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Wie wollen wir leben

Wie wollen wir leben

Titel: Wie wollen wir leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Maischenberger
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Marktradikalität, als die Landesbanken sich im US-Immobilienmarkt oder in Island des erwarteten hohen Ertrags wegen engagierten, für sie als Träger verantwortlich. Da stehen übrigens auch die Aufsichtsorgane im Feuer.
    Â 
    Also erlag in dieser Zeit auch die Politik der Gier, dem Hunger nach mehr, wenn man schon viel hat?
    Â 
    Das heißt, dass sie sich übergessen hat. Das hatte dann Verdauungsstörungen bis hin zum Durchfall zur Folge.
    Â 
    Die wir jetzt alle ausbaden.
    Â 
    Da gebe ich Ihnen durchaus recht. Bei der Bayerischen Landesbank kommt noch etwas hinzu, nämlich der Kauf dieser merkwürdigen österreichischen Bank namens Alpe Adria. Ob es Gier war oder die Vorstellung, dass das Land Bayern dann in der europäischen Bankenliga mitspielte – letztlich wird beides nicht auszuschließen sein.
    Â 
    Man könnte auch von Größenwahn sprechen.
    Â 
    Man hat sich, höflich gesagt, sehr übernommen und Risiken sträflich unterschätzt.
    Â 
    Jedenfalls war das Vorgehen der BayernLB nicht bescheiden?
    Â 
    Keineswegs. Es stehen ja nicht nur Strafverfahren und Schadensersatzprozesse gegen Vorstandsmitglieder der Bank bevor. Schadensersatz soll auch von dem damaligen Vorsitzenden des Verwaltungsrats
und seinem Stellvertreter verlangt werden. Ob ebenfalls Österreich als Staat herangezogen werden kann, ist offenbar Gegenstand von Verhandlungen. Der Verdacht, dass Repräsentanten der Alpe Adria sogar betrogen haben, besteht jedenfalls.
    Â 
    Ein Schlamassel.
    Â 
    Richtig, ein Schlamassel. Und das ist milde ausgedrückt.
    Â 
    Wird der Sozialstaat, wie wir ihn kennen, überhaupt Bestand haben? Abgesehen von der Beschleunigung auf der Kapitalseite beziehe ich jetzt die demografischen Veränderungen mit ein. Die Rechnung ist einfach: Es sind nicht genügend Nachkommen da, und von den vorhandenen kann man nicht erwarten, dass sie die immer mehr, immer älter werdenden Menschen finanzieren.
    Â 
    Die demografischen Veränderungen sind eines der großen Probleme der Zukunft, national, aber – wie ich schon sagte – alsbald auch global, allerdings in der entgegengesetzten Richtung. Auf der nationalen Ebene muss man wissen: Die Menschen über sechzig oder fünfundsechzig nehmen prozentual zu, was aber nicht nur damit zu tun hat, dass ihre Lebensdauer steigt. Es hängt ebenso damit zusammen, dass die Zahl der jährlichen Geburten seit langem sinkt. Hätten wir noch die Geburtenhäufigkeit der sechziger Jahre …
    Â 
    â€¦ hätten wir kein Problem.
    Â 
    Es wäre vielleicht immer noch ein Problem, aber ein viel kleineres. Aber bei den demografischen Ursachen wird meist nur hervorgehoben, dass die Alten so verdammt alt werden.
    Â 
    Nein, nein. Häufig genug heißt es, dass wir Frauen viel zu wenig Kinder bekommen haben, besonders in meiner Generation.
    Â 
    Sie schildern es so, als würde es wie ein Vorwurf klingen.
    Â 
    Nicht von Ihnen. Noch nicht.
    Â 
    Manche äußern sich so, ich jedoch nicht. Noch etwas: Wenn wir nicht die Migranten hätten, dann wäre der Anteil der über Fünfundsechzigjährigen noch wesentlich höher. Denn Migranten sind
insgesamt jünger, und Migrantinnen bekommen mehr Kinder als Frauen – wie es so schön heißt – aus der angestammten Bevölkerung.
    Â 
    Einschub?
    Â 
    Ja.
    Â 
    Thilo Sarrazin hat das auch sehr ausgiebig analysiert und gelangte zu der Schlussfolgerung, dass die falschen Frauen in Deutschland die Kinder bekommen. Er geht sogar noch weiter und sagt, er könne sich vorstellen, dass eine Akademikerin …
    Â 
    â€¦ fünfzigtausend Euro erhält, wenn sie …
    Â 
    â€¦ ein Kind bekommt, bevor sie dreißig oder fünfunddreißig ist.
    Â 
    Mit Sarrazin haben wir uns an anderer Stelle eigentlich schon ausgiebig genug beschäftigt.
    Â 
    Aber seinen konkreten Vorschlag kann ich Ihnen nicht ersparen. Die Frage, die er aufwirft, ist doch, ob man demografische Probleme auch dadurch steuern kann, dass man finanzielle Anreize zum Kinderkriegen gibt?
    Â 
    Da ist ja schon einiges geschehen. Die mühsam erkämpfte Anrechnung der Kindererziehungszeiten bei den Renten zum Beispiel. Oder das Elterngeld. Auch in einzelnen Ländern die Befreiung von Kita-Gebühren.
    Â 
    All das hat nur nicht dazu geführt, dass mehr Babys geboren wurden. Deswegen frage ich, funktionieren solche Maßnahmen

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