Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
Anscheinend hatte es Vanessa vor den Kopf gestoßen, dass ihr eine Frau mit einer viel üppigeren Figur die Schau gestohlen hatte.
Halbherzig versuchte Jake, es wieder wettzumachen, indem er ihr mehr Aufmerksamkeit schenkte, aber er war eben nicht mit dem Herzen bei der Sache. Er fand sie nicht einmal mehr attraktiv. Und was die Vorstellung betraf, heute Nacht mit ihr zu schlafen … nein, er wollte es nicht mehr. Dagegen wurde sein Blick immer wieder wie magisch angezogen von Mel an der Seite seines Großvaters.
Auf keinen Fall wollte er seiner ehemaligen persönlichen Assistentin die Genugtuung geben, sich augenfällig dafür zu interessieren, wie unverschämt sie sich auf dieser Party amüsierte. Doch es fiel ihm sehr schwer, seine Aufmerksamkeit auf Vanessa und die Freunde an seinem Tisch zu lenken, und das Knallen der Champagnerkorken verdarb ihm restlos die Laune.
Endlich brachen die Gäste auf. Jakes Freunde wollten den Abend in einer angesagten Bar fortsetzen, aber er hatte keine Lust mehr, sie zu begleiten. Als er sich unter irgendeinem Vorwand entschuldigte und Vanessa vorschlug, ruhig mit den anderen zu gehen, entschied sie sich schmollend, genau das zu tun.
Jake fragte sich an diesem Punkt, wie er sie überhaupt je hatte begehrenswert finden können. Dennoch verbot ihm sein Stolz, die Beziehung zu beenden, solange Mel sie beide noch im Blick hatte. Damit hätte er in seiner Vorstellung der höchst provokanten Miss Rossi nicht nur das Sahnehäubchen, sondern den ganzen Kuchen überlassen.
Eingehakt am Arm ihres Großvaters, half sie diesem gerade, die Gäste zu verabschieden, spielte die Gastgeberin auf seiner Party mit der Gelassenheit einer erfahrenen Künstlerin, was Jake bis ins Mark reizte. Demonstrativ legte er Vanessa einen Arm um die Taille, als sie sich Byron und Merlina näherten.
„Tolle Party, Pop“, sagte er, wobei er sein strahlendstes Lächeln aufsetzte.
Sein Großvater schüttelte ihm herzlich die Hand. „Dafür hast nicht zuletzt du gesorgt, mein Junge. Ich kann dir nicht genug danken.“
„Ja, die Sache mit der Torte war eine brillante Idee“, flötete Merlina unschuldig. „Ich habe mich wundervoll mit Byron amüsiert.“
Jake hielt entschlossen an seinem Lächeln fest, als er sich ihr zuwandte. „Danke“, antwortete er steif. „Und ich darf Ihnen einmal mehr dazu gratulieren, dass Sie sich der Lage mehr als gewachsen gezeigt haben.“ Und zum Beweis, dass er ein guter Verlierer war, fügte er noch hinzu: „Ich wünsche Ihnen alles Gute für Ihre neue Stellung, wozu Sie sich auch entscheiden werden, Mel.“ Er dachte nicht im Traum daran, sie Merlina zu nennen!
„Es wird das Eheleben sein, wenn ich ein Wort dabei mitsprechen darf“, warf sein Großvater ein, wobei er Merlina liebevoll zuzwinkerte.
„Ach Byron“, schnurrte sie und drückte seinen Arm.
Jake starb tausend Tode. Das Raubtier in ihm drängte ihn, Mel Rossi einfach zu packen und in seine Höhle zu schleifen. „Haben Sie eine Fahrgelegenheit nach Hause?“, erkundigte er sich stattdessen so freundlich und fürsorglich wie möglich.
Sie lächelte ihn strahlend an. „Wie nett von Ihnen, daran zu denken! Aber Byron hat mich gebeten, noch zu bleiben, und da ich seine Gesellschaft so genieße …“
„Was ist mit Kleidung?“ Die Frage war heraus, ehe Jake sich besann. Aber die Vorstellung, dass Mel Rossi in ihrem Rosenbikini einen Abend in trauter Zweisamkeit mit seinem Großvater verbringen würde, machte ihn rasend.
„Ich habe natürlich eine Tasche mit Kleidung zum Wechseln dabei“, versicherte sie locker. „Machen Sie sich meinetwegen keine Sorgen, Jake.“
„Das wird er ganz gewiss nicht tun“, mischte sich Vanessa spitz ein. „Vielen Dank für die reizende Party, Byron.“
„Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat, meine Liebe“, erwiderte Jakes Großvater galant, offenbar nicht gewillt, sich von der Zickigkeit einer dünnen Frau die strahlende Laune verderben zu lassen.
„Pass auf dich auf, Pop“, warnte Jake ihn noch, bevor er sich mit Vanessa abwenden wollte.
„Stattdessen pass ich lieber auf Merlina auf“, erklärte Byron. „Morgen gehen wir erst einmal shoppen.“ Er lächelte Merlina voller Vorfreude an. „In Double Bay gibt es einige erstklassige Boutiquen, und dann gönnen wir uns zum Mittagessen die köstlichen Meeresfrüchte bei ‚Doyle’s’. Dort haben sie immer einen Tisch für mich.“
„Wie wundervoll!“, rief die Femme fatale an seiner Seite und schmiegte
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