Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
sich noch enger an ihren grauhaarigen Gönner.
Kochend vor Wut stürmte Jake davon, wobei er Vanessa hinter sich herzog.
„Nicht so schnell!“, protestierte diese. „Ich trage sehr hochhackige Schuhe.“
„Von mir aus kannst du barfuß durch den Park laufen“, entgegnete Jake ungnädig. Er hatte auch den letzten Rest seines Playboy-Charmes verloren.
Vanessa blieb wütend stehen. „Du hattest selber ein Auge auf sie geworfen, stimmt’s?“
Jake sah sie verblüfft an. „Natürlich nicht!“
„Erzähl mir nichts! Nachdem sie aus der Torte gestiegen war, konntest du kaum den Blick von ihr lassen, und gerade eben wolltest du sie nach Hause fahren“, widersprach Vanessa gereizt. „Und vor allem bist du jetzt stinksauer, weil sie lieber bei Byron bleibt.“
„Stinksauer?“, wiederholte Jake ungläubig.
„Gib dir keine Mühe, es abzustreiten! Und glaube ja nicht, dass ich neben einer blonden Geburtstagstortenpuppe die zweite Geige spielen werde. Adieu, Jake. Ich fahre mit Tim und Fiona.“
Sie wandte sich von ihm ab und stolzierte mit arrogant erhobenem Kopf davon. Doch nach einigen Schritten drehte sie sich noch einmal um, um eine letzte Gehässigkeit loszuwerden: „Ich hoffe, sie wird deine Stiefgroßmutter!“
Nur über meine Leiche! Jake stand wie gelähmt da, denn allein der Gedanke ließ ihn bis tief ins Mark erschrecken. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er nicht, was er tun sollte. Er hatte keinen Plan.
Hinter Vanessa herzurennen, ergab keinen Sinn. Er wollte sie nicht mehr. Die Beziehung hätte sowieso nicht mehr lang gehalten, und er gönnte Vanessa die kleine Genugtuung, den Schlussstrich gezogen zu haben.
Doch dass Mel Rossi ihn verlassen hatte, war etwas ganz anderes. Das war ein Schlag unter die Gürtellinie. Er musste sich wehren. Er musste gewinnen. Jetzt benutzte sie seinen Großvater als Waffe und als Schild. Sobald sie heute Nacht zu ihrer Wohnung in Chatswood zurückkehrte, würde er dort auf sie warten und sie allein abfangen. Und dann würde Mel Rossi ihm nicht die Tür vor der Nase zuschlagen!
Mitternacht … und sie war noch nicht nach Hause gekommen!
Jake war völlig frustriert. Anscheinend blieb Mel über Nacht in der Villa in Vaucluse. Auf jeden Fall hatte es keinen Sinn mehr, vor ihrer Wohnung auszuharren, denn selbst wenn sie noch irgendwann auftauchte, würde er wie ein eifersüchtiger Narr aussehen, wenn er sie zu dieser nachtschlafenden Zeit zur Rede stellte. Und er war kein eifersüchtiger Narr! Nein, er hatte ihr Spiel durchschaut, ihm eine lange Nase zu machen … und er war fest entschlossen, zumindest das letzte Wort dabei zu haben.
Mit diesem Entschluss fuhr er nach Hause nach Milson’s Point.
Doch dummerweise ging Mel den ganzen Sonntag über nicht ans Telefon. Die Möglichkeit, dass sie tatsächlich mit seinem Großvater shoppen und essen war, machte ihn schier wahnsinnig. Er ermahnte sich, Ruhe zu bewahren. Es konnte nur eine Frage der Zeit sein, dass er sie allein erwischte.
Der Montag wartete mit neuen Frustrationen auf. Jake fiel es zunehmend schwer, seiner Aushilfsassistentin gegenüber höflich zu bleiben. Sie war eine dünne Blondine, die ständig versuchte, mit ihm zu flirten, was bei ihm jedoch auf keinerlei Gegenliebe stieß. Tatsächlich argwöhnte er, dass Mel sich große Mühe gegeben hatte, eine Aushilfe zu finden, die ganz dem Typ Frau entsprach, auf den er gewöhnlich stand. Ein weiterer Schlag ins Gesicht!
Und immer noch meldete sich bei Mel nur der Anrufbeantworter. War sie vielleicht schon in Urlaub gefahren? Oder … nein, er wollte einfach nicht glauben, dass sie tatsächlich ein Techtelmechtel mit seinem Großvater anfing. Das war doch nur ein Spiel gewesen, oder nicht?
Er rief in der Villa in Vaucluse an.
„Ich bin’s. Jake“, sagte er ungeduldig, als sich der Butler am anderen Ende der Leitung meldete. „Ist mein Großvater zu sprechen, Harold?“
„Mr. Byron ist heute aus.“
Er musste einfach Gewissheit haben. „Und was ist mit Miss Rossi?“
„Miss Rossi begleitet Mr. Byron.“
Jakes Magen krampfte sich zusammen. „Wann werden sie zurück sein?“
„Das Dinner soll zur gewohnten Zeit serviert werden, deshalb erwarte ich, dass sie bis dahin zurück sein werden.“
Sie! Nicht nur sein Großvater! „Danke, Harold“, rang Jake sich mühsam ab. „Dann werde ich später noch einmal anrufen.“
„Soll ich etwas ausrichten, Sir?“
„Nein, vielen Dank.“
Er konnte sich auf keinerlei Arbeit konzentrieren.
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