Wie zaehmt man einen Herzensbrecher
als Frau begehrt zu werden.
„Trink“, forderte er sie jetzt auf. „Vergiss nicht, wir feiern unsere Verlobung. Außerdem wird der Champagner dir helfen, die Dinge etwas leichter zu nehmen.“
„Stimmt“, pflichtete sie ihm bei und trank einen großen Schluck.
Aber die berauschende Wirkung des Champagners war nichts im Vergleich zu dem elektrisierenden Effekt, den Jakes Eintreten auf sie ausübte.
„Wie ich höre, muss man gratulieren“, meinte er spöttisch, ohne sich mit einer Begrüßung aufzuhalten.
Merlina spürte seinen Blick im Nacken und konnte sich gerade noch zurückhalten, herumzufahren. Wenn sie Jake Paroli bieten wollte, musste sie Ruhe bewahren.
„Ganz recht, meine Junge“, antwortete Byron gelassen und gab ihr damit die nötige Zeit, sich zu fassen.
Sie setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, drehte sich langsam herum und streckte Jake ihre Linke entgegen, an der unübersehbar der große Verlobungsdiamant funkelte. „Wir haben uns verlobt“, erklärte sie scheinbar glückselig.
Jakes Lächeln wirkte gezwungen. Es brachte nicht einmal die Grübchen in seinen Wangen zum Vorschein. Stattdessen lag ein vernichtender Ausdruck in seinem Blick, als er sie von Kopf bis Fuß begutachtete, wobei er den Diamantring an ihrem Finger bewusst ignorierte. „Was für ein Glück! Dann brauchen Sie sich ja keinen neuen Job zu suchen.“
Sein sarkastischer Ton bohrte sich wie Messerstiche in ihr Herz. Merlina errötete unwillkürlich. Sie war keine Mitgiftjägerin, und es kränkte sie, dass Jake ihr genau das unterstellte. Andererseits, war es unten den gegebenen Umständen nicht verständlich? Und sie konnte kaum protestieren, denn wenn sie ihm die Wahrheit sagte, wurde das Spiel sinnlos.
Byrons vergnügtes Lachen rettete sie. „Ich denke, Merlina wird in der Rolle meiner Ehefrau genug zu tun haben. Wir werden ein sehr erfülltes Leben führen. Als Erstes stelle ich mir eine sehr lange und ausgiebige Weltreise vor …“
„Ja, sie versteht es meisterhaft, zu planen“, fiel Jake ihm eisig ins Wort. „Ein Talent, das ich heute im Büro schmerzlich vermisst habe. Die Aushilfe ist dumm wie Bohnenstroh. Wenn es dir nichts ausmacht, Pop, würde ich gern unter vier Augen mit Mel sprechen. Vielleicht lässt sich dadurch das Chaos, das ihre Kündigung verursacht hat, etwas lichten.“
Arbeit! Sie persönlich war ihm völlig egal. Er dachte nur an seine kostbare Firma.
„Das muss Merlina entscheiden“, wies Byron ihn zurecht. „Und ich möchte hinzufügen, dass du ihre Gutmütigkeit ausnutzt, indem du sie weiterhin Mel nennst. Sie hat das immer gehasst. Nicht gerade diplomatisch von dir, wenn du ihre Hilfe willst.“
„Du hast recht.“ Jake verbeugte sich spöttisch in Merlinas Richtung. „Ich entschuldige mich dafür, Ihren Namen erneut verhunzt zu haben. Eine schlechte Angewohnheit.“ Doch sein Blick war eher fordernd als bittend, als er hinzufügte: „Wenn Sie mir jetzt freundlicherweise in dieser Angelegenheit weiterhelfen würden …“
„Ja, ja“, meinte Merlina ungeduldig, weil sie wegen der Probleme im Büro Gewissensbisse plagten. „Es tut mir leid, wenn die Aushilfe nicht Ihren Vorstellungen entspricht. Ich dachte, Sie würden sie mögen.“
Jake presste die Lippen zusammen, als hätte sie ihm eine Ohrfeige versetzt. Aber genauso empfand er ja auch die Wahl ihres Ersatzes. Aus reiner Gehässigkeit hatte sie sich für eine dünne Blondine entschieden, weil sie sich durch seine private Vorliebe für diesen Frauentyp zurückgesetzt gefühlt hatte. Doch Geschäft war Geschäft, und sie hätte sich in ihrem Urteil nicht von persönlichen Gefühlen beeinflussen lassen dürfen.
„Nun, ich lasse euch beide einen Moment allein, um die Probleme zu klären“, sagte Byron großzügig. „Möchtest du mit uns zu Abend essen, mein Junge? Und mit uns auf unsere Zukunft anstoßen?“
„Nein, danke“, wehrte Jake ab, wobei er sich rasch bemühte, die Schroffheit seiner Antwort durch ein gezwungenes Lächeln abzumildern. „Dein Gewinn ist mein Verlust, Pop. Ich bin heute Abend wirklich nicht in der Stimmung zu feiern.“
Byron nickte. „Verstehe ich. Dann ein anderes Mal. Ich werde jetzt gehen und Harold informieren, dass du nicht zum Essen bleibst.“
Sobald Byron die Tür hinter sich geschlossen hatte, spürte Merlina, wie die Spannung im Raum stieg. Unschlüssig blickte sie in ihr Champagnerglas und wünschte sich sehnlich, sie könnte in der perlenden goldenen Flüssigkeit die
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