Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
eigenen Stil zu kreieren.
Da sie sich eine Familie wünschte, war es auch höchste Zeit, sich einen Ehemann zu suchen, aber wo sollte sie einen Mann finden, mit dem sie sich vorstellen konnte den Rest ihres Lebens zu verbringen? Nach der Zeit mit Jake … Nein, es war dumm, Vergleiche anzustellen. Und hatte sie nicht von Anfang an gewusst, dass Jake kein Mann zum Heiraten war? Auch wenn Byron das anders sah. Seiner Meinung nach musste man Jake nur genügend provozieren, damit er erkannte, dass sie die Richtige für ihn wäre. Tief in ihrem Herzen hoffte Merlina immer noch, dass ihr wohlmeinender Kuppler die Situation richtig einschätzte. Träume waren hartnäckig.
So oder so musste sie sich jedoch eine neue Stelle suchen, denn ein Rückschritt kam für sie nicht mehr infrage. Sie wollte nur noch nach vorn blicken.
Mit diesem Entschluss ging Merlina hinunter in den großen Salon. Beim Eintreten kam ihr in den Sinn, dass sich nur reiche Leute für weiße Sofas entscheiden konnten. Inmitten auf Hochglanz polierter antiker Möbelstücke und als Kontrast zu den echten Perserteppichen wirkten sie einfach hinreißend dramatisch.
Byron, bekleidet mit einer eleganten Kombination aus weißer Hose, weißem Hemd und beigefarbenem Sakko, stand an der Cocktailbar und drehte sich bei Merlinas Eintreten zu ihr um. Lächelnd kam er ihr mit zwei Champagnerflöten in den Händen entgegen, als wäre sie das beste Spielzeug, das er je besessen hätte. Kein Zweifel, Jake kam ganz nach seinem Großvater.
„Gute Neuigkeiten!“, rief er triumphierend. „Harold hat mich soeben informiert, dass Jake heute Nachmittag angerufen und sich nach dir erkundigt hat.“
Ihr Herz pochte schneller. „Vielleicht ging es ihm nur um ein Problem im Büro“, wandte sie vernünftig ein.
Byron lächelte vielsagend. „Er hat auch gefragt, wann wir zurück wären. Ich rechne fest damit, dass er heute Abend noch hier auftaucht.“
„Wahrscheinlich hat er nur gefragt, weil es ihn geärgert hat, dass er mich nicht sofort erreichen konnte“, wandte Merlina abermals ein.
„Oh ihr Kleingläubigen“, neckte Byron, während seine Augen übermütig funkelten. „Du hast deine Trumpfkarte vergessen.“
„Der Verlobungsring? Aber woher sollte er so schnell davon wissen?“
„Ich wette, Vanessa Hall konnte gar nicht erwarten, es ihm brühwarm zu erzählen, denn sie war sehr pikiert, als Jake am Samstag auf der Party so viel Interesse an dir zeigte. Vertrau mir. Ich kenne die Frauen.“
In diesem Punkt konnte sie ihm nicht widersprechen. Byron war siebenmal verheiratet gewesen und hatte diesbezüglich einen großen Erfahrungsschatz. Zuversichtlich reichte er ihr jetzt eines der Champagnergläser und stieß mit ihr an.
„Auf den Erfolg, meine Liebe.“
Es war nie gut, das Fell des Bären zu verteilen, bevor er erlegt war, wie Merlina sich ins Gedächtnis rief. Aber Byrons Optimismus war unwiderstehlich. Auch sie hoffte auf den Erfolg, wenngleich sie nicht so zuversichtlich war wie ihr galanter Gönner.
Sie nippten beide an ihrem Champagner, als der Butler eintrat.
„Ja, Harold?“, fragte Byron erwartungsvoll.
„Ich habe soeben die Sicherheitstore für Mr. Jake geöffnet, Sir.“
„Großartig! Genau aufs Stichwort.“
Merlina hatte urplötzlich Schmetterlinge im Bauch.
Der Butler, ein großer hagerer Mann von Anfang fünfzig, vergaß seine sonst so würdevolle Haltung und gestattete sich ein kleines Lächeln. „Soll ich also noch ein Gedeck auflegen, Sir?“
„Ich bezweifle, dass mein Enkel in der Stimmung sein wird, heute Abend mit uns zu essen. Warten Sie mit dem Essen, bis ich Ihnen Bescheid gebe, Harold.“
„Ganz wie Sie wünschen, Sir.“
Das Läuten der Türglocke veranlasste Harold, sich zur Haustür zu begeben und den Gast einzulassen.
„Das war schnell“, bemerkte Byron amüsiert. „Jake muss die Auffahrt im Rekordtempo bewältigt haben. Bist du bereit für die Konfrontation, Merlina?“
Sie atmete tief ein. Das war er also, der Moment der Wahrheit. Jakes Reaktion auf die Situation würde ihr verraten, ob er nur in seinem Stolz gekränkt war oder sie ihm auch darüber hinaus etwas bedeutete. „Auf geht’s!“, sagte sie fest entschlossen.
Byron lächelte ihr anerkennend zu. „Braves Mädchen.“
Dankbar erwiderte sie sein Lächeln. Wenn Jakes Großvater am Ende mit seiner Heiratsintrige nichts weiter erreichte, so hatte er zumindest ihre Selbstachtung gestärkt und ihr das Gefühl vermittelt, dass sie es wert sei,
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