meine Vergangenheit gestoßen. Michael hat Silas eine Million für meine Ermordung geboten.«
Susanne schnappte nach Luft. »O Gott! Du musst sofort verschwinden. Am besten, du fährst gleich los. Komm zu uns. Daniel hat keine Ahnung, wo das Zeltlager ist. Hier bist du in Sicherheit.«
Constanze schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube nicht, dass er mir etwas tun wird. Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Du hast mit ihm gesprochen, nachdem du das alles herausgefunden hast? Um Gottes willen. Und er hat nicht … du bist nicht …«
»Er hat mich gehen lassen.« Constanze wischte hastig ihre Tränen ab. »Wenn er mich hätte umbringen wollen, wäre ich längst tot, das kannst du mir glauben.«
»Das begreife ich nicht. Wenn das alles stimmt, dann muss er doch einen Grund gehabt haben, seinen … Du-weißt-schon-Was nicht auszuführen.«
»Er hat gesagt, er liebt mich.« Constanze hörte sich selbst kaum noch.
Susanne gab ein überraschtes Geräusch von sich. »Das hat er gesagt?« Sie verstummte einen Augenblick. »Und du glaubst ihm natürlich nicht«, schloss sie messerscharf.
»Ich weiß nicht. Alles, was er bisher gesagt und getan hat, könnte eine einzige Lüge sein. Alles.«
»Na, offensichtlich nicht alles«, gab Sanne zu bedenken. »Ich war von Anfang an sicher, dass Daniel etwas für dich empfindet. Das war eindeutig. So etwas kann man nicht heucheln. Nicht so überzeugend. Von daher glaube ich nicht, dass … du musst dich irren.«
»Er ist ein Killer. Einer der besten. Der kann noch ganz andere Sachen. Dinge vorzutäuschen, gehört bei ihm zum kleinen Einmaleins.«
»Wenn … wenn deine Vermutung stimmt, musst du schnellstens verschwinden. Pack deine Sachen und komm zu uns. Dann überlegen wir gemeinsam, wie es weitergeht.«
Als Constanze keine Erwiderung gab, sprach Susanne weiter. »Du liebst ihn, nicht wahr?«
»Ja«, gestand Constanze leise. »Ich habe stundenlang darüber nachgedacht. Es ist eigentlich unmöglich, aber ich liebe ihn. Immer noch. Hast du schon einmal etwas so Widersinniges gehört?«
»Was hast du jetzt vor?«
Ein Spaziergänger schlenderte vorbei und Constanze wandte das Gesicht ab. »Das kommt darauf an, was in den nächsten Tagen passiert.«
»Denkst du, Michael kennt deinen Aufenthaltsort?«
»Du meinst von Silas?«
»Ja.«
Darüber brauchte Constanze erstaunlicherweise nicht lange nachzudenken. »Nein, das glaube ich nicht. Nach dem, was ich bisher über Silas’ Vorgehensweise weiß, lässt er sich von niemandem in die Karten sehen. Er erledigt seinen Auftrag im Geheimen und verschwindet wieder.«
»Und woher weißt du das so genau? Aus deiner Zeit bei Michael?«
»Ja. Silas ist einer der besten Killer, von denen ich je gehört habe. In Michaels Kreisen nennt man ihn den Magier.« Constanze biss sich auf die Unterlippe. »Angeblich hat er noch nie einen Fehler gemacht. Michael hat mal erwähnt, dass alle Personen, die bisher auf seiner Liste standen, tot sind … Alle, bis auf mich«, schränkte sie dann zögernd ein.
»Mir ist nicht wohl dabei, dich jetzt allein zu lassen.«
»Ich denke nicht, dass ich im Augenblick in Gefahr bin. Schließlich kann Michael nicht jede Woche einen neuen Killer anheuern«, stellte Constanze mit einem Anflug von Galgenhumor fest, dann wurde sie wieder ernst. »Ich möchte Eliah jetzt nicht hier haben. Bei euch ist er sicher – und bis ich weiß, wie es weitergeht …«
»Bitte bring dich in Sicherheit.«
»Ich werde nichts riskieren.« Constanze straffte sich. »Es hat gutgetan, mit dir zu reden, Susanne. Ich weiß nicht, was ich ohne dich und Frank tun würde.«
»Wir sind immer für dich da. Melde dich, hörst du?«
»Das werde ich. Bis bald.« Constanze klappte langsam das Handy zu. Das Telefonat hatte sie etwas ruhiger werden lassen, auch wenn der brüllende Schmerz über Silas’ wahre Identität unverändert blieb.
Abends ging Constanze mit schwerem Herzen durch ihr Haus. Die Vorstellung, dass Michaels Hass sie vielleicht erneut zwingen würde, ihr Heim aufzugeben, schnitt ihr die Luft ab. Sie hatte immer nur den Traum eines normalen Lebens gehabt. Wie es aussah, würde er wohl niemals in Erfüllung gehen. Gequält schob sie die Gedanken an Silas beiseite. Das führte
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