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Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Wie weit du auch gehst ... (German Edition)

Titel: Wie weit du auch gehst ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Höll
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musste.

15.
    Uneingeladene Gäste
     
     
     
    Z wei Tage lang geschah nichts Außergewöhnliches. Constanzes Leben ging so alltäglich weiter, als hätte es die traumatischen Ereignisse mit Silas nie gegeben. Lediglich Beate ließ eine Bemerkung fallen, dass Daniel ungewohnt lange nicht in die Buchhandlung gekommen sei. Constanze musste sich abwenden, um ihre Tränen zu verbergen. Es war schwer, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr nur sein Name sie aufwühlte. Irgendetwas sagte ihr, dass dies noch sehr lange so bleiben würde – egal wie oft sie sich vor Augen hielt, dass er ein Killer war, ein Verbrecher der übelsten Sorte. Ein Mörder. Nicht einmal jemand, der aus Emotionen zum Mörder wurde, sondern jemand, der eiskalt Aufträge für Geld ausführte und gnadenlos Leben zerstörte. Schon allein der Gedanke, für einen solchen Menschen Gefühle zu hegen, die sich nicht einstampfen ließen, bereitete ihr Übelkeit.
    Am dritten Tag traf morgens ein Päckchen ein. Stirnrunzelnd unterschrieb Constanze die Empfangsbestätigung und legte die Zusendung auf der Ladentheke ab.
    Beate warf im Vorbeigehen einen Blick darauf. »Ich wusste nicht, dass du neue Bücher bestellt hast.«
    »Habe ich auch nicht. Keine Ahnung, wer das geschickt hat.« Constanze drehte das Päckchen und betrachtete es von allen Seiten. »Es hat ein Postfach als Absender. Vielleicht ist es ein Werbeexemplar von einem neuen Autor.« Sie holte eine Schere aus der Schublade und begann, sorgfältig die Verpackung zu öffnen.
    »In dem Film, den ich gestern angesehen habe«, sagte Beate und verschränkte die Arme, »war so etwas eine Briefbombe. Vielleicht solltest du das Ding lieber nicht aufmachen.« Als sie hörte, wie Constanze nach Luft schnappte, hob sie bestürzt die Hände. »Das sollte doch nur ein Scherz sein.« Sie berührte Constanze am Arm. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Constanze zwang sich zu einem Lächeln. »Schon gut. Aber wenn uns gleich die Bude um die Ohren fliegt, dann lachst du nicht mehr.« Im Stillen betete sie, dass sie damit nicht auch noch richtig lag. Michael schien jedes Mittel recht zu sein, sie ins Jenseits zu befördern. »Ach, Beate«, murmelte sie, während sie unnötig umständlich die Paketschnur entfernte. »Gehst du bitte mal in den Keller und holst mir eine neue Belegrolle?«
    »Klar, kommt sofort.«
    Einige Herzschläge lang dachte Constanze ernsthaft darüber nach, ob sie das Päckchen ungeöffnet entsorgen sollte, doch dann riss sie sich zusammen. Sie löste ihre verkrampften Hände und klappte den Karton auf.
    Es war ein Buch, aber mit Sicherheit kein Erstlingswerk, dafür wirkte es viel zu abgegriffen.
    Irritiert nahm sie es aus seinem Styroporbett und sah es sich genauer an. Ein Gedichtband von Dante Alighieri. Sehr teuer, sehr selten. Es gab nur wenige Sammler, die solch eine literarische Kostbarkeit ihr Eigen nannten. Ihr Herz begann wild zu hämmern. Silas war einer davon …
    Sie hatte den Band in seiner Bibliothek gesehen, an dem Abend, an dem sie die Panne gehabt hatte. Mit zitternden Fingern klappte sie den Umschlag auf. Natürlich gab es keine Widmung. Nur ein absoluter Banause hätte ein derartiges Buch mit einem Eintrag verunstaltet. Probeweise kippte sie die Seiten, ob vielleicht ein Zettel herausfiel.
    Beate kehrte zurück. »Wow. Von wem kommt denn das? Das Buch sieht ja richtig teuer aus.«
    Constanze klappte es vorsichtig wieder zu. »Das ist es auch.« Mehr konnte sie nicht sagen. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Kam dieses Buch wirklich von Silas oder ging die Fantasie mit ihr durch?
    »Was machst du jetzt damit?«, fragte Beate und legte die Belegrolle in die Kasse ein.
    Constanze packte das Werk sorgsam zurück in den Karton. »Wir bewahren es auf. Nicht, dass es versehentlich an die falsche Buchhandlung geschickt wurde.« Diese Möglichkeit bestand immerhin. Es kam ab und an vor, dass Werke dieser Art an Auktionen teilnahmen. Bestimmt interpretierte sie vor lauter Nervosität in diese Sendung völlig falsche Dinge hinein. Es war doch eher unwahrscheinlich, dass Silas etwas mit diesem Buch zu tun hatte.
     
    Zwei Tage später war sie sich da nicht mehr so sicher. Sie hielt bereits das dritte anonym gelieferte Päckchen in der Hand. Wieder enthielt es ein Buch, diesmal ein Werk von Voltaire. Und wieder kam es Constanze verdächtig bekannt vor. Sie schluckte. Langsam gingen ihr die Ideen aus, was die Herkunft der Bücher anging. Tatsächlich deutete alles

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